In Erinnerung geblieben ist das nassforsche Selbstbewusstsein von Brilliance, mit dem die erste Fahrvorstellung der Limousine BS6 Ende 2006 in Bonn angegangen wurde. Deren journalistischer Zulauf hatte die Organisatoren der Veranstaltung dann aber prompt überfordert. Dass das chinesische Auto vom italienischen Designer Giugiaro entworfen worden ist, verschaffte der komfortablen Reiselimousine (Brilliance) bei ihrer ersten Fahrpräsentation möglicherweise einen gewissen Sympathiebonus. Das Gros gefällter Urteile über den Gesamteindruck, den der BS6 bei den Probefahrten im Bonner Umland hinterliess, fiel eher gnädig aus. Der ins Spiel gebrachte Preisvorteil liess Milde walten. Dann aber kam der Scharfrichter namens Crashtest. Das Technik Zentrum des ADAC in Landsberg billigte dem Auto gerade mal einen Stern von fünf möglichen zu, was "Auto Bild" seinerzeit vernichtend titeln liess: "Schrott aus China". Die zermürbende Einschätzung wollten die Chinesen verständlicherweise so schnell wie möglich revidieren. Etwa 60 Teile seien daraufhin unter Berücksichtigung von Materialbeschaffenheit und Konstruktionsmerkmalen geändert worden, liess Brilliance jetzt verlauten. Nur drei Monate danach sei ein entsprechend überarbeiteter BS6 auf der Full-Scale-Crashtestanlage der spanischen IDIADA Automotive Technology SA in Tarragona geprüft worden. Das Ergebnis lasse erwarten, dass das Auto nun bei einem offiziellen Test durchaus drei Sterne bekommen würde, heisst es in einer Presseerklärung von Brilliance, mit der gleichzeitig auf die diesjährigen Genfer Exponate aufmerksam gemacht wird. Dass es neben den bekannten Limousinen BS6 und BS4 auch wieder das eigenständig entworfene Coupé BC3 sein wird, ist keine Überraschung. Die jüngste Botschaft von HSO Motors Europe ist es wohl eher: Zehn selbstständige Importeursgesellschaften, "die insgesamt 16 europäische Länder abdecken", stünden nun bereit, den Vertrieb von Brilliance-Modellen zu übernehmen. Ein Vertriebnetz gebe es in Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, in der Schweiz, in Estland, Lettland, Litauen, Griechenland, Tschechien, in der Slowakei, in Schweden, Belgien, Luxemburg und Holland. Es seien Partner mit grosser Automobilkompetenz gewonnen worden. In der Türkei und in Polen seien zielgerichtete Verhandlungen mit Vertriebspartnern nahezu abgeschlossen. Für die Ersatzteilversorgung, Logistik, Garantieabwicklung, Homologation, Disposition und technische Betreuung aller Importeure sorge das Unternehmen China Automotive Distribution and Services GmbH (CADS). Der Geschäftsführer von CADS, Eberhard Niering, verspricht: "In Deutschland können wir jedes Ersatzteil innerhalb von 24 Stunden an den Händler liefern." Fehlt eigentlich nur noch kaufwillige Kundschaft, die im chinesischen BS6 oder auch im kompakteren BS4, dessen europäische Markeinführung ab August dieses Jahres in Aussicht gestellt wird, jenes überzeugende Angebot sieht, das vermeintlich nicht zu toppen ist. (ar/PS/WR)
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