Wochenendfahrten auf kurvigen Straßen und in Strandnähe sowie winterliche Bedingungen sind die Argumente des japanischen Managements, das bei der Vorstellung des Fahrzeugs entsprechende Bedenken asiatisch höflich lächelnd abwiegelte. Die Kölner Marketing-Experten setzen da mehr auf Imagegewinn und gehen davon aus, dass der Allradler mit 1,4-Liter-Diesel-Triebwerk nur rund 25 Prozent der Verkäufe ausmacht, die Frontantriebsversion, die es nur in Verbindung mit dem 1,33-Liter-Ottomotor gibt, dagegen von 75 Prozent der Kunden geordert werden wird. Klar, dass für einen längeren Probegalopp der Benziner gewählt wurde.
Es stellte sich schnell heraus, dass man mit dem Urban Cruiser durchaus Staat machen kann. Denn mit seinem robusten Design in der Tradition klassischer Toyota-SUVs wie dem RAV4 ist er zweifelsohne ein Hingucker auf unseren Straßen. Und im Innenraum gibt es dank des langen Radstandes von 2,46 Metern erstaunlich viel Platz für fünf Erwachsene. Und dies geht nicht zulasten des Kofferraums, der mit einem Volumen von 314 Litern schon fast das Niveau der Kompaktklasse erreicht. Durch das Verschieben der Rückbank und die asymmetrisch umklappbare Rückbank lässt sich das Volumen mit wenigen Handriffen sogar auf bis zu 749 Liter erweitern. Etwas störend beim Beladen ist die recht hohe Ladekante und der – bei voller Nutzung – von einer Stufe unterbrochene Boden.
Das Armaturenbrett ist frei von irgendwelchen Gimmicks. Die wichtigsten Instrumente liegen gut im Blick des Fahrers, und die Bedienung der Knöpfe und Schalter erfolgt intuitiv. Zur Unterstützung einer verbrauchssparenden Fahrweise gibt es eine Anzeige für die optimalen Schaltzeitpunkte des präzise zu führenden manuellen Sechsganggetriebes. Selber Schuld, wer dies nicht nutzt und sich beklagt, dass er auch dank einer Start-Stopp-Funktion die günstigen Verbrauchswerte von 5,5 Litern auf 100 Kilometern nicht annähernd erreicht. Straff gepolsterte und dennoch komfortable Sitze mit ausreichendem Seitenhalt, zahlreiche groß dimensionierte Ablagen und wertig wirkende, sauber verarbeitete Materialien runden den guten Gesamteindruck ab.
Der neue 1,33-Liter-Motor mit 74 kW/101 PS und einem maximalen Drehmoment von 132 Newtonmetern ist natürlich nicht auf pure Sportlichkeit ausgelegt. In der Stadt reicht aber selbst bei schaltfaulem Fahren der Vorschub allemal aus. Will man auf einer kurvigen Landstraße flott unterwegs sein, muss dagegen fleißig geschaltet werden. Das straff ausgelegte Fahrwerk und eine präzise, guten Straßenkontakt vermittelnde Lenkung helfen bei der Suche nach Fahrfreude, und man wird durchaus fündig. Übertreibt man es, greift das serienmäßige ESP rechtzeitig ein.
Mit sieben Airbags, ESP einschließlich elektronischer Bremskraftverteilung und Antriebsschlupfregelung ist das serienmäßige Sicherheitspaket wie schon seit einiger Zeit bei Toyota vorbildlich. Und auch die wichtigsten Komfort-Features finden sich nicht in der Aufpreisliste, sondern sind ab Basisversion inklusive. Und dennoch ist der Urban Cruiser kein Schnäppchen, da selbst der Einstiegspreis des kaum gefragten Grundmodells bereits bei 16.900 Euro liegt. Die zweite Linie Town beginnt erst bei 19.200 Euro, und mit nochmals verbesserter Ausstattung kann man mit einigen weiteren, nützlichen Extras schnell auf 23.000 Euro und damit in den Bereich der deutschen Wettbewerber kommen. Preisliches Selbstbewusstsein ist an sich ja nichts schlechtes, kann für ein ordentliches, ja sogar sehr gutes Produkt aber fatale Folgen haben. (automobilreporter.net/ar/Hans H. Grassmann)
Daten Toyota Urban Cruiser, 1,33 Liter-Benziner:
Länge x Breite x Höhe: 3,93 m x 1,73 m x 1,53 m Motor (Bauart, Hubraum): Vierzylinder-Ottomotor, 1.329 ccm Max. Leistung: 74 kW/101 PS bei 6.000 U/min Max. Drehmoment: 132 Nm bei 3.800 U/min Verbrauch NEFZ im Mittel: 5,5 Liter Super CO2-Emission: 129 g/km Beschleunigung 0 auf 100km/h: 12,5 s Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h Leergewicht/Zuladung: 1.120 kg/470 kg
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