Neben der vier Kilometer langen und 91 Meter breiten Startbahn stehen dort genügend Flächen für Fahrten auf gewässertem Asphalt und Kunststoffbelag zur Verfügung, um bei winterlichen Strassenverhältnissen die Leistungsfähigkeit eines Allradsystems zu erfahren und auf trockenen Handlingkursen seinen Spass zu haben. Was die heutigen Fahrerassistenz-Systeme mit Geschwindigkeit und Sicherheit zu tun haben, weiss man am besten nach der dritten Station auf dem nassen Slalomkurs, wenn alle Helferlein ausgeschaltet werden, man also ohne das PSM durchkommen musste. Dann ist der Dreher kaum noch zu vermeiden, wenn man sich nicht als Meister im Einfangen eines ausbrechenden Hecks qualifiziert hat. Vorher - mit allen System - schien die Aufgabe, so schnell wie möglich durch die Pylonen zu wedeln gar nicht so schwierig zu sein. Spass kam sogar auf, wenn man die Sporttaste gedrückt hatte. Dann erlaubt das System einen kleinen Ausflug nach aussen, bevor das Auto wieder eingefangen wird. So wurde Übermut vor den folgenden Runden auf Kunststoffbelag verhindert, der eine glatte Schneedecke darstellt. Jeder wusste nun, was er seinen persönlichen Leistungen am Volant und was er dem Auto zu verdanken hatte. Wir fuhren einen Porsche Carrera 4S mit dem Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) und hatten bei diesen schnellen Runden nie das Gefühl, das Sechs-Gang-Getriebe zu vermissen. Die Schaltzeitpunkte lagen so, dass wir es nicht hätten besser entscheiden können. Am Kurvenscheitel stand genau der richtige Gang für die volle Beschleunigung zur Verfügung. Besonders nach dem Kurvenscheitel spielt der Allradantrieb eine seiner besonderen Stärken aus: Vortrieb auf allen vier Rädern. Da können sich die 385 PS so richtig ins Zeug legen. Weil der Allradantrieb elektronisch geregelt ist und von null bis 100 Prozent die jeweils richtige Leistung an die richtige Achse bringt und sich dabei vom serienmässigen Sperrdifferenzial unterstützen lässt, kann man trotz des gewaltigen Vortriebs das bremsende Schieben über die Vorderräder vermeiden. Unser Fahrzeug war auch mit der "Sport plus"-Funktion ausgestattet, die nur für den Einsatz auf der Rennstrecke gedacht ist und den Charakter des Carrera völlig in Richtung Biest verändert. Er reagiert spontaner auf Lenkradbewegungen und Gasgeben, hält immer eine höhere Drehzahl und schaltet schneller mit deutlichem Ruck nach oben und mit Zwischengasstössen nach unten. Auf unserem 2,9 Kilometer langen Rundkurs brachte das System fast zwei Sekunden pro Runde. In diesem Modus verliert das PDK eine seiner hervorragenden Eigenschaften: das unterbrechungslosen und damit auch rucklose Hochbeschleunigen. Auch auf Sparsamkeit des Motors wird dabei weniger geachtet, zumal der lange siebte Gang des PDK gar nicht mehr eingelegt wird. Das frühe Hochschalten in den höchstmöglichen Gang bringt beim PDK im Normalbetrieb deutliche Verbrauchsvorteile. Zudem sorgt der von Grund auf neu konstruierte 3,8-Liter-Sechszylinder mit seiner Direkteinspritzung, geringerem Reibungswiderstand und Nebenaggregaten, die nur noch zugeschaltet werden, wenn sie wirklich benötigt werden für einen Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm) von 10,7 Litern mit PDK und 11,2 Litern mit Handschaltung. Der Porsche Carrera mit der neuen Version des Porsche Active Suspension Management (PASM) beeindruckt aber nicht nur, wenn man auf der Rennstrecke das röhrende Biest rauslässt. Die andere Seite des Porsche Carrera 4S Cabriolet erlebten wir bei der Heimfahrt vom Driving-Center ins Hotel. Offen mit 100 km/h bei Sonnenschein durch die Alleen zu gleiten, fast immer im siebten Gang - auch das ist Genuss pur. Man möchte ihn sich leisten können. (ar/Sm)
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