Donnerstag, 2. Juli 2015 Skoda Superb Kombi: Grenzgänger
Skoda Superb Kombi. Foto:Auto-Medienportal.Net
Als wir vor dem Hotel aussteigen, freut sich ein junger Mann über das Aussehen des neuen Skoda Superb Kombi: „Schade“, schließt er seine Eloge: „Ich habe gerade den Vorgänger gekauft.“ So wie Skoda zur Zeit auftritt, hätte er eigentlich wissen müssen, dass sich das Warten lohnen würde. Beim Design hat die tschechische Volkwagen-Tochter einen guten Lauf, und beim Raum für Passagiere und Ladung waren auch die Vorgänger bisher schon so sehr führend wie sie beim Preis zurückhaltend waren. Vermutlich muss sich der Mann, der sich uns als Familienvater vorstellt, nicht über seine Entscheidung grämen. Der Vorgänger war ja auch schon ein preisgünstiges Raumwunder, den er jetzt sicher zum Sonderpreis erworben hat. Dabei verblüfft Skoda auch bei diesem Superb Kombi mit einem Einstiegspreis von 25 590 Euro, der nur knapp über dem Niveau der besseren Kompaktklasse liegt. Aber auch bei Skoda wird das Geschäft nicht anders ablaufen als bei anderen:
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Außer der Variante „Active“ bietet Skoda noch „Ambition“, „Style“ und die Top-Version „L&K“, drei Benziner von 125 PS bis 220 PS, fünf Diesel von 120 PS bis190 PS, das Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG statt der Sechs-Gang-Handschaltung, Allradantrieb statt Frontantrieb und viele Komfort- und Sicherheitssysteme, je nach Version in der Serie oder als Option. Der teuerste Einstieg in einen Superb liegt daher bei 43 050 Euro für den Superb Combi – ein Preis für einen 2.0 TDI mit 190 PS und DSG in der Luxusausstattung L&K, der deutlichen Abstand zum Wettbewerb hält, auch zu dem aus dem eigenen Konzern, dem Volkswagen Passat. Doch der Passat hat mit seiner etwas feiner ziselierten Ausstattung, einem Hauch mehr Hochwertigkeit und dem besseren Image traditionell die Nase vorn beim Flottengeschäft, beim Verkauf an Dienstwagenkunden. Da liegt der Superb aktuell auf dem siebten Rang. Aber er kämpft nun heftig mit 600 Litern Kofferraum, die sich auf sagenhafte 1950 Liter erweitern lassen und der Möglichkeit, nach Umlegen der Lehne des Beifahrersitzes Ladungen bis 3,10 Meter Länge unterbringen zu können. Dazu kommen die zahlreichen kleinen, feinen und pfiffigen Ausstattungsideen, die Skoda als „simply clever“-Lösungen anbietet, darunter jetzt auch ein zweiter Regenschirm in der Türverkleidung. Rolls-Royce hat nur einen an Bord. Neun von zehn Superb wurden bisher schon als Kombis gekauft. Das können beim Neuen sogar noch mehr werden, meint Imelda Labbé, Skoda-Chefin in Deutschland. Sie rechnet das neue Flaggschiff der Skoda-Baureihen zur Mittelklasse. Im Kontakt mit dem Kombi geht es einem aber nicht anders als bei der Limousine: Vom Raumangebot her haben beide die Klassengrenzen gesprengt, zumal sie bei der Kopffreiheit vorn und hinten sowie bei der Ellenbogenbreite noch einmal zugelegt haben. Maße wie die Kniefreiheit für die Insassen auf der Rückbank lassen den Superb zu einem Grenzgänger werden. Sie misst nun 157 Millimetern. Da muss so manche Oberklasse-Limousine schamhaft passen. Wir fuhren jetzt den Superb in einer Ausstattung, von der wir annehmen, dass sie viele Abnehmer finden wird, mit dem Zwei-Liter-TDI von 110 kW / 150 PS mit der Sechs-Gang-DSG in der Ausstattungsvariante Style. 30 Prozent weniger Verbrauch bei 20 Prozent mehr Leistung versprechen die Presseunterlagen als Mittel für die neue Generation. Wir kamen in den bayerischen Bergen und auf der Autobahn um München mit 5,8 Litern Diesel zurecht und hatten nie das Gefühl, nicht genug Kraft zur Verfügung zu haben. 150 PS und das DSG sind eine gute Kombination, die sich auch beim Herausbeschleunigen aus Kurven nicht lumpen lässt. Dabei wirken sich nicht nur die rund 70 Kilogramm Mindergewicht aus, auch das elektronische Sperrdifferenzial XDS+ hilft beim Einlenken. Zusammen mit dem adaptiven Fahrwerk Dynamic Chassis Control geht es sogar agil und sportlich voran, wenn man beim „Driving Mode Select“ die Einstellung Sport gewählt hat. Die Spreizung der Einstellungen des Superb-Charakters reicht bis zum komfortablen Gleiten mit fast amerikanisch weichem Federverhalten. Das Konzern-Regal erlaubt es, auch den Superb Kombi in Sachen Fahrerassistenz-System, Infotainment und Konnektivität auf ein Maß hochzurüsten, das zum Anspruch der oberen Kante der Mittelklasse passt. Auch der Superb lässt sich zu einem Hotspot mit dem größten Laderaum konfigurieren und die eigenen Smartphones einbinden. Alles ganz zeitgemäß. Das gilt auch für die Optik, die wir schon bei der Limousine lobten: Klare Linien unterstreichen die Modernität des Designs. Schnörkel finden nicht statt. Das Auge hat auch so genug Anlass, das Gesicht des Skoda zu betrachten, der Charakterlinie an der Seite zu folgen und am Ende als Ergebnis an den Betrachter zu signalisieren: Der sieht gut aus. Nur schade, wenn man gerade den Vorgänger gekauft hat. (ampnet/Sm)
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