Ein Schnäppchen ist der schnelle Spanier allerdings nicht. Knapp 50 000 Euro muss der engagierte Chauffeur für den feurigen Leon zahlen. Bekommt dafür aber ein Auto für alle Fälle und Gelegenheiten, das ganz wunderbar zwei Seelen unter seiner Motorhaube vereint. Dr. Jekyll leistet im Alltag gute Dienste, Mr. Hyde ist für die entfesselten Momente da, wenn die Kleinen an der Kita und die Holde beim Friseur von Bord gegangen sind.
Im Grunde ist der Leon Cupra R ST der letzte seiner Art und irgendwie ein Auslaufmodell. Denn Seat hat im vergangenen Jahr diese Typenbezeichnung, die seit jeher für die sportlichsten Modelle im Programm stand, zu einer eigenen Marke mit eigenem Logo gemacht.
Die Form des Leon Cupra R folgt der Vergnügungssucht. Viel Zierrat aus Karbon schmückt das Blechkleid wie Sportabzeichen. Ausgeprägt leckt die Lippe am vorderen Stoßfänger über den Asphalt, die exklusiven Schmiederäder aus Leichtmetall schimmern matt im Kupferton und füllen im 19-Zoll-Format die Radhäuser mehr als im Vollformat, zwischen den Speichen blinken die großen gelochten Scheiben hervor, die gesamte Bremsanlage wurde von Brembo an die gehobenen Fahrleistungen angepasst. Die Dachlinie verlängert ein Spoiler über die Heckklappe hinaus, zwei Doppelendrohre rahmen den Diffusor am Wagenheck ein, auch sportliche Kombis verdienen einen athletischen Abschluss.
Der Innenraum findet den gekonnten Kompromiss zwischen sportlicher Attitüde und sachlicher Alltagsfunktion. Der Leon Cupra R ST ist vernetzt und mit allen gängigen Kommunikationsformaten kompatibel, die Bedienung fällt leicht und erklärt sich weitgehend von selbst. Das lederbezogene Lenkrad ist unten abgeflacht, Schaltwippen verbergen sich hinter dem griffsympathischen Kranz, das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen gehört ebenso wie der Allradantrieb 4drive bei dieser Leon-Version zur Serienausstattung. Eine Anzeige-Option unterscheidet das Cockpit mit dem programmierbaren TFT-Instrument von den zivilen Leon-Ausführungen. Wer die Launch-Control, das automatische Sprintsystem aktiviert, bekommt über den mittleren Monitor zusätzliche Motor- und Fahrparameter angezeigt. Ladedruck und Öltemperatur sowie die G-Kräfte der Quer- und Längsbeschleunigung lassen sich über quasi analoge Rundinstrumente auf dem Bildschirm darstellen.
300 PS, vor allem aber 400 Nm Drehmomentspitze liefert der zwei Liter große Turbobenziner. Die liegt schon bei 2000 U/min an und bleibt bis 5200 U/min konstant. Das hat vor allem im Alltag Vorteile, wenn der Vierzylinder über die vier möglichen Fahrmodi mit dem Komfortprogramm gesteuert wird. Eher leise und unauffällig erfüllt er dabei seine Arbeit, das DSG hält die Gänge länger und entscheidet sich im Zweifelsfall für die größere Übersetzung um Geräuschentwicklung und Verbrauch zu reduzieren. Die Federung zeigt sich von ihrer charmantesten Seite und verwöhnt mit achtbarer Sanftheit. Das ändert sich, wenn der Sportmodus angewählt wird. Dann spannt der Leon die Muskeln und reagiert mit höherer Präsenz auf die Fahrerbefehle, Lenkung und Federung werden spürbar straffer.
Die Leistungsdaten des Leon Cupra R stellen ihn ins Umfeld von deutlich kräftigeren Sportlern. Nur 4,9 Sekunden vergehen beim Standardsprint, der Allradantrieb und die Launch Control verschenken weder Grip noch Zehntel. Spurtstark zeigt sich der Sport-Kombi auch bei mittleren Geschwindigkeiten. Überholvorgänge machen nicht nur Spaß, sondern sind kurz und daher sicher. Vom Fahrtwind ist wenig zu hören, wohl aber vom Auspuff im Cupra-Modus.
Bei 250 km/h ist Schluss, kein Bitten und Betteln hilft, Seat bleibt eisern und entsperrt die Top-Speed nicht. Der Verbrauch ist ohnehin schon sportlich, 8,3 Liter verlangt das Triebwerk im WLTP-Zyklus, bei forscher Fahrt kommt der Express-Zuschlag noch dazu. (ampnet/mk)
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