Mittwoch, 29. Mai 2019 Seat Arona 1.0 TGI: Erdgas ist im Spiel
Seat Arona TGI. Foto: Auto-Medienportal.Net/Seat
Wenn es um die Zukunft der Mobilität geht, denken die meisten Zeitgenossen an elektrisch angetriebene Fahrzeuge, die lokal emissionsfrei und lautlos über die Straßen rollen und die Umwelt entlasten. Leider lässt die Zukunft, das ist nun mal ihr unangenehmer Charakterzug, auf sich warten, und niemand vermag zu sagen, wann die Stromer die Herrschaft auf den Straßen übernehmen. Immerhin sind mehr als eine Milliarde Fahrzeuge weltweit unterwegs.
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Neben der Entwicklung von elektrifizierten Lösungen geraten zunehmend alternative Kraftstoffe ins Visier der Entwickler, und dazu gehört Erdgas oder CNG (Compressed Natural Gas), das in Italien bereits seit dem Ende der 1930er Jahre als Alternative zu Benzin und Diesel genutzt wird. Damals wurde der Kraftstoff vor allem in Italien eingesetzt, wo Alessandro Volta 1776 die Energiequelle im Norden des Landes entdeckt hatte.
Trotz seiner Vorteile – mit CNG angetriebene Automobilen lassen sich die CO2-Belastung um bis zu 25 Prozent und die Betriebskosten um 30 bis 50 Prozent verringern – führt diese Antriebstechnik noch immer ein Schattendasein in Deutschland. Auch bei den Stickoxiden und Rußpartikeln sind die Erdgas-Modelle Saubermänner und erreichen problemlos die Abgasnorm Euro 6. Gerade einmal knapp 100 000 Erdgas-Mobile sind aktuell in Deutschland unterwegs. Zum Vergleich: In Italien liegt der Bestand bei rund einer Million.
Zu den Pionieren bei dieser Technik gehört Seat. In Barcelona arbeiten mehr als 1000 Ingenieure an der Weiterentwicklung dieser Antriebstechnik. Als Ergänzung der Erdgas-Modelle Ibiza und Leon rollt jetzt der Arona TGI auf den Markt. Der weltweit erste CNG-SUV kommt mit dem Einliter-Dreizylinder (90 PS / 66 kW) zu den Kunden, der sich im Fahrverhalten nicht von den konventionell angetriebenen Versionen unterscheidet. Auch bei der Wartung unterscheidet sich der Arona 1.0 TGI nicht von den Benzin-Versionen. „Trotz der zurzeit eher geringen Stückzahlen sehen wir im Erdgas-Antrieb ein großes Potenzial“, erklärt Seat-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer und hat dabei angesichts der Kostenvorteile vor allem Flottenkunden im Visier.
Der Unterschied zu den Verbrenner-Modellen zeigt sich an der Tankstelle. Wenn die drei CNG-Tanks (Fassungsvermögen 13,8 Kilo) des Arona gefüllt sind, zahlt der Kunde rund 16 Euro und sichert sich eine Reichweite von 360 Kilometern. Zusammen mit dem Benzin-Notvorrat von neun Litern ergibt sich so eine Reichweite von knapp 500 Kilometern. Der Arona 1.0 TGI unterscheidet sich auch in der Ausstattung nicht von den Verbrenner-Versionen.
Dazu gehört unter anderem das schlüssellose Schließ- und Startsystem Kessy, eine Rückfahrkamera, und über das Infotainment-System Full Link ist der Arona mit der digitalen Welt verbunden. Die Antriebskraft wird über ein angenehm leicht schaltendes manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe übertragen, und selbst bei rasanter Fahrt bleibt das SUV angenehm leise. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss aus Dämpfung und Federung und schluckt viele Defizite der Infrastruktur.
Bleibt die Frage, warum Erdgas-Fahrzeuge noch immer eine Nebenrolle spielen. Eine Antwort liefert die Zahl der Tankstellen in Deutschland, die zudem nicht immer leicht zu finden sind. Zurzeit kann bei rund 850 Stationen Erdgas getankt werden, darunter 141 Tankstellen, die Biogas aus erneuerbaren Quellen anbieten. Um diese Tankstellen zu finden, gibt es eine App für das Navigationssystem. Europaweit sind es aktuell 3600 Stationen, die meisten davon in Italien, das ein flächendeckendes Netz für „Methano“ bietet.
Diesen Nachteil hat auch Seat erkannt, und „deshalb sprechen wir mit Mineralölfirmen, um das Netz weiter auszubauen. Außerdem denken wir auch darüber nach, Tankstellen bei größeren Seat-Händlern aufzubauen, um die Versorgung zu optimieren“, blickt Bauer in die Zukunft.
Für die Erdgas-Modelle verlangt Seat je nach Modell einen Aufpreis von 1000 bis 2500 Euro. Der Arona 1.0 TGI beginnt bei 19 820 Euro. Die Topversion FR kostet 21 820 Euro. Bis zum 30. Juni allerdings bietet das Unternehmen die Erdgas-Modelle zum gleichen Preis wie die Benziner-Versionen an. „Wir haben allerdings kein Problem die Gleichpreisstrategie bei Bedarf zu verlängern“, so Bauer. (ampnet/ww)
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