Sparsame und leistungsstarke Turbo-Motoren sowie eine Vielzahl neuartiger Sicherheitstechniken waren seinerzeit weitere Attribute des „Bodyguard“, wie der Volvo 440 zunächst in der Werbung, bald aber auch im allgemeinen Sprachgebrauch genannt wurde. Anders als bei allen anderen war auch das Design. Scharfe Kanten und Konturen sowie eine kecke Kombination aus Schräg- und Stufenheck machten den Volvo 440 begehrenswert.
Tatsächlich war die Volvo 400er Serie nicht nur evolutionär, sondern so revolutionär wie bis dahin keine andere Modellreihe der schwedischen Traditionsmarke. „Lieben Sie Überraschungen?“, fragte Volvo deshalb in einer Werbekampagne zur Vorstellung des ersten Volvo mit Quermotor und Vorderradantrieb. Vorreiter haben es selten leicht. Dennoch war der neue Volvo 440 nicht nur auf den internationalen Motorshows ein gefeierter Premierenstar, sondern auch in den Schauräumen der Volvo Partner, die wirklich überraschend viele Kunden anderer Premium-Marken begrüßen konnten. Das klare nordische Design, das moderne Antriebslayout und sparsame Benziner mit anfänglich 70 kW (95 PS) bis hin zu 88 kW (120 PS) Leistung machten den außergewöhnlich leichtgewichtigen und nur 4,31 Meter langen Volvo 440 sofort zur schnellen und stilsicheren Alternative im anspruchsvollen Kompaktsegment.
Sportiver Fünftürer als familienfreundlicher „Bodyguard“
Mit seinem drehfreudigen 1,7-Liter-Vierzylinder bot der Volvo 440 Turbo sogar mehr Temperament als alle vergleichbaren Sechszylinder des Wettbewerbs. Nachdrücklicher noch als das erste Mitglied der Volvo 400er Familie, der 1985 vorgestellte extravagante Shootingbrake Volvo 480 ES, bewies der fünftürige Volvo 440, dass zwischen sportlichen Fahreigenschaften und Familienfreundlichkeit kein Widerspruch bestehen muss. Bis zu 1.027 Liter Volumen bot das variable Gepäckabteil unter der großen Heckklappe mit markanter Stufe – ein Raumangebot, das Maßstäbe setzte und in dieser Klasse sonst fast nur von Kombis erreicht wurde. Nicht einmal die 1989 vorgestellte dritte Karosserievariante der Volvo 400 Serie, die klassische Stufenhecklimousine Volvo 460, konnte bei umgeklappten Rücksitzen mehr Platz bieten.
Der Volvo 440 wäre allerdings kein Volvo gewesen, wenn er nicht auch im Bereich Sicherheit wegweisend gewesen wäre. Der bereits äußerst stabile Sicherheitskäfig des schwedischen Herstellers wurde deshalb um einen integrierten Überrollbügel und Verstärkungen in den Türen als Seitenaufprallschutz ergänzt. ABS, Airbag, die automatische Sicherheitsgurt-Höheneinstellung und innovative Gurtstraffer wurden mit dem ersten Facelift zum Serienstandard, der Volvo 440 damit zum echten Trendsetter und ersten Auto mit dem Beinamen „Bodyguard“.
Noch mehr sparen ließ sich ab 1993 außerdem beim Tanken. Ein drehmomentstarker, 66 kW (90 PS) leistender 1,9-Liter-Turbodiesel begnügte sich bei konstant 90 km/h mit einem damals beispielhaft niedrigen Normverbrauch von nur 4,2 Litern auf 100 Kilometer. Aber auch alle Benzinmotoren waren nicht nur kräftig, sondern von Anfang an auch knausrig. Schließlich wurden Effizienz und Nachhaltigkeit schon bei der Entwicklung der im niederländischen Born gebauten schwedischen Kompaktklasse groß geschrieben. So gehörte zum Leichtbau-Programm der leer nur rund 1.000 Kilogramm wiegenden Volvo 400er Serie die weltweit erste Motorhaube aus stahlhartem, aber leichtem Fiberglas in Bienenwabenstruktur. Innovativ war auch der Verzicht auf Asbest, Schwermetalle und Quecksilber bei der Produktion. Der geregelte Drei-Wege-Katalysator war Standard, nicht fehlen durften neue Details wie eine grell leuchtende Lampe, die vor fehlerhafter Abgasreinigung warnte.
Als im November 1996 die Produktionsbänder der Volvo 400 Serie stoppten, waren rund 690.000 Einheiten der kantigen Kompakten verkauft worden. Der legendäre Bodyguard war alles, nur nicht gewöhnlich. Ganz so wie sein aktueller Nachfolger, der neue Volvo V40.
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