Anders jedoch als der bayerische Schönwetter-Cruiser sollte der Japaner ein reinrassiger Racer werden. Ganz in der Tradition ihres ersten Supersportwagens 2000 GT von 1967, der leider nur 351-mal gebaut wurde und dessen letzte Exemplare aktuell mit einer Million Dollar gehandelt werden. Unter der ellenlangen Haube des ganz im italienischen Sportwagen-Stils gezeichneten Zweisitzers arbeitete damals der mit 150 PS stärkste Reihensechszylinder seiner Klasse. Mit perfekt ausbalancierten Proportionen überzeugte er nicht nur Sean Connery alias James Bond in „Man lebt nur zweimal“, sondern bereitet noch heute große Freude am Fahren.
Dafür sorgt in der fünften Generation des GR Supra – das Kürzel steht für Toyotas Motorsportabteilung Gazoo Racing – ein guter Bekannter aus dem BMW-Regal, der 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 340 PS. Zwar gehört der Direkteinspritzer-Turbo mit einem Normverbrauch von 7,5 Litern (nach NEFZ) nicht zu den sparsamsten, dafür in puncto Dynamik und Laufruhe zum Besten, was auf dem Markt zu finden ist. Dazu kommt eine passende, ebenso sportlich wie komfortabel schaltende ZF-Acht-Gang-Automatik sowie ein klassisches Sportwagen-Layout, sprich: Antrieb hinten, Motor vorne, dazwischen zwei Sitze und eine mit 50:50 perfekt balancierte Gewichtsverteilung versprechen Fahrspaß pur.
Tatsächlich macht das Sportcoupé, das wie der Z4 bei Magna in Graz gebaut wird, mit dem ersten Tritt aufs Gaspedal Laune. Der tiefe Schwerpunkt und das neu getrimmte Fahrwerk mit hydraulisch gedämpften Federbein-Stützlagern vorne und aktiven Hinterachsdifferenzial lassen den GR Supra schon nach wenigen Kilometern an die Hände wachsen. Das souverän schnurrende Biturbo-Aggregat entwickelt dabei mit seinen 500 Newtonmetern Drehmoment schon ab 1600 Touren den vollen Schub für jedes Manöver: Sei es, um in schnellen 4,3 Sekunden auf Tempo 100 zu stürmen, mit Nachdruck über kurvige Überlandpassagen zu schlängeln oder sich auf der Rundstrecke langsam ans Limit zu tasten. Dabei gleitet der 1570 Kilogramm schwere Sportwagen im Normal-Modus überraschend leicht und komfortabel dahin. Drückt man die „Sport“-Taste, zieht das Coupé die Zügel stramm und die Gänge weiter hoch. Umgekehrt sorgt beim Runterschalten ein Backfire-Brabbeln für akustisches Feedback.
Verpackt ist das Ganze in eine muskulös gewölbte Coupéform, mit betont langer Haube und weit nach hinten platzierter Kabine. Große Lufteinlässe, betonte Radhäuser, Luftschlitze in den Flanken, zwei dicke Endrohre sowie ein aus der Karosse wachsender Heckspoiler unterstützen die rasante Optik. Einer offenen Version erteilt Supra-Chefingenieur Tetsuya Tada eine klare Absage. „Wenn sie offen fahren wollen, müssen Sie sich einen Z4 kaufen.“
Die Verwandtschaft zum bayerischen Roadster ist besonders im Interieur nicht zu übersehen. Der Schalthebel für die Acht-Gang-Automatik, Knöpfe und Drehschalter sowie das 8,8 Zoll schmale Infotainment-Display samt I-Drive-Bedienknopf und -logik sind quasi eins zu eins aus dem Z4 übernommen. Die Sitze hingegen sind deutlich sportlicher geschnitten und die Platzverhältnisse etwas geräumiger, auch wenn das stark gebogene Dach Höhlenfeeling beschert. Vor allem beim Blick nach rechts hinten verschwinden ganze Fahrradgruppen hinter der breiten Dachsäule. Von den Verrenkungen als erstes Fahrzeug vor hoch hängenden Kreuzungsampeln gar nicht zu reden. Der Kofferraum ist mit 295 Liter etwas größer als im offenen Bayern-Pendant, wenn auch mit eng geschnittener Ladeluke.
Das größte Manko des Toyota GR Supra jedoch: in diesem Jahr ist er nicht mehr zu bekommen. Die 300 Exemplare, die dem deutschen Importeur zugestanden wurden, sind schon vor dem Verkaufsstart im August weg. Wer das mindestens 62 900 Euro teure Sportcoupé, inklusive 19-Zoll-Alufelgen, umfangreichem Infotainmentsystem, beheizbaren Sportsitzen und „Safety Sense“-Paket plus Abstandstempomat, heute bestellt, muss mindestens bis Frühjahr nächsten Jahres darauf warten. (ampnet/fw)
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