Dienstag, 5. Februar 2013 Das neue Skoda-Museum lässt tief blicken
Foto:Auto-Medienportal.Net/ Konrad Kelm
Dass man in dem Museum eines Autoherstellers Autos sieht und Vieles über die Geschichte des Unternehmens erfährt, wird niemanden überraschen. Aber das neue Skoda-Museum am tschechischen Produktionsstandort Mlada Bolelav blickt auch über den Werkszaun und bietet eine faszinierende Zeitreise von den Anfängen der Mobilität durch die 117-jährige wechselvolle Firmengeschichte bis in die Gegenwart, in der es dem Unternehmen gutgeht. Das Museum hat seinen Platz auf 1800 Quadratmetern in einer alten Produktionshalle gefunden. Hier können die Besucher tief in Skodas-Historie eintauchen. Dafür sorgen drei Themenbereiche mit 46 historischen Fahrzeugen, mehreren hundert Einzelexponaten, zeitgeschichtlichen Filmen, Fotos und Dokumenten. Neben den Produkten spielen immer wieder Menschen und ihre ganz persönlichen Skoda-Geschichten eine Hauptrolle. Eine spezielle Note erhält das Museum darüber hinaus durch das neue „Laurin & Klement Forum“.
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Die Macher des neuen Museums wollten mehr schaffen als nur eine neue Ausstellung von Fahrzeugen. Dies gelang durch eine klare Struktur und die moderne, interaktive Wissensvermittlung sowie durch eine spannende architektonische Inszenierung. Das dreigeschossige Museumsgebäude an der Vaclav-Klement-Straße gehört zu einem über hundert Jahre alten Fabrikkomplex, in dem Skoda-Fahrzeuge und Motoren gebaut wurden. Es liegt zentral zwischen dem Werk und der Stadt Mlada Boleslav. Die Architekten integrierten historische Bauteile in die Gestaltung. „Die Mischung aus historischem Gebäude und modernster Innenraumgestaltung macht das neue Museum so spannend und einzigartig“, erzählt Professor Hundt vom verantwortlichen Architekturbüro „jangled nerves“ aus Stuttgart.
Drei echte Erlebniswelten (Tradition, Präzision und Evolution) bilden die inhaltliche Leitidee des Museums, jede für sich mit einem besonderen Akzent: spannend, lehrreich und überraschend. Wie ein roter Faden zieht sich dabei die Mischung aus Fahrzeugen und Geschichten durch die Ausstellung – multimedial und interaktiv inszeniert. Insgesamt hat der Besucher vielfältige Wahlmöglichkeiten, vom reinen Betrachten der Fahrzeuge und Exponate über das Anschauen von Bildern und Filmen bis hin zur vertiefenden Lektüre.
Ein Blick auf die beiden Gründer Václav Laurin und Václav Klement bildet den Startpunkt im Museumsbereich „Evolution“. An der Wand hängen zwei Büsten der beiden Automobilpioniere, die 1895 mit ihrer Firma Laurin & Klement den Grundstein für Skodas Automobilgeschichte legten. In den Anfangsjahren gehörten Laurin & Klement und Skoda zu den Luxusmarken. Gekrönte Häupter und Exzellenzen standen von Anfang an auf den Kundenlisten – z.B. der japanische Prinzen Higashi Fushimi. Zu den damals angebotenen Luxuswagen gehören der offene Laurin & Klement 300 von 1923 (Vierzylinder mit 4,7 Liter Hubraum und 50 PS), die von 1926 bis 1929 gebauten Skoda-Hispano-Suiza (Sechszylinder, 6,6 Liter Hubraum, 130 PS), das bildschöne Skoda Popular Monte Carle Coupé (1936), der Superb 4000 (1939) mit Acht-Zylinder-Motor und der Typ 860. Er ist einer der Kronjuwelen des Werksmuseums – als letzter Überlebender seiner Art berichtet er aus den frühen Glamour-Tagen der tschechischen Marke. Sein Achtzylinder hatte hängende Ventile, die Kurbelwelle war neunfach gelagert, aus Leichtmetall die Kolben. Der Prachtwagen vom Schlag eines Rolls-Royce überlebte in fast unberührtem Originalzustand. „Weder Motor noch Karosse wurden je zerlegt“, berichtet Eva Ticova, Chefin der Museumswerkstatt. Nur die Jaeger-Temperaturanzeige wurde ausgewechselt. „Der Vorbesitzer brauchte sie für seinen Bugatti, nur deshalb kaufte er ihn“, weiß Eva Ticova.
Herzstück der Ausstellung sind 14 Skoda-Meilensteine: vom ersten L&K-Zweirad bis zur modernen Designstudie Vision D. Sie zeigen die vielen Facetten des Erfindungsreichtums und der Kreativität in den vergangenen Jahrzehnten bis heute. Für die zeitliche Einordnung der Fahrzeuge sorgen Filme, die auf breiten Monitorbändern über den Autos ablaufen. Ein echter Hingucker ist das viergeschossige „Autoregal““ – ein riesiger „Setzkasten“ mit 20 ganz besonderen Schmuckstücken, der jedem Autofan das Herz höher schlagen lässt: Feuerwehrautos, Rennwagen und spezielle Erfolgstypen, alle werden am Regal kurz erläutert, im Museumsshop gibt es zudem kleine Pick-Up-Cards mit Daten und Fakten zu den Fahrzeugen. Diese können dann später als Postkarten für Grüße an Freunde genutzt werden.
Ein besonderes Augenmerk legt die Ausstellung auf die 111-jährige Motorsportgeschichte. Stellvertretend für die vielen Rennerfolge stehen zwei Rallye-Legenden: 130 RS (Doppelsieg Rallye Monte Carlo 1977) und Fabia S2000. Ergänzt wird dieser Bereich durch Ausstellungsstücke erfolgreicher Skoda-Fahrer.
Das Museum ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter: new.skoda-auto.com (leider nur in tschechischer und englischer Sprache). (ampnet/as)
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