Die zweite Generation des Kombis baut auf der Plattform des V90 auf, ist aber rund 18 Zentimeter kürzer, hat eine steilere Heckscheibe und ein nach hinten abfallendes Dach. Genau 96 Millimeter mehr Radstand und eine modifizierte Raumaufteilung sorgen dafür, dass fast 100 Liter Kofferraum mehr als beim Vorgänger zur Verfügung stehen (529 Liter). Durch Umklappen der Rücksitzlehnen ist das Gepäckabteil auf 1441 Liter erweiterbar. Die lang gezogene Fronthaube in Verbindung mit einem kurzen vorderen Überhang und einer nach rückwärts verschobenen Kabine lässt Erinnerungen an den legendären P 1800 ES „Schneewittchensarg“ wach werden.
Funktionalität, Fahrspaß, Familie sind drei wichtige Bereiche, in denen der V60 punkten will. Fortschritt könnte ebenso dazu gehören, denn als erste Baureihe auf Basis der skalierbaren Produktplattform wird der Kombi mit zwei Hybrid-Varianten auf dem Markt kommen. Bis es so weit ist – etwa zum Ende dieses Jahres – werden ein Benziner und zwei Diesel den Start in den deutschen Markt bewerkstelligen. Der aufgeladene Vierzylinder des direkt einspritzenden Benziners leistet 310 PS (228 kW), die per SCR-Kat gereinigten Diesel 150 PS (110 kW) und 190 PS (140 kW).
Obwohl die schwedische Marke von Berichten über manipulierte Selbstzünderaggregate unbehelligt blieb, konnte sie sich der Sogwirkung des Skandalstrudels nicht entziehen. Die anhaltende Unsicherheit bei Kunden, ob und, falls ja, wie sie von Fahrverboten betroffen sein könnten, ließ auch bei Volvo den Zuspruch für Diesel-Neuwagen schwinden. Aus ehemals nahe 90 Prozent Dieselanteil durch alle Baureihen sind mittlerweile etwa 70 Prozent geworden, mit einem Wert um zwei Drittel wird für die Jahresendabrechnung kalkuliert. Da kommen wahrscheinlich die Hybride gerade recht, die als Plug-in-Versionen 340 PS (250 kW) und 390 PS (287 kW) Leistung haben werden.
Das Cockpit des V60 ist dem des XC60 sehr ähnlich. Aufgeräumt, übersichtlich und edel untermauert der Wagen durch hochwertige Anmutung im Innern seinen Premiumanspruch. Die sportlich geschnittenen Sitze mit integrierten Kopfstützen geben guten Seitenhalt und haben in der höherwertigen Ausstattung eine bewegliche Oberschenkelauflage. Da Insassensicherheit zu den Kernwerten der Marke zählt, wurde das City-Safety-Notbremssystem um eine neue Funktion ergänzt. Schon bisher leistete es eine Fahrzeug-, Motorrad-, Fußgänger-, Fahrradfahrer- und Wildtier-Erkennung. Nun werden außerdem Fahrzeuge erfasst, die auf einem der eigenen Fahrspur entgegenkommen und bei drohenden Kollisionen mittels automatischer Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit die Schwere des möglichen Aufpralls verringert.
Integriert ist außerdem ein Lenkimpuls, der den Fahrer beim Ausweichen eines Hindernisses und beim anschließenden Stabilisieren des Fahrzeugs unterstützt. Unfälle beim Linksabbiegen verhindert darüber hinaus wirkungsvoll der Kreuzungs-Bremsassistent. Wer das ganze Paket der möglichen Assistenten und Sicherheitssysteme schnürt, dazu noch eine Handvoll Komfortfeatures ordert, kann freilich den Preis seines V60 ohne viel Mühe verdoppeln. Premium ist eben nicht zum Nulltarif zu haben. Für das Modell T6 mit Allradantrieb und Benzinmotor beginnt die Preisliste bei 49 500 Euro, die Acht-Gang-Automatik ist inbegriffen. Die von Hand geschalteten Diesel beginnen bei 40 100 Euro (D3, 150 PS) bzw. 43 300 Euro (D4, 190 PS).
Der nach neuem WLTP-Zyklus ermittelte Verbrauchswert liegt für den V60 mit T6-Motor bei acht bis neun Litern je 100 Kilometer. Die ersten Testfahrten lassen auf einen Praxiswert jenseits von zehn Litern schließen. Zwischen 5,1 und 6,7 Liter lauten die Herstellerangaben für die Diesel-Modelle. Auch hier ist ein Zuschlag von einem bis 1,2 Liter zu erwarten, vorausgesetzt man belässt es bei gelegentlichen Versuchen, die Sprintfähigkeiten in vollem Umfang auszukosten. (ampnet/afb)
|