GT3-Besitzer, und zwar nicht nur die Beneidenswerten, die mit der letzten Variante auf Basis 991 glücklich geworden sind, wissen, dass das Ausloten des Grenzbereichs weniger von der Physis ihres Untersatzes abhängt, als vielmehr vom Einsatzort und – mehr noch – vom ihrem Wollen und Können selbst. Insofern mutet es auf den ersten Blick sehr kühn an, den Reiz eines GT3, so wie wir ihn bisher kennengelernt haben, mit ein paar Mehr-PS steigern zu wollen.
Aber Porsche schafft dies mit einer Regelmäßigkeit, die nur in Unkenntnis der Marktlage und unter Ausblendung der menschlichen Psyche verwundern muss: In seiner jetzt vorgestellten, zweiten Ausbaustufe tritt der vermutlich nur von Insidern als überarbeiteter GT3 zu identifizierende Top-Athlet der 991-Baureihen mit 500 PS an – 25 PS und 20 Newtonmeter Drehmoment mehr, als die bisherige, bis Ende 2015 an den Mann, beziehungsweise die Frau gebrachte Variante aufgeboten hat. Ob es die neue, serienmäßig installierte Hinterachslenkung ist, die das Begehren so anheizt oder die Option, anstatt des bisher einzig erhältlichen Doppelkupplungsgetriebes PDK nun alternativ und ohne Aufpreis auch ein mechanisches Sechs-Gang-Getriebe wählen zu können, weiß niemand so genau. Gewiss ist einzig und allein, dass das Kürzel GT3 für ein Versprechen steht, dessen Einlösung größte Befriedigung verheißt.
Die Frage aber lautet: Wie wollen die das bei Porsche um Projektleiter Andreas Preuninger gestemmt haben, das fahrdynamische Talent so weiterzuentwickeln, dass unter vorgehaltener Hand schon von Wunderdingen geraunt wird? Unter 7.20 Minuten auf der Nürburgring Nordschleife sollen drin sein. Damit wäre der Neue dann rund zehn Sekunden schneller als der Vorgänger. Eine ähnlich deutliche Verbesserung steht auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim zu erwarten. Und das bei einer Mehrleistung von nur 25 PS? Die mitgelieferte „Porsche Track Precision App“, eine via Smartphone übertragene, pfiffige Anleitung zur Nachahmung der idealen Runde. wird es allein nicht sein. Für den fahrdynamischen Quantensprung führt Weissach folgende Punkte auf:
Der Motor: Mit nunmehr 500 PS und einem maximalen Drehmoment von 460 Newtonmeter ist es der leistungsstärkste Saugmotor mit Direkteinspritzung, den Porsche je gebaut hat. Die Leistungskurve des Vier-Liter-Boxers gipfelt bei 8250 Umdrehungen pro Minute (U/min) und das maximale Drehmoment erreicht seinen Höhepunkt bei 6000 U/min. Die Höchstdrehzahl liegt bei sagenhaften 9000 Umdrehungen. Einen engeren Bezug zum Rennsport hat es noch nicht gegeben. Das mit einer starren Ventilsteuerung, das heißt mit Schlepphebeln ohne hydraulische Ausgleichselemente und daher mit extrem geringen Reibungsverlusten arbeitende Triebwerk ist mit dem der Rennversion 911 GT3 Cup identisch. Das Leistungsgewicht: Mit nur 2,83 Kilogramm pro PS ist jenes der handgeschalteten, nominell nur 1413 Kilogramm schweren GT3-Variante zwar am günstigsten. Gegenüber der PDK-Version (1430 kg) gerät sie fahrleistungsmäßig trotzdem leicht ins Hintertreffen. Mit 3,9 Sekunden ist sie laut Werk eine halbe Sekunde langsamer auf Tempo 100 als die Version mit Doppelkupplungsgetriebe. Diese wird mit 3,2 Sekunden angegeben. Den Sprint bis 200 km/h entscheidet die PDK-Variante gleichfalls knapp für sich: 11,0 gegenüber 11,4 Sekunden. Der Unterschied in der Höchstgeschwindigkeit – 318 km/h mit PDK, 320 km/h beim Handschalter – erklärt sich durch die unterschiedlichen Übersetzungsverhältnisse. Das neu entwickelte, mit Zweimassenschwungrad und automatischer Zwischengas-Funktion ausgestattete GT-Sportschaltgetriebe stellt im Unterschied zum Sieben-Gang-PDK-Getriebe einen Gang weniger zur Verfügung. Anders als beim PDK wird hier die Kraft an eine mechanische statt an eine elektronisch geregelte Hinterachs-Quersperre weitergegeben. Das wird die Technik-Puristen ebenso zufriedenstellen wie die Möglichkeit, die Gänge eigenverantwortlich sortieren zu dürfen. (ampnet/hvs)
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