Dienstag, 14. September 2010 Seat Alhambra: Grosse Klappe, viel dahinter
SEAT Alhambra
Ford nennt ihn Galaxy, Volkswagen Sharan und Seat hat ihn Alhambra genannt. Und das schon vor über 15 Jahren. Nun steht die zweite Generation der Familien-Vans in den Startlöchern. Größer, moderner, innovativer. Aber auch besser? Diese Frage beantworte ich natürlich grundsätzlich mit »ja«, doch, wo Sonne scheint, so wissen wir, befindet sich auch Schatten. Beispiel: Beim Öffnen des Handschuhfachs fiel mir auf, dass sich die große Klappe nicht ganz öffnen lässt, jedenfalls nicht ohne sich dabei die Schienbeine zu brechen. Das war’s dann aber auch schon mit den negativen Details, jedenfalls blieben mir weitere verborgen. Von daher schwenke ich direkt zu den positiven Dingen der neuen Großraumlimousine, die im Übrigen noch mehr große Klappen zu bieten hat. Dazu aber später mehr.
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Die Preise zum Beispiel wurden äußerst erfreulich gestaltet. 27.500 Euro sind fällig, wenn man sich für den 1.4 Ecomotive mit 150 PS entscheidet. Knapp 600 Euro weniger als für das vergleichbare Vorgängermodell und erstaunliche 1.375 Euro weniger als für das gleiche Auto aus Wolfsburg. Der 2.0 TDI mit 140 PS beginnt allerdings erst bei 29.450 Euro. Das ist insgesamt natürlich nicht wirklich wenig, denn rund 30.000 Euro wollen ja auch verdient werden, aber im Vergleich und unter Berücksichtigung der allgemeinen Hochpreispolitik der Automobilindustrie, kann man durchaus von günstig sprechen.
Dafür bekommt der Käufer aber auch ein rundum gelungenes Auto mit sehr viel technischen Applikationen, die vorher nicht unbedingt im Preis inbegriffen waren. Das wären unter anderem die Drei-Zonen-Climatronic, einstell- und beheizbare Außenspiegel mit seitlich integrierten Blinkleuchten, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit adaptiver Steuerung und Fernlicht-Assistent. Hierbei erkennt eine Sensorik entgegenkommende Fahrzeuge und blendet das Licht automatisch ab. Ebenfalls neu ist der Parklenkassistent, der den Alhambra automatisch selbst in enge Parklücken lenkt – und das sogar quer zur Fahrtrichtung. Die Rearview-Kamera ermöglicht den Blick hinter das Fahrzeug. Weitere serienmäßige Effizienztechnologien sind das Start-Stop-System und die Reifenkontrollanzeige.
Was ist noch zu erwähnen? Der neue Alhambra ist größer geworden. Seat meint, das die neue Familienkutsche jetzt das perfekte Format besitzt. Mit 4,85 Meter übertrifft er sein Vorgängermodell in der Länge um 22 Zentimeter. Die Breite legte um neun Zentimeter auf 1,90 Meter zu. Die Höhe hingegen ging um einen Zentimeter zurück – auf 1,72 Meter.
Da sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt, möchte ich gleich die wichtigste Innovation ansprechen – das Türenkonzept – mit denen ich wieder bei den schon oben erwähnten Klappen bin. Der neue Alhambra bringt ab sofort serienmäßig zwei Schiebetüren im Fond mit, die sich Dank einer neuartigen Kinematik besonders leichtgängig und leise öffnen und schließen lassen. Genauso wie auch die Heckklappe. Wenn Sie es wünschen, sogar elektrisch.
Insgesamt ist das Auto trotz all seiner großen Klappen erfreulich steif und lässt sich wunderbar durch kurvige Landschaften chauffieren, selbst mit dem etwas schlappen 150 PS 1.4 TSI. Eigentlich erstaunlich, dass 150 PS nicht spritziger wirken, aber in Anbetracht der 1,7 Tonnen Leergewicht irgendwie auch kein Wunder. Anders dagegen die Common-Rail-Vierventiler Dieselaggregate, die aus knapp zwei Litern Hubraum 140 respektive 170 PS abgeben. Bei beiden hatte ich nie das Gefühl, dass das Fahrzeug zu schwer ist. Nun gut, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, von daher gewöhnt er sich auch an die etwas gemächlichere Gangart der Benzinmotoren.
Das ist auch kein Problem, denn man fühlt sich wohl im Alhambra. Alles ist »Like« Volkswagen, abgesehen vom Handschuhfach, dass immer noch zu groß ist. Nichts ist vorhanden, dass das Auge stören könnte. Die Materialien sind zwar nicht vom Feinsten aber sehr gut. Die Sitze geben ausreichend Seitenhalt – das Auto ist nun mal kein Sportwagen – und die Übersicht im Fahrzeug ist befriedigend.
Fazit: Insgesamt gefällt mir der neue Alhambra schon besser als sein Vorgänger, auch wenn die Seitenansicht ein wenig klobig wirkt. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht, ob ich es wirklich so meine. Fakt aber ist, dass technologisch Fortschritte gemacht wurden und der CO2-Ausstoß verringert werden konnte. Und dass er günstiger ist als sein gleich großer Bruder von Volkswagen, finde ich auch höchst sympathisch. mcn/neschki
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