Montag, 26. September 2005 Porsche Cayman S: Schön, schnell und leicht
Porsche Cayman S
Ich fühle mich wie zu Hause. Ich sitze in einem neuen Porsche und fühle mich wie zu Hause. Vor mir die Boxster-Rundinstrumente, neben mir die Boxster-Mittelkonsole mit dem Schalthebel, unter mir die elektrisch verstellbaren Boxster-Sitze, hinter mir der röhrende Sechszylinder. Alles wie Boxster also? Nein, über mir schwebt nicht der Boxster-Himmel. Das Dach ist fest und bleibt geschlossen - immer. Ich sitze im Neuen aus Zuffenhausen.
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Der Cayman S, der auf dem Boxster basiert, ist - was im direkten Vergleich zwischen offen und geschlossen eher selten geschieht - der schönere Sportwagen. Vorne Boxster unverändert, aber die hinteren Kotflügel mit den modifizierten Lufteinlässen für den Mittelmotor und das fast erotisch wirkende Heck geben dem Cayman ein eigenes Profil voll scharfer Markanz. Ihm gelingt es, sogar auf Fotos beim Betrachter Besitzerträume zu wecken, und das ist für den Verkaufserfolg schon mehr als die halbe Miete. Porsche baut ab 2006 etwa 15'000 Cayman pro Jahr, und der Neue soll wesentlich dazu beitragen, "in wenigen Jahren 100'000 Autos jährlich zu verkaufen" - wohlgemerkt mit drei Baureihen. Zurzeit laufen alle Cayman ohne Ausnahme bei Valmet in der finnischen Stadt Uusikaupunkki vom Band. Das Procedere der Einführung ist Hausprinzip und sonnenklar: Top-down, wie beim Boxster soll später noch eine etwas schwächere Version nachgeschoben werden. Unter der Hülle strotzt der Cayman S nur so vor Kraft. Hinter mir mitten im Auto steckt der 3,4-Liter-Sechszylinderboxer, der aus dem 3,2-Liter-Aggregat des Boxster abgeleitet wurde. Zylinderköpfe sowie die Nockenwellen- und Ventilhubverstellung VarioCam Plus stammen vom 911, und dank dieser Leistungskur entwickelt der Treibsatz 295 PS, das maximale Drehmoment von 340 Nm liegt zwischen 4400 und 6000/min an. Der Cayman S erfüllt EU4 und bleibt mit einem Verbrauch von 10,6 Liter pro 100 Kilometer relativ genügsam. Serienmässig bringt ein Sechsganggetriebe die Kraft an die Hinterräder, alternativ steht die Tiptronic zur Verfügung. Genug der Theorie. In 5,4 Sekunden sprintet der 1340 Kilogramm schwere Cayman S auf 100 km/h und bis auf eine Spitze von 275 km/h. Und das Fahrwerk macht süchtig nach der nächsten Kurve, nach der der Cayman S geradezu giert. Straffer abgestimmte Federn, Dämpfer und Stabilisatoren sorgen für die Porsche-typische Agilität, die wegen der optimalen Gewichtsverteilung durch das Mittelmotorkonzept und die 18-Zoll-Reifen auf einem höheren Niveau als beim Boxster liegt. Bei der Bremsanlage stand der Rennsport Pate. Die grossen, innenbelüfteten Scheibenbremsen mit 318 Millimeter Durchmesser an der Vorderachse und 299 Millimeter an den hinteren Rädern verzögern satt. Wer noch ein Stufe höher gehen mag, wählt die PCCB (Porsche Ceramic Composite Brake): Bei jener schimmern dezent die dazugehörigen Mehrkolben-Bremssättel knallgelb durch die Felgenspeichen. Serienmässig besitzt der Cayman S das Porsche Stability Management (PSM), optional gibt es das Porsche Active Suspension Management (PASM), das die fahrdynamischen Qualitäten des Cayman S auf ein noch höheres Niveau hebt. Auf dem Nürburgring soll die Sportabstimmung laut Auto-Reporter bis zu drei Sekunden pro Runde bringen. Airbags für Fahrer- und Beifahrer sowie je zwei Thorax- und Kopf-Airbag sorgen für passive Sicherheit. Auch als Reisesportwagen taugt der Cayman S zumindest bedingt. 410 Liter Volumen verteilen sich auf zwei Gepäckräume. Aber mal ehrlich: Als Reisesportwagen legt man sich einen Porsche doch eher selten zu. Wer 58'529 Euro (Schweiz: 88'500 Fr.) für den Cayman S hinblättert, der will Fahrspass. Und davon bekommt er reichlich, denn der Cayman S bleibt in der Tradition der Zuffenhausener. Porsche waren immer hedonistische Autos, doch hat man in Zuffenhausen selten darüber geredet. Autos mit dem Namen Porsche enthielten immer schon ein gerüttelt Mass an Genuss - auch der Cayman S. Und bei dem ist schon das Anschauen ein Genuss.
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