Freitag, 16. Mai 2014 Renault 8 Gordini wird 50 Jahre alt
Renault 8 Gordini: Urvater aller Markenpokale wird 50 Jahre alt
Vor 50 Jahren rollt der Renault 8 Gordini ins Rampenlicht – und begründet mit der ersten Markenpokalserie der Welt eine neue Motorsportkategorie, die bis heute quer durch alle Hersteller große Popularität genießt. Mit 63 kW/86 PS Leistung, 170 km/h Spitze und der Wendigkeit eines Gokarts hängt die liebevoll „Gorde“ genannte Sportlimousine in den 1960er-Jahren auch weit stärkere Fahrzeuge spielend ab. Heute feiert die Heckmotorbauweise im neuen Renault Twingo ihr Revival, denn sie ermöglicht – ganz im Geiste des Renault 8 Gordini – eine unerreichte Wendigkeit bei optimaler Traktion. Als 1970 die Produktion des Renault 8 Gordini ausläuft, haben insgesamt 12.203 Exemplare die Werkhallen verlassen, das sind immerhin neun Prozent der Renault 8 Gesamtproduktion. Doch der Nachfolger steht in Form des Renault 12 Gordini bereits am Start. Die Ablösung feiert Renault mit einem echten „Woodstock“ für Renault Gordini Fahrer.
|
Seit 1962 hat der französische Automobilhersteller den kantigen Renault 8 im Programm. Die kleine Familienlimousine hat nach bewährtem Muster den Motor im Heck, was für exzellente Traktion, spielerische Wendigkeit und eine leichtgängige Lenkung auch ohne Servounterstützung sorgt. Der 1,0-Liter-Vierzylindermotor ist mit fünffach gelagerten Kurbelwellen und oben liegender Nockenwelle eine moderne Konstruktion, die 29 kW/40 PS mobilisiert – damit aber noch lange nicht an ihrem Limit angekommen ist. Außerdem verfügt der Renault 8 seit 1963 über ein synchronisiertes 4-Gang-Getriebe, ebenfalls keine Selbstverständlichkeit in der Autowelt der Sechziger. Kein Zweifel, in der braven Familienkutsche schlummern sportliche Talente, ein Typ wie Asterix: zwar intelligent und stets auf der Höhe der Zeit, jedoch auf den ersten Blick eher unscheinbar. Aber wehe, wenn er Zaubertrank nimmt. Hilfe vom legendären PS-Zauberer Dies erkennen auch die Verantwortlichen bei der Régie Nationale des Usines Renault und beauftragen den PS-Zauberer Amédée Gordini, eine verschärfte Version des beliebten Achters zu entwickeln. Der „Hexenmeister“ („Le Sorcier“), wie der begnadete Motorentüftler und Rennwagenkonstrukteur ehrfurchtsvoll tituliert wird, verwendet hierfür feinste Motorentechnik – mit ähnlich durchschlagendem Effekt wie das kraftspendende Gebräu seines fiktiven Urahnen Miraculix. Gordinis Technikpaket für den Renault 8 umfasst einen neu konstruierten Querstrom-Zylinderkopf aus Aluminium mit V-förmig positionierten Ventilen, zwei Solex-Doppelvergaser und einen Fächerkrümmer. Außerdem bohrt er den Hubraum auf 1.108 Kubikzentimeter auf. Sportwagenschreck mit hohen Reserven Dank der umfangreichen Dopingmaßnahmen entwickelt der kleine Vierzylinder ähnliche Qualitäten wie der schlagfertige Comic-Gallier. Mit 63 kW/86 PS ist er mehr als doppelt so stark wie sein ziviler Bruder und hat keine Mühe, die gerade einmal 3,99 Meter lange Limousine bis auf sensationelle 170 km/h Spitzentempo zu schieben. Damit gehört der Renault 8 Gordini im Jahre 1964 definitiv zu den Schnellsten auf der Straße und kann selbst Sportwagen wie dem populären Porsche 356 C respektlos auf die Pelle rücken. Passend dazu produziert das Triebwerk eine kernige Klangkulisse. Als perfekte Ergänzung zum Sportlerherz verfügt der Renault 8 Gordini über Einzelradaufhängung vorne, kombiniert mit einer Pendelachse hinten, wie sie für Heckmotorfahrzeuge der damaligen Zeit typisch ist. Der tiefergelegte Aufbau, verkürzte Federwege und hydraulische Stoßdämpfer sorgen für optimale Straßenlage. Der extrem negative Sturz an der Hinterachse sichert hohe Kurvengeschwindigkeiten – vorausgesetzt, der versierte Pilot bleibt unerschrocken auf dem Gas stehen. Zusätzlich halten vier serienmäßige Scheibenbremsen das Temperament im Zaum, ein Sicherheitsbonus, der auch heute längst nicht bei allen Kleinwagen selbstverständlich ist. Mehr Leistung und fünf Gänge: die zweite Serie Dank seiner Fahrleistungen wird das blaue Kraftpaket in Frankreich über Nacht zum erschwinglichen Traum junger Fahrer, die von Rennmeriten träumen. Die Begeisterung steigert sich noch, als die „Régie“ 1966 den Renault 8 Gordini noch einmal zum Hexenmeister ins Trainingslager schickt: Dort wird der Vierzylinder auf 1.255 Kubikzentimeter Hubraum aufgebohrt. Statt der Solex-Vergaser beatmen jetzt zwei Weber-Doppelvergaser das Triebwerk. Ergebnis der Kraftkur: Die Leistung steigt auf 65 kW/88 PS und die Höchstgeschwindigkeit auf über 175 km/h. Eine Sensation im Kompaktwagensegment ist das serienmäßige 5-Gang-Schaltgetriebe des kleinen Galliers. Selbst bei großen Luxuslimousinen muss man 1966 dafür noch extra zahlen. Weiteres Novum: Neben dem 38-Liter-Haupttank findet sich im vorderen Kofferraum ein zweites Kraftstoffreservoir mit 26 Liter Fassungsvermögen.
|