Den Einstieg in die spanische Golf-Familie bildet der 1.2 TSI mit bescheidenen 86 PS für knapp 15 500 Euro. Doch bereits die zweite Leistungsstufe des bekannten VW-Motors mit 105 PS weiß auch hier durchaus zu gefallen und steht ab 18 240 Euro in der zweiten Ausstattungsstufe Reference beim Händler. Der Motor fühlt sich selten überanstrengt an und überzeugt auch im sechsten Gang noch durch ausreichend Durchzug. Dabei ist die Fahrwerksab-stimmung von eher etwas strafferer Natur, ohne dass der Komfort groß darunter leiden müsste. Geboten bekommt der Kunde ein äußerst dynamisch gezeichnetes Fahrzeug und kann zwischen fünftüriger Limousine, etwas flacherem Dreitürer mit verkürztem Radstand, aber ebenso viel Kofferraum und – erstmals – Kombi wählen.
Letzterer ist bereits ab 16 640 Euro lieferbar und bietet 587 Liter Grundvolumen im Gepäckheck, das sich auf bis zu 1470 Liter erweitern lässt. Dabei verfügt bereits die Basisversion über den doppelten Ladeboden, mit dem sich eine ebene, wenn auch nach vorne hin ,leicht ansteigende Staufläche schaffen lässt. Teilbar ist die Rücksitzbank aber leider erst ab der zweiten Ausstattungslinie. Durchdacht sind Details wie das im Unterboden verstaubare Gepäckrollo und das à la Audi bei größeren Transporten auf der Rückenlehne ablegbare Gepäcknetz. Ab Sommer ist der ST auch mit Allradantrieb erhältlich, der bei Seat „4Drive“ heißen wird. Beim sportlichen Topmodell, dem Cupra, verzichtet Seat bewusst auf diese Kraftübertragung und bleibt ausschließlich beim Frontantrieb, denn der erlaubt schnelles Vorwärtskommen. So hat der temperamentvolle Spanier auf dem Nüburgring die bisherige Bestmarke für frontgetriebene Kompaktwagen um ganze zehn Sekunden unterboten. Lediglich die dickeren Brembo-Bremsen stammten nicht aus der Serie, werden aber als Extra bald bestellbar sein. Mit seinen 280 PS übertrumpft der Leon Cupra selbst den Golf GTI Performance um ganze 50 PS und bleibt lediglich 20 PS unter dem Golf R. Der temperamentvolle Spanier ist ein echtes Spaßgerät und darf es auch akustisch krachen lassen. Seat lässt aber auch Vernunft walten und regelt den Cupra bei 250 km/h elektronisch ab. Die auch als fünftüriges Familienauto lieferbare Sportskanone sprintet als Coupé und mit Doppelkupplungsgetriebe in respektheischenden 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wer 1300 Euro sparen möchte, der kann eine 15 PS schwächere Cupra-Version ordern, die nur unwesentlich langsamer in der Sprintdisziplin ist, auchTempo 250 erreicht und ebenfalls den prestigeträchtigen 300-km/h-Tacho trägt.
Alle anderen Leon-Fahrer haben es da auch nicht viel schlechter, wenn die Kinder von außen durchs Fenster erkennen wollen, wie schnell der denn wohl ist: 260 steht da auf dem schnörkellos gezeichneten Rundinstrument. Etwas enttäuschender fällt da der Blick auf den Rest aus: Lediglich die wie ein Parallelogramm gezeichneten Lüftungsdüsen versprühen ein klein wenig sportiven Charakter. Alles andere ist eher schlicht strukturiert – oder eben klar gegliedert. Es kommt auf die Betrachtungsweise an. Verschönern lässt sich das Interieur aber unter anderem mit einer Ambientebeleuchtung in den Türen. Und einen Fahrdynamikschalter (Drive Profile), mit dem sich neben vorgegebenen Kennwerten (Normal, Sport, Eco) auch eine persönliche Abstimmung (Individual) hinterlegen lässt, hat schließlich auch kaum jemand in dieser Klasse zu bieten. Mit drei Karosserievarianten und Motoren von 86 bis 280 PS sowie einer Erdgasausführung (Leon 1.4 TGI) bleibt kaum ein Wunsch offen. Einer wäre da allerdings noch – doch einem Cabrio erteilt Seat mit Blick auf die rückläufige Marktentwicklung in diesem Segment eine klare Absage. Gleichwohl ist die Familie noch nicht ganz komplett. Kombi und Allradantrieb – das hat auch schon andere Hersteller zu äußerlich robuster auftretenden und etwas höher gelegten Derivaten veranlasst. Seat selbst war schließlich mit dem Altea Freetrak einmal einer der Vorreiter in diesem Bereich. (ampnet/jri)
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