Theoretisch wären 360 km/h möglich. Porsche nutzt für den beeindruckenden Auftritt Zutaten, wie Druck, Wasser, Luft, Brennstoff und penibel konstant gehaltene Hitze – Zutaten, wie sie auch in einer Eisenhütte eingesetzt werden. Auf Eisen haben die Zuffenhausener dennoch verzichtet, wo immer es möglich war. Wesentliche Bauteile bis tief hinein ins Fahrwerk des 911 GT2 RS werden aus CfK, Kohlefaser-Werkstoff, hergestellt. Für das Dach wird Magnesium eingesetzt, ebenso für die Räder. Titan findet bei der Auspuffanlage Verwendung, die Rücksitzanlage entfällt. Dies und der Verzicht auf Allradantrieb, macht den GT2 RS um gut 110 Kilogramm leichter als den 200 PS weniger starken 911 Turbo S.
Wer zusätzlich das rund 20 000 Euro kostende Weissach-Paket ordert, das nach dem Standort des Porsche-Entwicklungszentrums benannt ist, reduziert das Gewicht nochmals um 27 Kilogramm. Dann wird auch das Dach aus CfK gebacken, die Stabilisatoren aus dem gleichen Material anstatt aus Stahl geformt.
Wie beim Hochofen liegt die Kunst der Maschinen-Konfiguration in der richtigen Beatmung. Das Turbolader-Duett hat einen fast zehn Millimeter größeren Durchmesser als beim Turbo S. Damit es möglichst viel kalten und damit dichteren Sauerstoff in die mit eigens entwickelten Kolben bestückten Zylinder pressen kann, sorgen große Ladeluftkühler für geringere Temperaturen. Allerdings herrscht im Heck des Über-Elfers drangvolle Enge und damit besonders in sommerlichem Klima große Hitze. Deshalb werden beide Kühler temperaturabhängig und bei vollem Leistungsabruf über Düsen mit Wasser besprüht. Die Verdunstungskälte sorgt für thermische Entspannung. Genutzt wird hierfür destilliertes Wasser, das in einem 5,5 Liter großen Tank unter der vorderen Haube bevorratet ist.
Das sollte bei extremen Außentemperaturen für fünf schnelle Runden im Grenzbereich auf dem Nürburgring genügen, sagt Andreas Preuninger, bei Porsche verantwortlich für alle GT-Straßenfahrzeuge. So hat Werk-Testfahrer Lars Kern mit dem 911 GT2 RS kürzlich eine neue Rekordzeit für straßenzugelassene Fahrzeuge auf der Nordschleife aufgestellt. 6 Minuten, 47 Sekunden und 3 Sekunden brauchte er, um das gut 20 Kilometer lange Kurvenlabyrinth zu durchfahren.
11, 8 Liter verbraucht der 911 GT2 RS auf 100 Kilometer nach Norm, das entspricht einem CO2-Ausstoß von 269 g/km. In den Tank passen 64 Liter, als Option bietet Porsche einen auf 90 Liter vergrößerten Treibstoffbehälter an.
Im Innenraum bietet Porsches schnellster Elfer die gewohnten Standards der Baureihe: Die Skala des Tachos reicht bis 400 km/h, textile Schlaufen ersetzen die metallenen Türöffner, den optionalen Verzicht auf Klimaanlage und Infotainment-System üben gewiss nur jene Käufer, die den GT2 RS tatsächlich auf der Rennstrecke einsetzen wollen.
Mit Baritonstimme springt der Boxer an, gestartet wird er wie üblich mit einem links des alcantarabezogenen Lenkrads positionierten Zündschloss. Ein metallisches Klicken, der Wahlhebel des Doppelkupplungsgetriebes mit sieben Gängen rastet ein, der Motor brabbelt wohlig. Ein sanfter Druck aufs rechte Pedal, der Ruck, mit dem sich der GT2 RS in Bewegung setzt, ist nicht minder zart. Die Fahrt geht über die Landstraße, der Auspuffklang ist verhalten.
Ein kurzer Gasstoß lässt den Boxer röhren, blitzschnell schaltet die Automatik zurück und der Porsche schnellt wie der Pfeil von der Sehne. Die Play-Station lässt grüßen. Es ist, als würde man am Zoomobjektiv einer Kamera in Windeseile drehen. 750 Newtonmeter (Nm) Drehmomentspitze liefert das Triebwerk von 2500 bis 4500 Umdrehungen pro Minute (U/min), im Zusammenspiel mit der höchst feinfühligen Getriebeautomatik steht so immer maximale Durchzugskraft bereit.
Offiziell ist die Auflage des Supersportlers, dessen Auslieferung Anfang Dezember beginnt, nicht limitiert. Seine Produktionszeit jedoch endet am 31. Dezember 2018, bis dahin könnten etwa 2500 Einheiten gefertigt werden, die allerdings schon mehrheitlich verkauft sind.
|