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Dienstag, 21. Oktober 2008 Brilliance BS4: Nicht nur kostengünstig, auch solide

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Brilliance BS4. Foto: Auto-Reporter/BrillianceBrilliance BS4. Foto: Auto-Reporter/Brilliance

Die Startversuche chinesischer Hersteller auf dem deutschen Automarkt verliefen bislang mehr als unglücklich. Plagiat-Vorwürfe, mangelnde optische Qualität selbst bei Ausstellungs-Fahrzeugen und verheerend abgelaufene Crashtests schufen ein Negativ-Image, das auf der Werte-Skala noch tiefer als die "japanische Reisschüssel" aus den 60er-Jahren einzustufen ist. Doch jetzt ist die Zeit der aufgeschobenen Termine vorbei. Als erster Allein-Importeur einer chinesischen Marke in Deutschland präsentiert Brilliance Deutschland ab 25. Oktober sein BS4. Brilliance erhebt den Anspruch, bei einem Basispreis von 15'990 Euro in dieser Klasse nicht nur das preiswerteste Angebot zu haben, sondern mit dem neu entwickelten Modell auch in Ausstattung, Qualität, Fahrverhalten und Sicherheit wettbewerbsfähig zu sein. Nicht ohne Stolz verweist man auf die Zusammenarbeit mit BMW in China, auf die zum grossen Teil aus Deutschland stammenden Produktions-Anlagen und die Einbindung europäischer Zulieferer.

Brilliance BS4. Foto: Auto-Reporter/Brilliance
Brilliance BS4. Foto: Auto-Reporter/Brilliance
Brilliance BS4. Foto: Auto-Reporter/Brilliance
Brilliance BS4. Foto: Auto-Reporter/Brilliance
 

Die selbstgestellten Ansprüche konnten wir einer ersten Fahrvorstellung im Raum Dortmund nicht alle überprüfen. Doch steht zumindest fest, dass die bei Pininfarina in Turin entworfene 4,65 lange Stufenhecklimousine auf jeden Fall zeitlos gefällig daherkommt. Das gilt auch für den viel Platz bietenden Innenraum. In dem wellenförmigen Armaturenträger hat der Fahrer die wichtigsten Instrumente gut im Blick, die Bedienelemente sind ergonomisch ohne Fehl und Tadel angeordnet und weitestgehend selbsterklärend.
Die Sitze sind straff und dennoch komfortabel und bieten genügend Auflagenfläche wie ausreichend Seitenhalt. Dabei ist der Fahrersitz achtfach und das Beifahrergestühl immerhin noch vierfach zu verstellen, so dass jeder seine richtige Position finden sollte. Die Fondpassagiere können sich über fehlende Bein- und Ellbogenfreiheit nicht beklagen. Nur bei Sitzriesen rückt durch das leicht abfallende Dach der Himmel recht nahe. Mit 430 Litern bietet das Gepäckabteil mehr als genügend Volumen. Durch ein relativ schmale Öffnung und eine recht hohe Ladekante ist es allerdings nicht ganz einfach zu befüllen.
Für den Vortrieb stehen zur Markteinführung zwei Benzin-Motoren zur Verfügung, die man mit einer Mitsubishi-Lizenz fertigt. Ein Diesel ist in Vorbereitung. Die 1,6-Liter- (100 PS mit 134 Newtonmeter maximalen Drehmoment bei 4500 U/min) und 1,8-Liter-Triebwerke (136 PS mit 165 Nm bei 5000 U/min) sind aus dem Lancer bekannt. Keine Hochleistungsaggregate, aber grundsolide und mit 8,04 bzw. 8,67 Liter Super auf 100 km relativ verbrauchsarm.
Eine Charakteristik, die zum BS4 passt. Dürfte er doch kaum von besonders sportiv angehauchten Mitmenschen geordert werden. Was nicht heisst, dass man den BS4 nicht ohne Reue auch flott bewegen kann. Mit einem langen Radstand von 2,79 Metern und einem straff, aber dennoch recht komfortablen Fahrwerk erweist sich die Limousine nämlich nicht nur als guter Gleiter, sondern entwickelt auf kurvigen Strecken durchaus auch dynamische Fahreigenschaften. Schade nur, dass einen bei zu viel Übermut kein ESP einfängt. Das ist noch in Entwicklung und nach dem gegenwärtigen Zeitplan erst 2010 verfügbar.
Angeboten wird der BS4 in den zwei Ausstattungs-Varianten Comfort und Deluxe. Die gehobene Ausführung (zusätzlich mit Lederlenkrad, Sitze mit Teil-Lederpolsterung, Klimaautomatik, elektrisch bedienbarem Schiebedach und elektronischer Einparkhilfe) gibt es nur in Verbindung mit dem 1,8-Liter-Motor ab 19'550 Euro. Deutschland-Geschäftsführer Hartwig Hirtz geht aber ohnehin davon aus, dass sich über 70 Prozent der künftigen Kunden für die Comfort-Linie (1,6 Liter ab 15'990 / 1,8 Liter ab 17'550 Euro) entscheiden, die unter anderem mit vier Airbags, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, elektrischen Fensterhebern rundum und einer Klimaanlage ebenfalls passabel ausgerüstet ist.
124 Händler stehen zum Verkaufsbeginn bereit und hoffen dieses Mal auf einen guten Start. Vorausgesetzt, beim Crashtest werden die anvisierten drei Sterne erreicht, wird es nämlich weitestgehend von ihren Aktivitäten abhängen, ob das Verkaufsziel von 2500 bis 4000 Einheiten einschliesslich des im Frühjahr auf den Markt kommenden Kombi erreicht werden kann. Denn unser BS4 hinterliess bei der Probefahrt auch bei der Verarbeitung einen soliden Eindruck, so dass die Aufgabe nun offenbar heisst, die potenziellen Käufer zu einer Probefahrt zu bewegen.
Dabei macht sich Hartwig Hirtz nichts vor. Zumindest für die erste Zeit ist der BS4 "ein Angebot für alle, denen ein Toyota, ein Mazda, ja sogar ein Hyundai für das eigene Budget zu teuer geworden ist." Eine Positionierung, die auf dem deutschen Markt durchaus erfolgreich sein kann wie der Dacia Logan beweist. (ar/hhg)

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