Mittwoch, 15. Juli 2009 Toyota Prius: Genuss ohne Reue
Toyota Prius. Foto: UnitedPictures
Der Toyota Prius geht in die dritte Runde. In diesem Monat werden alle Händler in Deutschland die neue Generation des Hybridfahrzeugs anbieten können, das einst den Hybrid-Reigen eröffnete. Inzwischen hat der japanische Hersteller mehr als 1,2 Millionen der Personenwagen dieses Prioniertyps, bei dem ein Verbrennungsmotor und Elektromotoren zusammenspielen, ausgeliefert. In die neue Runde geht der Prius mit einem stärkeren Antrieb bei niedrigerem Verbrauch sowie mit mehr Breite, Innenraum und Kofferraum. Geblieben ist – wenn auch verfeinert – die Grundlinie des Prius II, wohl aus zwei Gründen: Erstens muss bei einem Auto, das um jedes Gramm Benzin kämpft, die Aerodynamik stimmen. Für den Prius III wird dieses Ziel mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,25 erreicht. Und zweitens braucht ein besonderes Auto auch eine besondere Form.
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Denn wer sich für einen Prius zu entscheidet, hat mehr im Sinn als Kaufpreis und Betriebskosten. Er bekennt sich für jeden sichtbar zu einem Verhalten, das heute "nachhaltig" genannt wird. Musste er beim ersten Prius Ende der 90-ger Jahre ein solches Bekenntnis noch mit Verzicht auf Komfort und mit billigem Ambiente bezahlen, so sieht das beim neuen Prius heute ganz anders da. Selbst wenn die Materialien der Armaturentafel immer noch von Hartplastik dominiert werden, so hat sich der Eindruck vom Billigauto verflüchtigt. Der Prius wirkt modisch und gediegen. Geblieben ist Toyota bei dem Konzept die in der Mitte der Armaturentafel angeordnete Fahrerinformation, samt der Anzeige über die verschiedenen Betriebszustände der Motoren und der Batterie. Doch lässt sich das beim Neuen leicht verschmerzen, weil Toyota allen Versionen ein Head up-Display spendiert und viele Details für eine sichere Bedienung hinzugefügt hat. Dazu zählt auch eine neue Bedienlogik beim Multifunktionslenkrad, bei der man nicht den Lenkradkranz anschauen muss, sondern die Informationen aus dem Display in der Mitte der Armaturentafel erkennen kann, ohne den Blick von der Fahrbahn zu lassen. Die Sitze sind bequem, und die Hinterbänkler haben nun mehr Kopf- und ausreichend Beinfreiheit. Der Wegfall des Mitteltunnels hinten trägt dort zum gewachsen Innenraumvolumen bei. In der Anmutung der Innenraums wie bei der Grösse des Prius mit 4,46 Meter spielt der Neue in der Liga der aufgeedelten Mittelklasse. Der Innenraum hat nichts vom grünen Verzicht. Das unterstreicht auch das Fahrwerk. Es reagiert komfortabel, wenn auch bei kurzen Stössen und langsamen Geschwindigkeiten etwas hart. Was aber genauso wenig stört wie das Geräusch des Antriebs. Auch wenn man sich dazu entscheidet, nicht nur mit dem Elektromotor anzufahren, zieht der Antrieb sanft an und bleibt immer von angenehmer Zurückhaltung, es sei denn, man drückt den Knopf "Power Mode". Dann spricht der Motor schnell an und bietet seine Leistung hörbar und spürbar. In diesem Modus beschleunigt der Prius in 10,4 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 180 km/h, ist also auch zu flotter Gangart fähig. Die Antriebseinheit besteht aus einem Vierzylinder-Reihenmotor mit 1,8 Liter Hubraum und 99 PS Leistung. Der Elektromotor bringt 82 PS in das System ein. Zusammen bringen sie es auf 136 PS und ein spürbar kräftiges Drehmoment. Fordert man das System, darf man allerdings nicht erwarten, dass der Bordcomputer einen Verbrauch von vier Litern meldet. 3,9 Liter Super pro 100 Kilometer oder 89 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer – so lauten die offiziellen Angaben für die Version mit den 15-Zoll-Rädern. Da kann man dem Motor gern verzeihen, dass er im Zusammenspiel mit dem CVT-Getriebe bei der Suche nach der möglichst niedrigen Drehzahl manchmal ins Brummen kommt. Kein Zweifel, die dritte Generation des Prius kommt erwachsener und reifer daher. Er hat sich zum vollwertigen Mitglied der Automobilgesellschaft entwickelt. Jetzt fehlt nur noch eines: die Zuladung. Der Prius wird zwar als Fünfsitzer zugelassen, hat einen um 30 Liter auf 455 Liter gewachsenen Kofferraum, muss sich aber bei der Zuladung von Kleinwagen à la Volkswagen Fox mit 435 kg für die leichtere Basisversion auf die Plätze verweisen lassen. Der Prius ist in seiner Basisversion nominell um 600 Euro und ausstattungsbereinigt um 2400 Euro billiger als die zweite Generation. Er kostet 24'950 Euro. Die bessere Ausstattung Prius Life schlägt mit 26'250 Euro zu Buche und das Spitzenmodell Prius Executive mit 28'200 Euro. Dafür möchte Toyota in diesem Jahr in Deutschland noch 5100 Prius der dritten Generation verkaufen und im kommenden Jahr 7000. Natürlich hoffen die Japaner, bei diesen Planungen von der Wirklichkeit überholt zu werden. Sie könnten Recht haben. (ar/Sm)
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