Samstag, 20. Juni 2009 Porsche Panamera: Traumhaft
Porsche Panamera. Foto: UnitedPictures
Endlich ist sie da, die sagenhafte vierte Baureihe von Porsche. Wenn schliesslich am 12. September bei den deutschen Händlern die ersten Porsche Panamera zu besichtigen sind, dann haben uns die Zuffenhausener rund zwei Jahre auf dieses Ereignis vorbereitet, erst mit geschickt formulierten Dementis, dann mit Ankündigungen, einer Skizze, einem ersten Foto von der Front und schliesslich mit seiner Weltpremiere auf einem Hochhaus im chinesischen Shanghai. Porsche will eben auch mit seinem ersten Viersitzer hoch hinaus. 20'000 Panamera will man weltweit pro Jahr verkaufen, der Krise zum Trotz. Wir hatten jetzt die Chance, anhand von Erprobungsfahrzeugen drei wesentliche Fragen zu beantworten: Passt denn der voluminöse Sitzriese aus unserer Redaktion auch hinten ins Auto? Ist das denn wirklich noch ein Porsche? Und ist er wirklich so gut, wie seine Entwickler uns weismachen wollen?
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Beginnen wir also mit drei kurzen Antworten: Ja, der Sitzriese passt sogar hinten hinein, dank einer geschickten Anhebung des Dachhimmels im Heckbereich. Aber er würde seinen Panamera ohne Schiebedach kaufen, um vorn mehr Kopffreiheit zu gewinnen. Und trotz seiner knapp fünf Meter Länge und einem Gewicht von fast zwei Tonnen ist auch der Panamera ein Porsche, sogar einer, der die sanfte Gangart beherrscht. Ausserdem kann man getrost feststellen, dass seine Entwickler den Mund nicht zu vollgenommen haben. Ein Passant war zufrieden: "Das ist ja der erste Porsche mit Kofferraum", stellte er fest. In der Tat öffnet sich unter der großen Heckklappe ein Gepäckabteil von 445 Litern, das sich auf 1250 Liter mit ebenem Boden vergrößern lässt. Vier Golfbags passen hinein, versicherte uns ein Porsche-Techniker später. Erst danach ging der Mann um den Wagen herum: "Der sieht ja wirklich aus wie ein Porsche." Stimmt. Die Designer haben sich grosse Mühe gegeben, wo immer es ging, Ähnlichkeiten zum 911 zu schaffen. Auch beim Panamera schaut der Fahrer zwischen den hohen Kotflügeln hindurch auf die Strasse. Auch beim Panamera hat er in den Rückspiegeln zunächst die typischen, breiten Schultern im Blick und dann erst den Verkehr. Die Silhouette folgt ebenfalls dem Beispiel des 911, nur eben gestreckter, aber mit 1,42 Metern Höhe erstaunlich niedrig. Unser Zaungast fand die Sitze hervorragend und stellte fest, er sitze wirklich in einem Porsche. Dann blieb sein Augen an der von hinten nach vorn ansteigenden Mittelkonsole hängen: "Das ist ja ganz was Neues. So viele Knöpfe!" Einige von diesen Schalter ähneln in ihrer Funktion den Registern einer Orgel. Per Knopfdruck lässt sich hier einstellen, was man von seinem Panamera erwartet. In unserem Panamera Turbo gab es sogar einen Knopf fürs Crescendo, für einen sportlicheren Klang des Auspuffs. Am meisten Einfluss auf den Charakter haben aber die beiden Schalter Sport und Sport plus, die wir auch schon beim 911 Turbo kennengelernt haben. Hat man alle Regelsysteme an Bord, lässt die Sport plus-Taste den Panamera zum Sportwagen werden, dessen Handling und Fahrverhalten in dieser Klasse nicht noch einmal zu finden sind. Die Spreizung zwischen den einzelnen Modi ist also spürbar. Wer einen der modernen Porsche kennt, findet sich im Panamera gut zurecht. Er muss nur eines bedenken: der Panamera misst in der Breite stolze 1,93 Meter. Hat man das verinnerlicht, vergisst man rasch, in einem langen Viertürer zu sitzen. Uns hat natürlich der Panamera Turbo mit seinem Allradanrieb dem serienmässigen Doppelkupplungsgetriebe (PDK) mit sieben Stufen, allen elektronischen Helferlein und Keramik-Bremsen am meisten gelockt. Dessen Achtzylinder mit 4,8 Litern Hubraum leistet 500 PS und wuchtet bei Overboost kurzeitig stolze 770 Newtonmeter Drehmoment an die Räder. Die Folgen sind eine Beschleunigung in 4.2 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Spitze knapp oberhalb 300 km/h. Der Normverbrauch liegt bei 12,2 Liter auf 100 km, entsprechend 286 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Nach unserer Tour nannte uns der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 13,6 Litern. Er wird auch so manchen Manager, Unternehmer oder Wüstensohn begeistern, denn er setzt Massstäbe, erfüllt Träume und bleibt dennoch ein Mobil mit Alltagstauglichkeit, das es Finanzbeamten leichter ertragen lässt, wenn er als Firmenwagen zugelassen werden soll. Gibt es nach der ersten Bekanntschaft auch etwas zu meckern: Ja, und es hängt mit der zweiten Sitzreihe zusammen. Der Türausschnitt hinten ist recht klein, rechts wie links bohrt sich uns beim Einsteigen ein zwar lederverkleideter, aber harten Knubbel schmerzhaft ins Hinterteil. Aber wenigsten den Knubbel können die Porsches ja noch in der Serie verschwinden lassen. Dann ist der Viertürer aus Zuffenhausen so gut wie perfekt. Der Panamera S hat einen Basispreis von 94'575 Euro, der 4S von 102'251 Euro und der Turbo von 135'154 Euro. (ar)
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