Und gut betucht sollte man schon sein, denn knapp 70 000 Euro werden fällig, will man sich den schärfsten der offenen Zweisitzer vor die Haustür stellen. Die Summe ist immerhin 20 000 Euro höher, als für das Boxster-Einstiegsmodell zu veranschlagen sind. Dafür gibt es 730 Kubikzentimeter Hubraum und 65 Pferdestärken mehr sowie ein paar Ausstattungsdetails, die man sich sonst mühsam aus der Aufpreisliste zusammensuchen müsste. Dank des größeren Motors ist auch der Zuwachs an Drehmoment enorm: 370 statt 280 Newtonmeter stehen auf den Datenzettel. Das ist nur geringfügig weniger, als der 911 Carrera aufbietet. Das Sport Chrono Paket ist ebenso mit an Bord wie die Alcantara-Innenausstattung und eine Sportabgasanlage, mit der man auf Tastendruck einen unverschämt kernigen Sound entfachen kann. Wer genau hinsieht, erkennt den nachgeschärften Boxster an den dezenten Veränderungen an Front und Heck. Die modifizierten Lufteinlässe an der Front sind einem erhöhtem Kühlbedarf geschuldet, das schwarz chromatierte Doppel-Endrohr am Heck ist von einem neuen Diffusoreinsatz umrahmt. Nicht, dass es dem Boxster S an Sportlichkeit gemangelt hätte, aber da das Leistungsgewicht des Newcomers jetzt noch näher an vier Kilogramm pro PS liegt, kann man sich auf einen spürbaren Agilitäts-Unterschied verlassen. Seinen Reiz bezieht er nicht aus dem Versuch, den Fahrleistungen des Elfers nahe zu kommen, sondern aus dem wunderbar ausbalancierten Fahrgefühl, dass das Konzept des Mittelmotors mit sich bringt. Und praktischer als der große Bruder ist er allemal. Die 150 Liter Kofferraumvolumen im Bug und 130 Liter hinter dem Motor sind mehr als doppelt soviel wie der Carrera bietet. Sie erlauben den beiden Insassen auch längere Freizeitausflüge.
Die gehen natürlich bevorzugt in die Sonne, denn wozu braucht man sonst ein offenes Auto? Das Boxster-Stoffverdeck ist von keinem noch so plötzlichen Gewitterguss zu überraschen. Nicht einmal zehn Sekunden braucht es, um sich aus der Ruhestellung hinter den Überrollbügeln schützend über die Insassen zu spannen und dauert damit kaum länger, als sich eine Mütze auf den Kopf zu ziehen. Genauso schnell öffnet es auch wieder und das bis Tempo 50. Das Netzwindschott, das zum Lieferumfang gehört, ist allerdings nur Kosmetik. Will man offen schneller als 120 km/h fahren, sollte man eine gewisse Zugluft-Resistenz mitbringen. Leistungsstarke Autos stehen oft im Verdacht, nur etwas für erfahrene Piloten zu sein. Auf den Boxster GTS trifft das nicht zu. Auch Anfänger spüren nach wenigen Kilometern, dass dies Fahrzeug stets berechenbar ist und genau das tut, was man will – egal, ob man eine Kurve nun mit 40 oder 80 km/h anvisiert. Als gäbe es keine Haftungsgrenze, lässt er sich flink und mit erstaunlicher Präzision um jede Kehre zirkeln. Dabei hilft das so genannte Torque Vectoring, das die Drehmoment-Zuteilung an die Antriebsräder steuert.
Auch wenn es die ohnehin schon kostspielige Anschaffung eines Boxster GTS noch einmal um fast 3500 Euro verteuert, auf das PDK-Doppelkupplungsgetriebe sollte man nicht verzichten. Das Märchen vom Sportwagen, der gefälligst von Hand geschaltet werden muss, glaubt zum Glück kaum noch jemand, und auch die Porsche-Kunden haben sich inzwischen mehrheitlich dazu bekannt. Außer für wieselflinke Gangwechsel sorgt es nämlich für akustischen Genuss.
Fazit: Wäre dieser Name im Porsche-Sortiment nicht schon vergeben, man müsste ihn dem neuesten Boxster anheften: Cayenne. So pfeffrig ist der 330 PS starke Zweisitzer, dass er der Ikone 911 wieder einen Hauch näher gekommen ist. Das Fahrverhalten ist bei allem Temperament sehr ausgewogen, seine praktischen Vorzüge lassen sich im Gepäckvolumen messen. Und günstiger zu haben ist er auch noch. Wozu brauchte man doch den Elfer noch gleich? (ampnet/afb)
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