Sonntag, 11. Dezember 2011 Design-Sprache der Zukunft bei Renault
Foto:Auto-Medienportal.Net
Der französische Hersteller Renault war schon immer gut für ungewöhnliche Konzepte, die zu neuen Segmenten heranreiften und für ein ungewöhnliches Design, das viele Ikonen hervorgebracht hat, erfolgreiche und erfolglose wie den Sympathieträger R 4, den ersten größeren Fünftürer R 16, den frechen R 5, den noch frecheren ersten Twingo, die ersten europäischen Vans Espace und Scénic aber auch den ungeliebten Avantime. Jedes Modell für sich war eine Einzelleistung, manchen sogar ein Solitär. Aber eine durchgängige Designsprache war nicht erkennbar; jeder Renault stand für sich, einige mit Anklängen an alte Zeiten, andere mit Zitaten von Konzeptfahrzeugen. Doch er fehlte bisher das durchgängige Konzept. Das soll nun anders werden.
|
Was in Sachen Design bei Renault geschehen soll, lässt sich ahnen, seit die Franzosen 2010 ihren Elektro-Sportwagen mit dem verräterischen Namen „DeZir“ vorstellten. Es ist offensichtlich: Dezir steht fürs englische „Desire“, also für Verlangen, das große Z in der Marketing-Schreibweise stehe für Zero Emission, Null Emission. Auffallend die quellenden, weichen Rundungen, die dem Dezir ein kräftigen Schluck Erotik mitgeben, auffällig aber auch der große Rombus des Renault-Logos in Chrom auf dem dunklen Hintergrund einer breiten, dunklen Spange, die in den Scheinwerfern endet und so das neue Gesicht von Renault zeigt.
Axel Breun, der Direktor für die Concept-Car-Entwicklung bei Renault, stellte dieses Element jetzt bei einem Designworkshop am Nürburgring als das neue Gesicht von Renault vor, das man mit dem neuen Twingo 2012 erstmals bei einem Serienprodukt finden werde. „Heute haben wir noch vielerlei Gesichter“, stellt Breun fest. Das werde sich von dem Twingo 2012 an aber ändern. Das neue Gesicht werde aus dem starken Rombus auf schwarzem Grund und den Scheinwerfern bestehen.
Breun lobte die deutschen Hersteller für ihre konsequente Anwendung immer derselben Marken-Gesichter, schränkt aber ein, dass könne „sehr schnell langweilig werden“, Deswegen werde Renault die drei wesentlichen Elemente des Gesichts (Augen, Mund und Nase) bei jedem Modell variieren, aber dabei den Wiedererkennungswert erhalten. 2011 zeigte Renault ein SUV-Konzept namens Captur, dessen Gesicht diesen Grundsätzen gerecht wird. Das gilt auch für die ebenfalls in diesem Jahr erstmals gezeigten Familien-Van in der Scenic-Klasse mit dem Namen R-Space und den Kleintransporter „FrendZy“, bei dem das Z wiederum den Elektroantrieb kennzeichnet.
Woher kommt auf einmal so viel Konsequenz in der Gestaltung? Wie so oft in dieser Branche steht ein Name für den Wandel: Seit zwei Jahren leitet Laurens van den Acker das Renault-Design. Der Niederländer und sein Team haben aber nicht nur das neue Gesicht für die Marke gestaltet, sondern auch einen Unter- oder Überbau geschaffen, an dem sich die Renault der Zukunft orientieren werden. Einfach, sinnlich und warm sollen die Autos wirken. Um dies zu erreichen hat das Team um van der Akker eine Designstrategie entwickelt, die sich an Begriffen orientiert: Love (Dezir), Explore (Captur), Family (R-Space), Work (Frendzy), Play und Wisdom. Dazu passend gehört auch ein Farbkreis, der mit Rot für die Liebe beginnt und mit Blau für Weisheit endet.
Nun sprechen auch die Franzosen, die sich so lange dagegen gewehrt haben, Englisch. In einem Unternehmen wie Renault ist das heute gar nicht mehr anders vorstellbar, schon gar nicht im Designcenter. Mitarbeiter aus 27 Nationen schaffen in der Zentrale in Paris sowie in den Design-Satelliten in Sao Paulo, Mumbai, Bukarest und Seoul. Wie viele wohl davon Französich sprechen?
Für die beiden Kapitel Play und Wisdom fehlen noch die Concept-Cars. Wir werden sie sehen, natürlich in der passenden Farbe und oft gepaart mit ungewöhnlichen Ideen wie den beiden Seiten des FrendZy: links Familienauto, rechts Nutzfahrzeug mit einem 37-Zoll-Bildschirm hinten an der rechten Seite für Werbung oder Botschaften an die Politesse.
Der kurze Ausflug in die kalte Eifel endet mit der Einsicht, dass sich bei Renault in den nächsten Jahres ein neues Bild ergeben wird. Wenn das Designteam mit seinen Concept Cars von heute wirklich für die Realität für Morgen steht, dann erleben wir bald einen neuen Geist bei den Franzosen: Sinnlichkeit, ohne den Nutzen aus dem Blick zu verlieren. Jeder weiß, dass kein Concept-Car jemals so in Serie ging wie es auf der Messe stand. Aber die Aussage der Konzepte aus dem Bereich Axel Breun ist so dominant und so überraschend überzeugend, dass nicht allzu viel von der neuen Linie auf dem Weg in die Serie auf der Strecke bleiben dürfte. (ampnet/Sm)
|