Das spanische Feuer brennt im neuen Toledo nicht gerade. Optisch kommt er auf 4,48 Metern Länge seriös bis bieder daher und übernimmt den grimmigen Blick der aktuellen Jünglinge des VW-Konzerns. Die Scheinwerfer – wenn auch keine Xenon-Brenner – sind in geschwungene Kammern aufgeteilt, wie man es aktuell von Audi kennt. Überhaupt ist das Modell auf Rapid-Basis ein Abkömmling der derzeitigen Limousinen des Konzerns. So können in die Seitenlinie wahlweise auch VW Jetta, VW Passat oder Audi A4 interpretiert werden. Mit 16-Zoll-Leichtmetallfelgen steht die Style-Serie überdies schlanken Fußes auf dem Asphalt. Beim Vorbeifahren fiel der Toledo bei einigen Autofahrern und Passanten auf. Interessierte, wenn auch nicht euphorische Blicke erntet die Limousine also durchaus.
Im Innenraum findet sich eine grau-schwarze Plastiklandschaft, die weder besonders kratzfest, noch schön anzufassen ist. Glücklicherweise sind die wichtigen Teile echte Handschmeichler. Das kleine mit Leder bezogene Lenkrad liegt gut in der Hand und haucht dem eigentlich biederen Toledo eine Sportlichkeit ein, die im ersten Moment überrascht.
Ähnlich Einschläferndes traut man vor Fahrtantritt möglicherweise auch dem 1.2-Liter-Turbobenziner zu, der mit einer Leistung von 77 kW / 105 PS nicht gerade einen Galopp erwarten lässt. Leise vor sich hin surrend wartet er im Standgas auf Gasstöße, die ihn zum etwas rauhen aber durchaus kräftigen Begleiter erwachen lassen. Ab 2000 Umdrehungen pro Minute (U/min) geht bei dem kleinen Motor tatsächlich die Post ab. In gut zehn Sekunden schiebt der Seat Toledo damit auf Tempo 100. Überholvorgänge auf der Landstraße können ebenso gemeistert werden, wie das sparsame Dahingleiten im sechsten Gang, das sich ab 60 km/h realisieren lässt. Die Start-Stopp-Automatik tut ihr Übriges, um den Verbrauch in überschaubaren Grenzen zu halten – ebenso wie die Geschwindigkeitsregelanlage. So sind bei Überlandfahrten unter 6 Litern möglich, in der Stadt werden es bei zügiger Fahrt und vielen roten Ampeln aber gerne auch knappe 9 Liter.
Das Fahrwerk des Toledo war eine kleine Überraschung. Passend zum sportlichen Lenkrad lässt sich der Toledo wie auf Schienen bewegen, wenn auch mit einem leichten Hang zum Untersteuern. Der Seitenhalt der nicht sehr ansehnlichen Stoffsitze wird in Kurven jedoch stark ausgehebelt. Der Komfort leidet klassenüblich unter dem straffen Fahrwerk. So kommen kleine Stöße weitgehend ungefiltert im Innenraum an, wo sie dank guter Isolierung zwar akustisch keine richtige Bühne finden aber vom Fahrer durchaus wahrgenommen werden. Weil andere das auch nicht besser können, muss man hier die schützende Hand über den Spanier legen und als Ablenkung auf die griffigen Bremsen verweisen, die bei der Style-Ausstattung durch den hydraulischen Bremsassistenten (HBA) unterstützt werden.
Praktisch, klar und wenig aufregend – so könnte man den Toledo beschreiben. Er bietet das, was man von einem modernen Fahrzeug erwartet, kommt über die Anforderungen aber auch nur punktuell hinaus. So wartet er mit praktischen Ablagefächern und Getränkehaltern an sinnvollen Stellen – wie etwa der hinteren Mittelarmlehne – auf. Auf den vorderen Plätzen streiten sich groß Gewachsene aufgrund der geringen Fahrzeugbreite von 1,70 m um die Mittelarmlehne. Der Sitzkomfort in der Loge ist hingegen sehr gut. Eine Beinfreiheit wie die im Toledo erwartet man gemeinhin nicht von einer kompakten Limousine. Ebenso gut sind das Kofferraumvolumen von 550 Litern und die niedrige Ladekante. Die Sitze können geteilt umgeklappt werden, ermöglichen aber leider keine ebene Ladefläche bei den großzügigen 1490 Litern. Für den Familienurlaub oder kleinere Möbeltransporte ist der Spanier aber bestens geeignet und erfüllt damit seinen Zweck als alltagstaugliche Kompaktlimousine auf allen Ebenen. (ampnet/deg)
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