Die Optik des Westentaschen-Boliden folgt niedersächsischer Strenge. Verbreiterungen der Schweller, 18 oder optional 19 Zoll große Leichtmetallräder, Splitter an der Front- und ein Diffusor an der Heckschürze, dazu ein dezenter Dachkantenspoiler – damit soll es genug der Rennsportschminke sein. Der TCR will nicht wirklich verstecken, was in ihm steckt, trägt jedoch keineswegs zu dick auf. Im Innenraum setzt sich die Zurückhaltung fort. Sportsitze, eine 12-Uhr-Markierung am belederten Lenkrad und rote Sicherheitsgurte sind die markantesten Einrichtungsdetails. Ein Schmuckstück ist unterdessen die Leichtmetallfelge mit dem Namen „Reifnitz“. Sie kann als Extra geordert werden und stellt den TCR noch stämmiger auf die Straße. Verweist aber auch auf jenen an 51 Wochenenden verschlafenen Flecken am österreichischen Wörthersee, der einmal im Jahr von GTI-Fahrern aus aller Welt heimgesucht wird, die dort dann laut- und PS-stark ihre Lust am Volkswagen feiern. Dort debütierte der Vorläufer des TCR im vorigen Jahr als Studie.
Unter der Haube des Straßensportlers werkelt der übliche 2.0-Liter-Vierzylinder, der auf der nach oben beinahe offenen GTI-Leistungsskala auf eben jene 290 PS kommt und den TCR damit aktuell zum stärksten Serien-Golf mit Frontantrieb und zum zweitstärksten überhaupt macht. Das stramm aufgeladene TSI-Aggregat hält 380 Newtonmeter Drehmomentspitze bei gerade mal 1950 Umdrehungen bereit und wahrt das hohe Niveau bis 5300 U/min. Grundsätzlich übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen die Kraftübertragung zu den Vorderrädern, eine Quersperre in der Vorderachse verhindert, dass sich das Moment in der Traktionskontrolle verliert, sondern für einen vehementen Antritt sorgt. 1410 Kilogramm gilt es zu beschleunigen, dem TSI gelingt das in 5,7 Sekunden. Damit er bei hoher Last einen kühlen Kopf bewahrt, bekommt der TCR zusätzliche Wasserkühler. 6,7 Liter Benzin auf 100 Kilometer verlangt die Maschine nach dem alten Messverfahren NEFZ. Der künftige WLTP-Zyklus weist einen höheren Konsum aus, kombiniert liegt er hier bei 7,7 Liter Treibstoff.
Was aber wäre ein Spitzenmodell ohne die umfangreichen Individualisierungsoptionen? Die im Vergleich zum Serien-Golf um zwei Zentimeter abgesenkte Karosserie lässt sich auf 19-Zoll-Räder stellen, gleich zwei unterschiedliche Designs sind im Angebot. Das Dach wird gegen Aufpreis schwarz lackiert und die Außenspiegel können mit Kappen aus Kohlefaserwerkstoff verschönert werden. Wer noch mehr ausgeben möchte, kann eine Auspuffanlage aus Titan statt aus Edelstahl bestellen, auch ein Wabendekor der Seitenwände bleibt exklusiv dem TCR-GTI vorbehalten.
Der schnelle Kompaktwagen reiht sich hinter dem allradgetriebenen Topmodell, dem Golf R, artig ins Programm ein. Er verzichtet auf die schwere 4x4-Technik und setzt den Gewichtsvorteil in Agilität und hervorragende Handlingeigenschaften um. Die ebenfalls optionale Sportfederung der Hinterachse muss es nicht unbedingt sein, sie rückt den TCR noch weiter ins Fahrerlager des Wettbewerbs, was den Alltagsnutzen eher einschränkt. Er taugt für die spaßbetonte Tour über kurvenreiche Strecken ebenso gut wie zur Einkaufsfahrt in die City. Seine Kräfte stellt er stets willig und spontan bereit, was aber niemals als aufdringlich empfunden wird. Dass die Leistungsentfaltung in diesen Regionen ihren Abschluss findet, dürfte dem Nutzen entsprechend vorgegeben sein. Auch die Richter-Skala ist nur theoretisch nach oben offen. Denn kein Gestein der Welt ist hart genug, um bei einem Beben der Stärke 9,5 oder höher nicht unter den Spannungen der tektonischen Verschiebungen zu bersten, erklären uns die Physiker und Geologen. (ampnet/mk)
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