On Her Majesty's Secret Service
Ausgangspunkt unserer Reise ist zwar nicht das Hauptquartier des Geheimdienst MI6 am Südufer der Themse sondern die exklusive Mietautostation Bespokes (www.bespokes.co.uk) in King's Cross. Dort stehen kostbare Juwelen britischen Automobilbaus bereit: Aston Martin, Bentley, Lotus, Jaguar, Morgan oder die Sportler von TVR.
Diamonds Are Forever
Einen Aston Martin DB4 oder DB6 wäre perfekt auf den Spuren von 007. Doch die stehen nur mit einem "Driver" zur Verfügung - nicht so lustig! Eine Kaution von 5000 Pfund hinterlegt entscheiden wir uns für den TVR Sagaris. Dieser Zweiplätzer ist spektakulärer als ein Aston Martin und bringt nicht nur mit seiner radikalen Optik - die quer stehenden Auspufftöpfe zielen wie Kanonen aus Schiessscharten in der Heckpartie - das Fieber zurück, das hinter dem Steuer eines Alltagsautos so schnell einschläft.
The Living Daylights
Nach dem Dreh am Zündschlüssel erwacht der vier Liter grosse Reihensechszylinder "Speed Six" tief grollend zum Leben und verfällt erst einmal in einen etwas unrunden Leerlauf. Nun heisst es den ersten Gang einlegen und die schwergängige Kupplung kommen lassen. Die Schaltwege des Fünfgang-Getriebes sind sehr kurz, aber brauchen auch viel "Zielstrebigkeit" und Energie. Der Sound beginnt erst ab 3000 Umdrehungen Spass zu machen, dafür dann aber bis 7500.
Licence to Kill
Nach kurzer Zeit schiessen wir der Themse entlang Richtung Norden - die Lenkung agiert extrem direkt. Das Fahrwerk ist bretthart, und doch ist noch ein gewisser Restkomfort vorhanden. Und obwohl alles so direkt und "ehrlich" ist, bleibt das Geschwindikeitsgefühl eher gedämpft. Uns begleiten als Abschied "Good Luck! And be carefull when it's wet..." - dies von einer netten Dame, die allerdings nicht auf Miss Moneypenny hört und mehr an "M" erinnert! Bereits nach wenigen Kilometer ist klar - so aggresiv wie dieser Brite aussieht - so fährt er sich auch. Keine Servolenkung, keine elktronischen Helfer.
Thunderball
Mehr als die reine Leistung von 380 PS überzeugt in der Praxis jedoch das satte Drehmoment von 425 Nm, das praktisch über den gesamten Drehzahlbereich anliegt. Damit zeigt sich der 1120 Kilogramm schwere Sagaris im "Kreuzfeuer" ebenso spurtstark wie elastisch. Tempo 96 wird in 3,7 Sekunden gemeistert, die Spitze wird mit rund 300 Km/h beziffert.
Live and Let Die
In Bristol angekommen erweist sich zuerst das Parkieren durch die unübersichtliche Karrosserie als problematisch. Stress und Schweiss pur - durch die engen Strassen will mit dem schlechten Einschlag rangiert werden und der Frontspoiler touchiert schon bei leichten Bodenwellen. Das Fahrzeug ist einfach nicht gemacht zum langsam manövrieren. Schwachpunkt ist auch die Verarbeitung der Glasfiber-Karosserie, alles vibriert und klappert. Zur Motorhaube wurden wir gemahnt: "Make sure it's locked tight! Really sure!" "I hear you man". Tomorrow Never Dies
In Blackpool git es englisches Frühstück mit Speck, Würstchen und duftendem Toast. Rund 90 Prozent aller TVRs fahren in Grossbritannien und wurden hier gebaut. Wir steigen in den Sagaris - die Sitze sind in der Mitte rund aufgepolstert und bieten nicht viel Komfort und Seitenhalt. Läuft der Motor erst einmal an, verströmt er den ganzen Innenraum mit einem Geschmack, als würde alles gleich wegschmelzen.
Die Another Day
In Edinburgh angekommen - das Auto läuft stabil und zuverlässig (wenn es dann mal läuft) - aber nach ein paar Hundert Kilometern ist man wirklich am Ende - der 4,05 Meter lange und 1,17 Meter hohe TVR Sagaris ist nicht das optimale Langstreckenfahrzeug. Never Say Never Again
Im Fazit ist der TVR Sagaris nichts für Menschen mit Hang zum Perfektionismus. Er ist nicht einfach ein Auto - er ist eine Liebe fürs Leben. So könnte man es wohl fast sagen. Jeder, der den Kraftprotz genossen hat, scheint fast besessen zu sein. atn/war/Nicolas Meier
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