Neben Rotwein, Haute Couture und Haute Cuisine hat Frankreich der Welt die Revolution beschert. Genau eine solche zettelt nämlich der Renault 5 bei seinem Erscheinen 1972 in der Kleinwagenklasse an und lässt die Konkurrenz mit einem Schlag uralt aussehen. Dass der Umstürzler seinen revolutionären Charakter mit typisch gallischen Ingredienzien wie Charme und Chic würzt, verleiht ihm zusätzlichen Reiz und beschert ihm praktisch vom ersten Tag an eine grosse Fangemeinde. Kein Wunder, denn das Konzept des R5 basiert erstmals auf Verbraucherumfragen, deren Ergebnisse in die Projektvorgaben eingeflossen sind.
KÜRZE MIT WÜRZE In den 3,51 Meter Kürze des Renault 5 liegt tatsächlich viel Würze: Der kleine Gallier nimmt nur wenig Verkehrsfläche ein, ist mit lediglich 9,8 Meter Wendekreis handlich in der Stadt und leicht zu parken, bietet aber trotzdem genügend Platz für vier Erwachsene und ihr Gepäck.
Und dann das Design: Mit grossen Scheinwerferaugen, einer Interpretation des „Kindchenschemas“, die sofort Sympathien weckt, im Windkanal geglätteten Flächen ohne Schnörkel und einem aufgeräumten Innenraum kombiniert der Renault 5 Funktionalität und Form auf einmalige Art und Weise.
PRAKTISCHE WELTNEUHEIT: KUNSTSTOFFSTOSSFÄNGER Mehr als nur ein Design-Gag sind die erstmals bei einem Serienfahrzeug eingesetzten grossflächigen Kunststoffstossfänger anstelle der bis dato üblichen, völlig unpraktischen Stossstangen. Vorteil der Schutzflächen: Sie sind unempfindlich und lassen sich nach einem Unfall viel kostengünstiger austauschen. Renault kreiert damit einen neuen Industriestandard, den später die gesamte Branche aufgreift.
Ganz dem Zeitgeist entspricht die Farbgebung der avantgardistischen Karosserie: Renault schickt den Neuling in grellem Giftgrün und Knallorange auf die Strasse. Das poppige Outfit signalisiert Modernität und kommt beim schlaghosentragenden Nach-68er-Publikum sehr gut an. Korrespondierend dazu lässt sich auch das Interieur in Schockfarben ordern.
AUSSEN KOMPAKT, INNEN GROSS Innen überzeugt der kleine Renault 5 mit einem überlegenen Raumangebot. Die Rückbank lässt sich umlegen und erweitert auf diese Weise das Gepäckraumvolumen auf umzugstaugliche 900 Liter. Unverzichtbar für ein Auto aus dem Land von „Amour“ und „Gauloises“, verfügt der freche Franzose ausserdem über Liegesitze und drei (!) Aschenbecher. Um auch für Hinterbänkler ohne Yoga-Kenntnisse das Einsteigen so bequem wie möglich zu gestalten, geben seine Schöpfer dem Kleinwagen darüber hinaus ein Paar extralange Türen mit auf den Weg.
MOTORISIERUNGEN FÜR ALLE ANSPRÜCHE Vor allem seine Vielseitigkeit macht den kleinen Freund so beliebt: Bei den Motorisierungen hat Renault für jeden Anspruch eine Lösung parat. Bereits ab 1975 erzeugt die sportlichere „Alpine“-Version mit ihren 68 kW/93 PS bei ambitionierten Autofahrern wildes Herzklopfen. Mit 173 km/h Spitze und zehn Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h macht das gerade einmal 840 Kilogramm leichte Gefährt auch üppig motorisierten Limousinen Konkurrenz.
Als Turbo-Pionier in der Formel 1 gönnt Renault dem sportlichen 5er 1981 eine Leistungsspritze und stattet ihn mit einem Turbolader aus. Die Leistung des Renault 5 Alpine Turbo steigt dadurch auf 108 PS, die Top Speed auf 191 km/h.
RENAULT 5 TURBO: EXTREMSPORTLER MIT MITTELMOTOR Der Leistungszuwachs gipfelt im radikal konzipierten Renault 5 Turbo, der 1980 in die Schauräume der Händler rollt und mit der erfolgreichen Baureihe nicht mehr viel gemein hat. Den 160 PS starken 1,4-Liter-Turbomotor mit Ladeluftkühler trägt der um 20,2 Zentimeter verbreiterte „Backenturbo“ nicht unter der vorderen Haube, sondern längs hinter den Vordersitzen, und überträgt die Kraft auf extrem breit bereifte Hinterräder der Dimension 220/55 VR 365. Die Respekt einflössenden Fahrleistungen – etwa das Beschleunigungsvermögen von 0 auf 100 km/h in lediglich 6,9 Sekunden – sichern ihm einen Platz unter den Supersportwagen der damaligen Zeit.
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