Die Designer haben nicht nur Ähnlichkeiten vermieden. Sie haben den Vieren auch völlig unterschiedliche Charaktere mit auf den Weg gegeben, die es ihnen ermöglichen, nebeneinander zu stehen und dennoch unterschiedliche Empfindungen auszulösen. Was für ein Unterschied zu jenen armen Kollegen aus der Automobilindustrie, die es ertragen müssen, wenn die Mutter Zwillingen zwei unterschiedliche Namen auf die Motorhaube drückt und sie zu unterschiedlichen Preisen anbietet.
Schaut man sich die Markenhierarchie der Wolfsburger Mutter an, kommen einem alten Restaurant-Gänger Begriffe aus der Kochkunst in den Sinn. Danach ist der Golf ein Ergebnis der klassischen Küche, die hochwertige Materialien handwerklich hervorragend zubereitet. Der Audi A3 kommt aus der Gourmetküche, der Skoda Octavia aus der gut bürgerlichen Küche und der Seat Leon aus der mediterranen Küche, die mit einfachen und guten Zutaten Geschmackserlebnisse schaffen kann.
Wir suchten das Geschmackserlebnis jetzt mit einem Leon-Benziner mit122 PS, Rekuperation und Start-Stopp-System, dessen Verbrauch (nach EU-Norm) im Schnitt mit 5,2 Liter angegeben wird. Der verbrauchsgünstige Leon mit Dieselmotor bringt es zwar bei 66 kW/ 90 PS auf einen Durchschnittsverbrauch von nur 3,8 Liter. Dennoch lohnt die Überlegung auch in dieser Fahrzeugklasse, ob der Diesel sich angesichts des Preisunterschieds von rund 2000 Euro noch lohnt. Wir brauchten mit unserem Benziner zwischen sechs und sieben Liter auf 100 km. Ein in etwa vergleichbarer Diesel hätte bei den deutschen Kraftstoffkosten rund drei Euro auf 100 km günstiger gelegen.
Wir jedenfalls fanden den Benziner munter und agil, so recht passend zum Äußeren des Seat Leon, das mit seinen markanten Schwüngen, mutigen Sicken und den auf LED-Licht flach geschnittenen Scheinwerfern jugendlicher daherkommt als die anderen Clubmitglieder. Dieser frische, von schwungvollen Linien unterstrichene Stil setzt sich auch innen fort, zum Beispiel bei der Armaturentafel und den Türverkleidungen. Das dicke Lenkrad, die breite, auf den Fahrer ausgerichtete Mittelkonsole und die gut ausgeformten Sitze lassen sogar den Eindruck von Sportlichkeit entstehen.
Mit seinen vier Türen, der Heckklappe, den umlegbaren Rücksitzen und den vielen Ablage- und Verstaumöglichkeiten innen wird aber klar, dass sich der Leon als Familienauto, als Allroundtalent versteht. Den ganz sportlichen Auftritt lässt er seinem dreitürigen Coupé-Bruder, der nach dem Genfer Automobilsalon in den Club aufgenommen werden will und den zukünftigen FR- oder Cupra-Versionen.
Mit dem 122-PS-Benziner ließ sich der Leon flott bewegen. Er erweist sich in der Stadt als handlich und über Land als ausgewogen und komfortabel, was sicher auch dem gegenüber dem Vorgängermodell um 40 Millimeter gewachsenen Radstand geschuldet ist. Der Leon hat als Clubmitglied eben auch die neue Architektur mit einer nach vorn verschobenen Vorderachse und einem nach hinten geneigt eingebauten Motor mitbekommen, was auch die Verteilung der Lasten auf die Achsen verbessert: Es drückt weniger auf die Vorderachse.
Als erstes Auto seiner Klasse kann man den Leon gegen Aufpreis auch mit LED-Scheinwerfern bestellen. Außerdem bietet Seat für den Leon auch Komfort- und Sicherheitssystemen wie den Fernlichtassistenten, die Müdigkeitserkennung und einen aktiven Spurhalteassistent sowie Seat Easy Connect an, eine breite Auswahl an Infotainment-Lösungen.
Wer in den Club will, muss beim Leon rund 1500 Euro weniger Aufnahmegebühr bezahlen als beim Golf. Dafür erhält er dennoch die Gewissheit, auf Volkswagen-Technik zu rollen und kann bedenkenlos dem mediterran zusammengestellten Gericht aus Barcelona hingeben. Buenos dias a todos! (ampnet/Sm)
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