Auf der IAA 1963 ist NSU mit gleich mehreren Neuheiten vertreten. Neben dem schicken NSU/Wankel Spider feiert auch der NSU Prinz 1000 Premiere. Und der kommt bei Medien und Publikum ebenfalls gut an, denn der kleine und temperamentvolle Wagen bietet ein in seiner Klasse bis dahin nicht gekanntes Fahrverhalten. Mit diesem Modell und den modernen Vierzylindermotoren betritt NSU zudem Neuland, denn mit ihm steigt man in die Mittelklasse ein. Die Nachfrage nach NSU-Autos, vor allem nach dem neuen „Tausender“, wächst – und mit ihr auch das Neckarsulmer Werk: Auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern baut NSU eine neue Halle, die Platz für sechs Fertigungsstraßen bietet. Die ersten Prinzen rollen Anfang April 1964 vom Band. Und schon Ende April kommen NSU-Händler aus ganz Deutschland nach Neckarsulm und nehmen gleich 1.150 NSU Prinz 1000 mit. Von 1964 bis 1972 produzieren die Neckarsulmer in den Versionen Prinz 1000 L und S sowie NSU 1000 C zusammen rund 195.000 Stück, vom NSU Prinz 1000 TT sind es nochmals etwa 11.500 Exemplare.
Sportlicher NSU Prinz 1000 sorgt für Siegesserie von Siegfried Spiess Serienmäßig ist der NSU Prinz 1000 mit einem 40- beziehungsweise 43-PS-Motor ausgestattet, je nach Modellvariante. Nachträgliche Anpassungen wie eine optimierte Nockenwelle, Weber-Vergaser, Rennauspuff sowie ein tiefergelegtes Fahrwerk machen das nur rund 650 Kilogramm schwere Auto immerhin 150 Stundenkilometer schnell und damit auch auf der Rennstrecke und bei den damals populären Bergrennen konkurrenzfähig. In einem solchen Prinz 1000 wird Siegfried Spiess, der sich damals gerade einen Namen als Motorspezialist und Tuner macht, 1965 Deutscher GT Bergmeister aller Klassen. Von elf Wertungsläufen beendet Spiess acht als Sieger und wird drei Mal Zweiter. Weitere Erfolge in diesem Jahr sind der Klassensieg bei der Tour d’Europe und der Gesamtsieg bei der Korsika Rallye, die als Rallye der 10.000 Kurven bekannt ist.
Die Siegesserie von Spiess ist bemerkenswert: Nach vier Meistertiteln am Berg wechselt der Motorentechniker mit einem selbst getunten NSU TT auf die Rundstrecke. 1971 beendet er seine Fahrerkarriere, liefert mit seinem Know-how aber weiterhin wertvolles Wissen aus dem Rennsport für die Serie sowie für weitere sportliche Erfolge der Marke NSU.
NSU TT: erfolgreichstes deutsches Auto bei nationalen Bergrennen 1967 ergänzt NSU sein Portfolio um zwei Sportvarianten – den NSU Prinz TT und den nochmals stärkeren NSU Prinz TTS. Der NSU TT wird zwischen 1967 und 1972 gebaut, er leistet serienmäßig 65 PS. Bei beiden NSU-Sportlimousinen, TT und TTS, liegt der luftgekühlte Vierzylindermotor im Heck, beide haben ein extrem gutes Leistungsgewicht und sind damit auch Erfolgsgaranten im Motorsport: Schon im TT-Premierenjahr wird Günther Irmscher 1967 mit einem NSU TT Gesamtsieger der Tour d’Europe, Bill Allen im Folgejahr Amerikanischer Meister der Region Süd-Pazifik. Beim TTS hat NSU den Sturz der Räder auf leicht negativ bis neutral eingestellt, außerdem Sportstoßdämpfer installiert. Wem das noch nicht sportlich genug ist, der kann einen sogenannten „Speed-Satz“ ordern – allerdings ist der Einsatz dann nur auf der Rennstrecke erlaubt. Den serienmäßigen TTS mit 1.000-Kubikzentimeter-Motor und 70 PS Leistung produzieren die Neckarsulmer von 1967 bis 1971 – und zwar rund 2.400 Stück davon. Der NSU TT läuft insgesamt etwa 50.000 Mal vom Band. Ein besonders leistungsstarker Vertreter ist heute Bestandteil der historischen Fahrzeugsammlung der AUDI AG, der „NSU TT Jägermeister“: Vergrößerter Hubraum, 1.300er Weber-Vergaser mit Ansaugbrücke, Doppelzündung, vergrößerte Ein- und Auslasskanäle machen das Auto tauglich für den privaten Motorsport. Derartige Maßnahmen machen dieses Auto bis zu 190 Stundenkilometer schnell und lassen es bei 7.800 Umdrehungen 130 PS leisten.
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