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Mittwoch, 21. Januar 2015 Mercedes-Benz und Porsche: Ab in den Süden

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Wegweiser zum US-Werk Tuscaloosa.  Foto:Auto-Medienportal.Net/DaimlerWegweiser zum US-Werk Tuscaloosa. Foto:Auto-Medienportal.Net/Daimler

Mit Speck fängt man Mäuse. Mit niedrigen Steuern und zusätzlichen Subventionen locken Städte und Gemeinden Unternehmen an. Ein Rezept, das weltweit aufgeht, auch in den USA. Als eines der besten Beispiele dafür gilt Atlanta, Regierungssitz und größte Stadt des US-Bundesstaates Georgia. Wo 1996 die Olympischen Sommerspiele stattfanden, residieren nicht nur CNN, Coca-Cola und Delta Airlines. Darüber hinaus liegt die Stadt, die im Bürgerkriegsepos „Vom Winde verweht“ eine wichtige Rolle spielte, unter den amerikanischen Metropolen, in denen die meisten der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt beheimatet sind, auf dem dritten Platz. Zurzeit bereiten sich die US-Niederlassungen zweier weiterer Unternehmen auf den Umzug in den Süden vor: Mercedes-Benz und Porsche.

 

US-Mercedes-Statthalter Steve Cannon nennt hohe Kosten am derzeitigen Standort in New Jersey und den erwarteten Zuwachs von Kunden und Händlern in den Südstaaten, besonders in Atlanta, Houston und Dallas, als wichtigsten Grund für den Gang nach Atlanta. „Dort sehen wir ein starkes Wachstum. Der Zuzug in den Süden ist ungebrochen, und das gilt für Unternehmen ebenso wie für unsere Kunden.“

Mercedes ist bereits der dritte ausländische Automobilkonzern, der demnächst seine US-Geschäfte vom Südosten des Landes aus erledigen wird. Toyota machte den Anfang und verlegte die Verwaltung von Kalifornien und Ohio in eine Vorstadt von Dallas. Porsche begann 2012 mit dem Bau einer Verwaltungszentrale, einem Technik-Center, einer Werkstatt für Porsche-Oldtimer und einem Ausstellungskomplex in der Nähe des internationalen Flughafens von Atlanta. 100 Millionen Dollar (ca. 86,4 Millionen Euro) lässt sich der Konzern das Projekt kosten – inklusive einer zweieinhalb Kilometer langen Teststrecke, auf der potenzielle Kunden ihren Traumwagen ausprobieren dürfen. Die ersten Angestellten sollen in diesen Tagen ihre neuen Arbeitsplätze einnehmen.

Laut Steve Cannon platzt die derzeitige, 43 Jahre alte Hauptverwaltung in Montvale im Bundesstaat New Jersey, rund 50 Kilometer von New York entfernt, aus allen Nähten. Am neuen Standort, von dem aus ab 2017 auch Smart- und Sprinter-Verkäufe verwaltet werden sollen, erwartet er „Wachstum für die nächsten 50 Jahre“. Auch für die Mercedes-Beschäftigten, von denen an die 1000 dem Lockruf des Südens folgen wollen, sind die Aussichten nicht schlecht. Liegen doch die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten im Großraum Atlanta um 20 bis 30 Prozent unter denen von New Jersey und New York.

Bei der Frage nach Subventionen und Steuererleichterungen hält sich Steve Cannon bedeckt. Das stets gut informierte „Wallstreet Journal“ nahm dagegen kein Blatt vor den Mund. Vergangene Woche berichtete die Zeitung, dass sich die Regierung von Georgia die Ansiedlung von Mercedes in Atlanta 23,3 Millionen Dollar kosten lassen will. Diese Summe hatte Christopehr M. Carr, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche Entwicklung in Atlanta in einem Brief an Mercedes erwähnt. 17,3 Millionen davon entfallen auf Steuerfreibeträge: Jährlich 4000 Dollar (ca. 3450 Euro) spart Mercedes fünf Jahre lang an Körperschaftssteuer für jeden neu geschaffenen Job. Weitere sechs Millionen fließen aus einem staatlichen Entwicklungsfonds, mit dem eine teilweise Steuerbefreiung bei der Baufinanzierung der neuen Niederlassung gewährleistet wird.

Werden Atlanta und mit der Stadt zusätzlich die amerikanischen Südstaaten zum Zentrum der ausländischen Automobilindustrie in den Vereinigten Staaten? Laut Steve Cannon sind sie das schon längst, und andere Unternehmen werden folgen. Kenner der Szene meinen, dass dabei Subventionen und Steuererleichterungen hochwillkommenes Zubrot, in der Hauptsache aber Kosteneinsparungen sowie die strategische Lage Atlantas dafür verantwortlich wären. Und nicht zu vergessen: Gewerkschaften spielen in Georgia nur eine untergeordnete Rolle. Mitentscheidend für den Gang von Daimler nach Atlanta darüber hinaus aber war die Nähe zu Tuscaloosa in Alabama, wo das Unternehmen seit 1996 Autos für den amerikanischen Markt baut, und zum Hafen von Brunswick in Georgia, wo die meisten Mercedes-Benz aus deutscher Produktion ankommen.

Tuscaloosa ist übrigens Partnerstadt von Schorndorf, der Geburtsstadt Gottlieb Daimlers. Als neue US-Heimat von Mercedes-Benz und Porsche und damit auf dem besten Weg zum Stuttgart der Südstaaten hätte der Stadtrat Anlass genug, sich auch mit der schwäbischen Metropole zu verschwistern. Zwar gibt es Ortschaften gleichen Namens bereits einige USA, etwa in Kansas mit 45 oder in Arkansas mit immerhin 9400 Einwohnern. Doch von denen kann keine von sich behaupten, irgendetwas mit Daimler oder Porsche zu tun zu haben. (ampnet/hrr)

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