Der Plus ist nur einer aus der Golf VII-Baureihe. Neben dem Basismodell Golf gehören dazu auch noch der Touran, der Tiguan und der Cross Golf sowie der GTI, der GTD und die Cabrios. In der Generation VII stellt der aktuelle Golf Plus allerdings noch ein paar Monate eine Ausnahme dar. Denn er zählt noch zur Generation VI, was kein Nachteil sein muss, weil er noch auf der aufwändigeren Hinterachse rollt und im Falle der Bluemotion-Technology-Variante auch schon ausgefuchste Spritspartechniken bietet.
Wir fuhren jetzt einen Volkswagen Golf Blue Motion Technology 1.6 TDI mit dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) in der Einsteiger-Ausstattung Trendline mit dem 77 kW / 105 PS-Diesel. Den konnten wir auch bei schnellen Autobahntouren nur selten zu einem höheren Durchschnittsverbrauch als fünf Liter bewegen. Der von VW angegebene Wert von 4,4 Liter passt also bei diesem Golf auch zur Praxis.
Mit diesem Energieeinsatz passt der Golf Plus auch in flotten Innenstadtverkehr und als Reisewagen mit Geschwindigkeit von rund 160 km/h auf die Autobahn. Er beschleunigt in zwölf Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht deutlich mehr als 180 km/h. Mit seinem Wendekreis von 10,8 Metern zählt er zu den wendigen, mit seiner höheren Sitzposition zu denen, mit guter Übersicht. Wichtiger als die gute Sicht ist vielen Plus-Freunden allerdings das leichte Einsteigen in den 1,62 Meter hohen Golf.
Innen erwartet sie eine Golf-Umgebung, entnommen der Tiguan-Generation VI. Alles ordentlich und übersichtlich nach Art des Hauses gestaltet, alles gut erreichbar und gänzlich ohne Überraschungen zu bedienen. Lenkung, Federung, DSG-Getriebe – alles ohne Fehl und Tadel. Es liegt nicht nur an den guten Sitzen und der Kopffreiheit, wenn man sich hier am Steuer ganz als Herr der Situation fühlt.
Es soll in Wolfsburg eine Zeit gegeben haben, in der man meinte, mit dem Golf Plus den Golf Kombi ersetzen zu können. Selbst gegenüber dem neuen, längeren Golf VII hat der Sechser-Plus immer noch ein paar Liter mehr Kofferraum und insgesamt das größere Ladevolumen. Doch den Kombifahrern reichte das nicht, und die Golf Plus-Fahrer wollten eben keinen Kombi.
So sitzen sie heute in einem Fahrzeug, über dessen ästhetische Qualitäten schon so oft gestritten wurde, dass man auf die Lösungen beim Golf Plus VII gespannt sein darf. Der aktuelle ist zwar als Golf erkennbar, wirkt aber aufgrund der 17 Zentimeter größeren Höhe wie ein aufgeblasenes Exemplar der Gattung Golf.
Vor allem diejenigen, die an ihre Enkelkinder denken, zählen heute zur typischen Plus-Zielgruppe. Da spielt die Optik weniger eine Rolle als am Beginn einer Partnerschaft. Jetzt wiegen die vier Türen, die Heckklappe, die große Kopffreiheit, die guten Ablage- und Staumöglichkeiten sowie die beiden Isofix-Befestigungspunkte auf den Rücksitzen schwerer. Es siegt die Vernunft.
Wer aus der reiferen Generation früher einen kompakten Personenwagen ohne Van- oder Kombi-Charakter aus deutscher Produktion ins Auge fasste, musste sich zwischen der A-Klasse von Mercedes-Benz und dem Golf Plus entscheiden. Das alte, hoch bauende Konzept der A-Klasse ist aber einem jugendlichen und flachen gewichen. Auch wenn andere Hersteller sich darum bemühen, die alten A-Klasse-Kunden, die nicht auf die B-Klasse umsteigen wollen, aufzufangen – für den Golf Plus standen die Chancen noch nie so gut.
Mit der neuen Generation in ein paar Monaten wird auch der Golf Plus die zusätzlichen Effizienzmaßnahmen und Sicherheitstechnologien der Generation VII mit auf dem Weg bekommen. Aber ist es nicht eine Überlegung wert, den Übergang von VI auf VII zu nutzen, um mit dem Händler zu sprechen. Beim Auto ist Spätlese meist günstiger zu erwerben als der neue Wein. (ampnet/Sm)
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