2010 indes gab Ford seine schwedische Beteiligung wieder ab. Neuer Partner ist Geely, der größte private Automobilhersteller in China. Im vergangenen Jahr baute er rund 550 000 Autos, die meisten davon klein, einfach und sehr preiswert. Auch ohne China zeigen die Zahlen nach längerer Durststrecke wieder nach oben. „Back in black“, freute sich jüngst Volvo-Chef Hakan Samuelsson, „Volvo ist zurück in den schwarzen Zahlen!“ Der nach dem Hinsiechen von Saab einzige große Hersteller in Schweden baute im vergangenen Jahr 427 840 Autos, mehr als je zuvor. Volvo sieht sich im Übergang: Die Verträge mit Ford laufen aus, mit Geely werden neue Konzepte, neue Aggregate entwickelt. In Göteborg arbeiten Ingenieure aus Schweden und China gemeinsam an einer Plattform für einen Volvo in der Golf-Klasse, für China ist zudem ein Kleinwagen angedacht mit Volvo-Technik und Sicherheit.
Erstes Ergebnis indes ist die neue „Drive-E“-Motorenfamilie – ein Zwei-Liter-Vierzylinder für Benzin und Diesel. Mit ihm verbunden ist geradezu ein Technologiesprung: Beide Versionen bestehen so weit wie möglich aus gleichen Teilen, lassen sich also besonders rationell fertigen. Vor allem stehen beide in Leistung und Drehmoment, besonders aber in Verbrauch und CO2-Emission ganz vorn in ihren Segmenten. Der Benzinmotor wartet in seiner stärksten Version T6 mit 225 kW / 306 PS und mit 400 Nm Drehmoment auf – Spitzenwerte für zwei Liter Hubraum. Erreicht werden sie mit Aufladung per Kompressor plus Turbo. Ersterer drückt bei niedrigen Drehzahlen Luft in den Turbolader und sorgt so für Kraft bereits im Drehzahlkeller. Über 3500 Umdrehungen in der Minute, wenn der Turbo volle Wirkung entfaltet, wird der Kompressor abgeschaltet, so dass er keine Kraft für seinen Betrieb verschlingt. Der zweite Benziner T5 wird allein per Turbo geladen, er erreicht 180 kW / 245 PS und 350 Nm ab 1500 U/min. Beide Motoren verfügen über Direkteinspritzung, variable Ventilsteuerung und ein intelligentes Wärmemanagement mit einer automatisch geregelten elektrischen Wasserpumpe. Bei gleicher Leistung wie mit dem bisherigen T5-Benziner (im S60/V60 ebenfalls ein 2,0-Liter-Vierzylinder, 177 kW / 240 PS) ist der neue T5 bald 30 Prozent sparsamer – 6,0 gegenüber 8,1 Liter, 144 Gramm CO2 pro Kilometer statt 189 Gramm (nach EU-Norm). Die Effizienzklasse verbessert sich von E auf B, der V70 rangiert sogar in der für Benzin-Modelle noch sehr seltenen Klasse A+. Mit sensationellen Werten wartet auch der neue Diesel auf: 133 kW / 181 PS, 400 Nm ab 1750 U/min, 230 km/h Höchstgeschwindigkeit im Volvo S60 – und 3,8 Liter Normverbrauch. Er und die 99 Gramm CO2 sorgen auch hier für die Einstufung in die exklusive Effizienzklasse A+. Sie gilt für alle Modelle, die mit dem neuen D4-Diesel ausgerüstet werden. Sein Geheimnis ist vor allem das Einspritzsystem. Es hört auf den beziehungsreichen Namen „i-ART“ (íntelligent Accuracy Refinement Technology) und bildet in der Tat so etwas wie die hohe Kunst der Diesel-Einspritzung. Jedes Einspritzventil verfügt über einen eigenen Drucksensor.
Beim ersten Kennenlernen auf der Straße nötigten einem die neuen Motoren T5 und D4 Hochachtung ab: leise, kräftig bereits bei niedrigen Drehzahlen, sehr sparsam. Im S60 D4 können 5,5 Liter beim Mitschwimmen auf der Landstraße ausreichen – ein Wort für eine 1,6 Tonnen schwere Limousine mit 181 PS, 230 km/h Spitze und einer Beschleunigung in 7,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Den bisherigen 2,4-l-Fünf-Zylinder-Diesel gibt es in den AWD-Versionen von V60, XC60, V70 und XC70 weiter. Die Leistung wurde auf das Niveau des neuen Vierzylinders angehoben: 133 kW / 181 PS. Top-Triebwerk bei den Modellen mit Allradantrieb ist der D5 AWD mit 158 kW/215 PS. Auf längere Sicht werden die neuen Kraftwerke die bisherigen starken Vier- und Fünfzylinder ersetzen. (ampnet/fer)
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