Die paar Schlaglöcher auf den 263 Kilometern längs der Donau zur rumänischen Grenze und schließlich nach Baile Herculane – dem Herkules Bad – stellen keine Herausforderungs für den Yeti dar. Er bewegt sich im Rahmen dessen, was für seine Fahrzeugklasse typisch ist: wie ein Personenwagen mit hoher Sitzposition, dessen Geländeoutfit höchstens unter dem Straßenstaub der Großstadt leidet. Am nächsten Tag lernen unser Yeti und wir Hans-Paul Buchfellner kennen, der sich uns als Karpaten-Paul vorstellt. Es beginnt damit, dass wir den Luftdruck von 2,5 bar auf 2,0 bar absenken. Das beginnt die 207 Kilometer lange Etappe zum Tagesziel Sugag mit dem höchsten Punkt über 1600 Meter. Insgesamt 4607 Höhenmeter sind zu klettern.
Karpaten-Paul hatte uns gewarnt vor wilden Hunden, Wölfen und Bären. Es gibt das alles tatsächlich in dieser waldreichen Region. Aber wir hatten Pech. Die einzigen Bären standen abends auf dem Tisch. Das Feierabendbier hieß „Ursus“, lateinisch für Bär. Und auch andere Wesen, die man hier in Transsylvanien hätte vermuten können, hielten sich trotz des Vollmonds zurück. Die Strecken durch die Wälder teilten wir uns mit Langholz-Lkw, Treckern, Pferdekarren und Personenwagen-Modellen, die es nie in den Westen geschafft haben, manchmal auch mit jungen Bauern und alten Motocrossern, Enduro-Fahrern in topaktuellen Kombis auf Wochenendausflug und echten Geländefahrzeugen auf der Suche nach dem richtigen Geländeabenteuer. Haben die im Defender mit Expeditionsaufbau eben gerade überheblich gelächelt, als sie unser Fahrzeug sehen? Na, die schaukeln auch nicht schlecht auf diesen Wegen. Seit dem letzten Regen sind die tiefen Spuren in den Waldwegen zu Beton ausgehärtet. Wer in diese Schienen“ hineingerät, hat es schwer mit dem Entkommen. Danach wartet dann das nächste Schlammbad, gespeist aus Quellen im Berghang. Aber auch der Staub nervt. Der allerdings stellt nur für die Scheibenwaschanlage eine Herausforderung dar. Oft zeigt unser Navi-Bildschirm nur weiße Fläche mit dem Symbol unseres Autos mittendrin. Dann trifft man wieder auf eine digitalisierte Strecke. Wer glaubt, die Navi führe nur zu fahrbaren Straßen, sollte sich von der Kartografie nicht täuschen lassen. Auch Wegweiser sind keine Garantie für Fahrbarkeit. Das geschickte Ausweichen vor Löchern, tiefen Spuren und hohen Steinen bleibt Pflicht. Paul hat es jedenfalls geschafft den Yeti und auf mehr als 60 Prozent der Strecke in Rumänien über solche Wege zu führen, die bei uns niemand als Feldwege bezeichnen würde. Sie zeigen mehr Ähnlichkeit mit den Fahrspuren, die die Rücke-Geräte in der Holzwirtschaft bleibend durch unseren Wald ziehen. Am Ende, auf dem Marktstadt von Sibiu – deutsch Hermannstadt – beim ersten kalten Wasser stellen wir angesichts unseres verschlammten und verstaubten Yeti fest, dass die Tschechen ganz schön mutig sind, wenn sie dem Yeti diese Tortur zumuten und zutrauen. Trotz aller Verwindungen und Schläge knistert nichts im Gebälk, Klappern hören wir nur von der mitgeführten Kühlbox. Wir hatten eine mindestens halbstündige Steigung mit rund 20 Prozent Steigung zu bewältigen, bei dem der Allradantrieb per Haldex-Kupplung voll gefordert wurde. Ein bremsengestütztes Allrad hätte da eine Menge Wärme zu verarbeiten gehabt. Wenn auch die Verbrauchsanzeige im Blickfeld des Fahrers in diesen Situation Werte deutlich über 30 Liter pro 100 km, im Schnitt standen nachher etwas mehr als acht Liter auf der Uhr, mehr als der Normverbrauch von 4,8 Liter. Wir fanden die Acht vor dem Komma eher überraschend angesichts der Herausforderungen von Motor und DSG: Fazit: der Yeti kann in dieser Version deutlich mehr, als man ihm bei seinem netten SUV-Aussehen zutraut. In ihm steckt Technik, die mehr als nur Feldwege erstaunlich gut bewältigt. Karpaten-Paul verließ uns gleich am nächsten Morgen. Er hatte einem Freund versprochen, eine Tour in Norwegen zu leiten. (ampnet/Sm)
|