Fans von James Bond sind sowieso voreingenommen, alles mit dem V-förmig geflügelten Logo aus Gaydon in der englischen Grafschaft Warwickshire wird bei jeglicher Gelegenheit in den Himmel gelobt. Während alle anderen Modelle mittlerweile mit acht Zylindern auskommenm müssen, hält der Vanquish noch am Zwölfender fest. 5,2 Liter Hubraum mit 835 PS (614 kW) und 1000 Newtonmetern Drehmoment beschleuinigen die dritte Modellgeneration in 3,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 345 km/h. Der Name Vanquish steht sinngemäß für besiegen, bezwingen.
In Supernova Red, einem strahlenden Feuerrot, das ursprünglich mal für den DBS GT Zagato entwickelt wurde, steht der 4,85 Meter lange, 2,04 Meter breite und 1,29 Meter hohe Zweisitzer vor uns. Der gewaltige Kühlergrill mit acht verchromten Lamellen fällt sofort ins Auge, auch die mattgoldenen 21-Zoll-Schmiedefelgen sowie das ondulierte Heck mit integriertem Spoiler.
Mit viel Sichtkarbon, auch beim Shield im Kamm-Heck und dem aggressiven Heckdiffusor, schaut das kontrastreiche Gesamtkunstwerk schon verdammt sexy aus. Der Preis startet bei sportlichen 386.000 Euro, die umfangreiche Aufpreisliste verführt aber zum beherzten Zugreifen, so dass in jedem Fall eine flotte Vier den finalen Preis anführen wird.
Trotz der versenkten Türgriffe kommt man, im Gegensatz zu manch anderem Sportwagenhersteller, auch ohne verletzte Fingernägel auf den Fahrersitz. Gestartet wird per Knopfdruck in der Mittelkonsole, das zu erwartende Zwölf-Zylinder-Grollen sorgt für das erste Ganzkörpergänsehautgefühl des Tages. Nach genüsslich gecruisten Warmfahrkilometern auf den kurvenreichen Landstraßen der Costa Smeralda im GT-Modus wird der Fahrmodus auf Sport plus gedreht, um ultimative Leistungsentfaltung möglich zu machen. Und wow: das Datenblatt hat durchaus nicht übertrieben, der Ampelstart drückt einen dermaßen in die sportlich gestalteten Ledersitze, dass einem schon fast die Luft wegbleibt. Dazu kommt eine brachiale Soundkulisse, das Kribbeln von Kopf bis Fuß will einfach nicht aufhören.
Ganz anders das Fahrwerk, es zeigt sich völlig unbeeindruckt, auch bei schnell gefahrenen Kurven, dank Doppelquerlenker-Vorderachse und Mehrlenker-Hinterachse. Die spürbare Karosseriesteifigkeit, auch wegen der dreieckigen Motor-Querstrebe und dem Radstand von 2,89 Metern, übrigens der längste seiner Klasse, sorgt sofort für ein ungetrübtes Vertrauensverhältnis. Dazu tragen auch die Karbon-Keramik-Bremsen bei, mit 410-Millimeter-Vorderrad- und 360-mm-Scheiben, die uns von Tempo 100 in unter 30 Metern wieder zum Stillstand bringen.
Auch das Interieur begeistert, sportlicher Luxus, wohin das Auge schaut. Mit duftendem karamellfarbenen Leder, Centenary Saddle Tan genannt, Echtkarbon und aus dem Vollen gefrästen Aluminiumröllchen. Die dienen der Verstellung von Radiolautstärke, Belüftung und der gewünschten Innentemperatur.
Neu bei Aston Martin ist das Panorama-Glasdach, eine lichtdurchflutende Alternative zum Leichtbaudach aus Kohlefaser. Das ist dann zwar nicht so supersportlich, da das Mehrgewicht an der höchsten Stelle liegt, aber wir sind ja in einem Gran Turismo für Genießer und nicht auf der Rennstrecke.
Mitbewerber gibt es von Ferrari, Lamborghini und McLaren, das sind aber allesamt eher ungehobelte Krawallbrüder. Wer stilvoll à la James Bond, elegant und trotzdem supersportlich vorankommen möchte, greift zum Vanquish. Der kommt im kommenden Jahr übrigens auch als Cabriolet, bei Aston Martin traditionell Volante genannt. Möge die kalte Jahreszeit möglichst schnell verschwinden… (aum)
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