Nützlicher Hokuspokus im Innenraum Eine nur flüchtige Wahrnehmung des Kleinen kann dessen Vorzüge aber nicht vermitteln. Von einem Twingo ist mehr zu erwarten, als seine Kompaktheit, er ist rund 3.68 Meter lang, vorgibt. Zu ahnen ist ja nicht, dass sich die Platzverhältnisse im Inneren ganz nach Bedarf arrangieren lassen, weil sich die hinteren beiden Einzelsitze (!) – erstens – längs um rund 22 Zentimeter verschieben lassen. Auf diese Weise lässt sich geradezu üppige Kniefreiheit für Fondpassagiere gewinnen. Zweitens: Sollen nur Fahrer und Beifahrer Platz finden, ist durch Umklappen der Rücksitzlehnen oder, in einem weiteren Schritt, der kompletten hinteren Sitze im Nu großzügiger Gepäckraum geschaffen. Ein zum Zweisitzer umfunktionierten Twingo kann durchaus das gesamte Gepäck für die große Urlaubsreise aufnehmen.
Plus und Minus beim Faltdach Einsteigende bis etwa 1,80 Meter Körpergröße werden sich in dem Kleinen gut aufgehoben fühlen, ohne mit dem Kopf Dachberührung zu bekommen. Das elektrische Faltdach, typisches Ausstattungsmerkmal des ersten Kulleraugen-Twingos, schränkt die Innenraumhöhe aber ein. Geöffnet bringt es Luft und Licht ins Auto, mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit auch Geräusche. Bis etwa Tempo 100 bleibt „Open Air“ eine durchaus vergnügliche Sache; vorausgesetzt, das Faltdach ist ganz weit geöffnet und die Fenster sind geschlossen.
Wie man sitzt, so fährt man Als bequem werden die Sitze empfunden. Auch bei den Fondsitzen lässt sich die Neigung der Lehne einstellen. Mancher Fahrer wünschte sich vermutlich die Polsterung sportlich straffer und die Schenkelauflage länger. Gut bekommt das Fahrwerk den komplizierten Kleinwagen-Spagat hin, indem relativ geringes Leergewicht mit verhältnismäßig gewichtiger zulässiger Zuladung klarkommen muss. Federung und Dämpfung erledigen ihre Aufgaben zur Zufriedenheit. Ausgesprochen forsch gefahren, näherte sich das Fahrwerk des Testwagens, das kein ESP absicherte, mitunter seinen Grenzen.
Zäher Tempoaufbau auf dem Weg zur Höchstgeschwindigkeit Wendigkeit und geringer Platzbedarf eines kleinen Autos imponieren immer. Mit dem Twingo Liberty geht es zudem ganz flott voran, obwohl seinen Vortrieb lediglich 75 PS übernehmen. Dass das Auto weniger als eine Tonne wiegt, zählt durchaus. In gut zwölf Sekunden lässt sich Tempo 100 erreichen. Angekommen im fünften und letzten Gang, wird weiterer Tempozuwachs allerdings eine mühsame Angelegenheit. Das karge maximale Drehmoment des kleinen Benziners von 107 Newtonmetern macht sich bemerkbar. Nach Temposchranken an Autobahnbaustellen wieder Fahrt aufzunehmen, ohne andere zu behindern, ist ein Kunststück; weit ab von der Lässigkeit, mit man zur Ausgangsgeschwindigkeit zurückkehren kann, wenn sich unter der Motorhaube reichlich Power wecken lässt. Als Höchstgeschwindigkeit erreichte der Testwagen laut Digitaltacho 176 km/h, im Fahrzeugschein stehen 169 km/h.
Zur Serienausstattung des Twingo Liberty zählen: elektrisches Faltschiebedach, Radio (Bluetooth, Multimediaanschlüsse). Tempopilot, Bremsassistent, ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBV), abschaltbarer Beifahrerairbag.
Einmal mehr schlich sich im Umgang mit dem Testwagen die Erkenntnis ins Bewusstsein, dass Autos nicht unbedingt üppig ausgestattet sein müssen, um ihre Grundaufgabe zu erfüllen. Auch einfache und praktische Automobilität, die zudem relativ wenig kostet, kann durchaus Sympathie gewinnen. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
Daten Renault Twingo Liberty 1.2 LEV 16V 75 eco²:
Länge x Breite x Höhe (Meter): 3,68 x 1,65 x 1,47 Motor: Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer, 1.149 Liter Max. Leistung: 55 kW/75 PS Max. Drehmoment: 107 Nm Kraftstoffverbrauch (kombiniert): 5,1 l/100 km CO2-Emission: 119 g/km Beschleunigung auf 100 km/h: 12,3 s Leergewicht/zul .Gesamtgewicht (kg): 994/1.365 Gepäckraumvolumen (Liter): 165 bis maximal 959 Preis Twingo Liberty:11.800 Euro Twingo Expression ohne Faltschiebedach: 9.990 Euro
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