Bei wärmerem Wetter und besserer Sicht hatten wir das Dach geschlossen erlebt. Seine Form folgt exakt der Dachlinie des Coupé und hinterlässt keineswegs den Eindruck eines Provisoriums für schlechtes Wetter. Seine Form und viele seiner Qualitäten verdankt das Dach seiner Mischung aus Stoffverdeck und festem Dach. Es dämmt die Geräusche erstaunlich gut, fährt in 13 Sekunden bei Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h aus und verschwindet in der bekannten Z-Faltung in einem Heck, das so kraftvoll und in sich so perfekt gestaltet wirkt, als habe das Designteam nie etwas anderes im Blick gehabt als das 911er Cabrio.
Für diese gute Qualität der Arbeit der Zuffenhausener Designer und Aerodynamiker spricht auch der mit 0,30 für ein Auto dieser Klasse ungewöhnlich niedrigem Luftwiderstandsbeiwert. Zur Aerodynamik zählt auch der Heckspoiler, der für Abtrieb an der Hinterachse sorgen soll. Beim Cabriolet verhält der sich bei geöffnetem Dach anders als beim Coupé und nimmt je nach Fahrzeugkonfiguration unterschiedliche Ausfahrhöhen und Einstellwinkel ein.
In den engen Kurven mit zum Teil schlechter Fahrbahn hatte der Spoiler nichts zu tun, weil er erst ab 120 km/h ausfährt. Dafür konnten wir uns der Frage widmen, ob der bis zu 60 Kilogramm leichtere Neue ebenso verwindungssteif sei wie der Alte. Porsche sagt Ja. Die Steifigkeit habe sich um 18 Prozent verbessert. Wir glauben`s gern; das Cabrio liegt buchstäblich wie ein Brett.
Selbst beim normalen Fahrprogramm wird das Cabrio auf schlechter Fahrbahn nicht zu einem sanften Gleiter. Kurze Stöße erinnern an die Sportwagen-Gene. In den Fahrmodi Sport oder Sport plus erlebt man dann den rassereinen Sportwagen. Darin unterscheidet sich das Cabriolet nicht vom Coupé, ebenso wenig wie bei den Motoren. Beim Carrera Cabrio arbeitet der neue, aber bekannte 3,4-Liter-Boxermotor mit 257 kW / 350 PS, im Carrera S der 3,8-Liter-Boxer mit 294 kW / 400 PS.
Der 911 Carrera Cabriolet kostet 100 532 Euro, der Carrera S 114 931 Euro. Für die rund 14 000 Euro Preisunterschied bekommt man also 50 PS mehr, dazu ein mit 440 Newtonmetern (Nm) um 50 Nm höheres Drehmoment, 20-Zoll-Räder statt 19-Zöller, mit 299 km/h statt 284 km/h die bessere Höchstgeschwindigkeit sowie mit 4,5 Sekunden einen um drei Zehntel schnelleren Standardsprint von 0 auf 100 km/h. Der Verbrauch liegt (nach EU-Norm) mit 8,9 Litern im Durchschnitt auf 100 km einen halben Liter mehr als der 3,4 Liter, alles mit dem Sieben-Gang- Porsche Doppelkupplungs-Getriebe (PDK).
Unter den Kollegen entspann sich nach der langen ersten Testtour eine heftige Debatte, ob das Fahrerlebnis und der Buchstabe S am Heck den Mehrpreis eines Kleinwagen lohnt, wo doch auch schon der kleinere, der 3,4-Liter-Motor wunderbar hochdrehe und Fahren auf hohem Niveau ermögliche. Also: Ich fand, wenn man offen mit 60 km/h in einen Tunnel fährt und dann das Gaspedal durchdrückt, dann brüllt der S doch eindrucksvoller. Aber wer macht das schon. Das ist ja infantil. (ampnet/Sm)
Daten Porsche CarreraS Cabriolet mit PDK
Länge x Breite x Höhe (m): 4,49 x 1,81 x 1,29 Motor: Sechs-Zylinder-Boxer, 3800 ccm, Saugmotor, Direkteinspritzung Leistung: 294 kW / 400 PS bei 7400 U/min Max. Drehmoment: 440 Nm bei 5600 U/min Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm): 4,5 Liter CO2-Emissionen: 210 g/km (Euro 5) Höchstgeschwindigkeit: 299 km/h Beschleunigung 0 - 100 km/h: 4,5 Sek. Leergewicht/Zuladung: 1485 kg / 420 kg Luftwiderstandsbeiwert: 0,30 Kofferraum: 135 Liter Räder / Reifen: vorn 8,5 J x 20, 245/35 ZR 20; hinten 11 J x 20, 295/30 ZR 20 Wendekreis: 11,1 m Basispreis: 114 931 Euro
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