Toyota war von Beginn der Toyoda-Ära an verblüffend und ehrlich zu sich selbst. Vor ein paar Jahren noch erlebten die Besucher der Tokio Motorshow die beiden Marken Toyota und Lexus in ungewohnter Zurückhaltung. Beide versuchten dem Publikum zu erklären, dass Toyota und Lexus den Neuanfang suchen. Der Volksmund kommentiert solches Verhalten mit dem Spruch: Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Aber so eine Neuausrichtung kostet im Automobilbau Zeit, viel Zeit. Doch jetzt ist die neue Ära offenbar angebrochen. Das Symbol: eine global eingesetzte Plattform für mehr Flexibilität, Radstand und tieferem Schwerpunkt.
Der alte Name Corolla für den Nachfolger des Auris – das ist ein Zeichen für den Neuanfang. Die Corollas müssen nicht mehr allein mit Zweckmäßigkeit, Zuverlässigkeit und umweltfreundlichen Antrieben überzeugen. Jetzt kommt Emotion ins Spiel: Man kann sie mögen, sogar bewundern und lieben. Früher konnte Toyota in der Autowelt lange brillieren. Dann begann eine graue Phase, nur befeuert von der Hybrid-Strategie. Doch jetzt schlägt das Imperium zurück.
Den Corolla bringen sie jetzt in drei Bauformen nach Europa: Alle drei nutzen die Vorteile der neuen Plattform mit mehr Platz für die Passagiere, kürzerem Überhang vorn, mehr Breite und geringerer Fahrzeughöhe. Neu ist ein zweiter Hybridantrieb mit 180 PS Systemleistung und einem Zwei-Liter-Benziner samt niedrigerem Schwerpunkt. Die Limousine mit elegant-konservativem Flair, der dynamisch gestaltete Kombi Touring Sport und der kompakte und sportiv wirkende Corolla mit Fließheck.
Für die Limousine und den Touring Sport wird auch ein 1,2 Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 114 PS und einem maximalen Drehmoment von 185 Nm angeboten, für den auch eine Handschaltung und eine Automatik im Programm ist.
84 Prozent der Corollas sollen mit Hybridantrieb verkauft werde. Dafür gibt es einen Antriebsstrang mit 1,8-Liter-Vierzylinder Benziner mit 122 PS Systemleistung, wie wir ihn schon kennen. Doch daneben gibt es nun einen Antrieb mit Zwei-Liter-Vierzylinder, dessen Verbrauch nur rund zehn Prozent höher liegt, aber 180 PS an die Vorderräder bringt. Damit erreicht der Corolla nicht nur bessere Fahrleistungen, sondern auch neue Zielgruppen.
Alle Hybridantriebe erledigen die Kraftübertagung über ein Planetengetriebe, das in Erinnerung an die alten Riemengetriebe immer noch CVT für Continously Variable Transmission heißt. Der Gummibandeffekt ist zwar verschwunden, doch bei Vollgas passt das – dann deutlich hörbare – konstante Geräusch des Motors immer noch nicht zur empfundenen Beschleunigung.
Das liegt auch an dem erstaunlich ausgewogenen Verhalten der Federung. Auch die zur Plattform gehörende neue Multi-Lenker-Hinterachse trägt dazu bei, dass bei schnellen Passagen keine Nervosität aufkommt. Er lenkt, federt und rollt in großer Gelassenheit, auch dann, wenn man mit den vielen Fahrprogrammen die Grenzen austesten (maximal Eco, Comfort, Normal, Sport S, Sport S+ und Custom) will oder schlechte Wegstrecken ausreiten muss. Mit dem Zwei-Liter-Motor deutlich mehr als mit dem 1,8-Liter zeigt sich der Corolla als reifes, erwachsenes Auto.
Das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, wohnt allen drei Karosserievarianten inne, obwohl sie sich im Charakter deutlich von einander abheben. Der Touring Sport reiht sich ein bei den gelungenen Kombis mit dynamischer Gestaltung. Die Front mit den extrem schmalen und weit in die Seite hineinreichenden Scheinwerfern ist bei allen Varianten gleich. Der Kombi zeigt ab der B-Säule eine komplett eigene Gestaltung, die in Europa entstand. Der Überhang hinten für den Gepäckraum ist gerade so lang, wie die Ausgewogenheit der Karosserie es erlaubt. So entstehen maximal 1606 Liter Laderaum, dessen Ausgestaltung erstaunlich flexibel ist.
Das Imperium aus der Land der Morgenröte setzt mit dem Corolla einen guten zweiten Schlag. Es wird spannend sein, was wir nach RAV4 und nun dem Corolla noch an Überraschungen erleben werden. (ampnet/Sm)
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