Manchmal ist der Spaß vorbei, bevor er so richtig anfängt. „Wir hatten vorher ausgemacht, dass wir aufhören, wenn die Zeit geknackt ist“, erzählt Lars Kern, während er den neuen Porsche Panamera Turbo S ebenso lässig wie gekonnt über die Rennstrecke Bilster Berg in Ostwestfalen treibt. „Dann bin ich die erste Runde gefahren – und das war‘s dann.“ Rekord auf der legendären Nordschleife am Nürburgring. In exakt 7:29,81 Minuten absolvierte der Porsche-Werksfahrer am 24. Juli die 20,832 Kilometer lange Runde auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt – schneller als bislang jedes andere Serienauto in der Kategorie „Oberklasse“.
„Das Auto ist in punkto Antrieb und Fahrwerk einfach so viel besser geworden, dass ich gar nicht lange rumprobieren musste“, sagt der 32-Jährige. Lars Kern muss es wissen, hatte er doch schon vier Jahre zuvor den Eifelkurs im Panamera Turbo in Rekordzeit bezwungen – runde 13 Sekunden langsamer als jetzt. Allerdings hatte das damalige Topmodell noch 80 PS weniger unter der Haube, wo der Nachfolger als Turbo S nun mit 630 PS (463 kW) auftrumpfen kann.
Und die treiben auch außerhalb des Rennparcours mit atemberaubenden Antritten und schwindelerregender Dynamik dem Fahrer ein Dauergrinsen ins Gesicht. Neben der motorradähnlichen Beschleunigung auf Tempo 100 in 3,1 Sekunden – die wir erlebten – und der Spitze von 315 km/h – die wir nicht erlebten – gefällt vor allem die lässige Art, mit der das überarbeitete Vierliter-V8-Biturbo-Triebwerk seine Kraft auf die Straße bringt.
Mit 820 Newtonmeter maximalem Drehmoment gibt es schier unglaublichen Durchzug in jeder Situation: Ob beim Einfädeln auf die Autobahn, dem kurzen Raus-Rein beim Überholen auf der Landstraße oder auch dem schnellen Rausbeschleunigen aus der Kurve. Kontrolliert, aber mit Nachdruck und schneller als die meisten Panamera-Piloten „Wow“ sagen können, zeigt der allradgetriebene Zweitonner, dass unter seiner Limousinen-Hülle ein waschechter Sportwagen steckt.
Wie ein Elfer ums Eck
Um die Kraft im Zaum zu halten, wurden die serienmäßigen Fahrwerk- und Regelsysteme feinjustiert. So reagiert etwa die überarbeitete elektronische Dämpferkontrolle (PASM) einen Tick schneller und sorgt zusammen mit der adaptiven Dreikammer-Luftfederung für mehr Kontrolle und Fahrkomfort. Die neue elektrische Wankstabilisierung (PDCC Sport) bringt den Wagen auch bei plötzlichen Ausweichmanövern oder auf holperigen Abschnitten nicht aus der Ruhe. Und das ebenso aufmerksam wie schnell schaltende Achtgang-PDK-Doppelkupplungsgetriebe sowie die direkte und präzise Front- und Hinterachslenkung lassen den Fünf-Meter-Liner gefühlt wie einen Elfer ums Eck zirkeln.
„Der Panamera war schon immer exklusive Reiselimousine und echter Sportwagen zugleich“, sagt Panamera-Baureihenleiter Thomas Friemuth. Die neue Generation, ab Mitte Oktober neben der Sportlimousine auch als Shooting Brake Sport Turismo oder Executive mit verlängertem Radstand lieferbar, macht diesen Spagat noch ein Stück weiter auf. Denn neben der in fast allen Varianten aufgemotzten Motorleistung wurden „Kurvenstabilität, Aufbauruhe und Lenkpräzision verbessert. Das zahlt auf den Alltagskomfort ein, aber auch auf die Performance“, so Friemuth.
Bi-Turbo mit Saugmotor-Charakteristik
Dafür haben die schwäbischen Cleverle das Aggregat so ausgelegt, dass es wie ein Saugmotor mit Hochdrehzahlkonzept reagiert. Also ohne Turbo-Bumms, dafür mit stetig steigender Kraftentfaltung bis zur Drehzahlgrenze. Das ist nicht nur in der Magengrube zu spüren, wenn das ebenso gut zwei Tonnen schwere Gefährt wie am Gummiband gezogen in knapp unter zehn Sekunden auf 160 km/h zoomt.
Wer einen Power-Panamera fahren, dabei aber trotzdem mit seiner grünen Gesinnung prahlen möchte, sollte sich das neue Modell 4S E-Hybrid näher anschauen. Die zusätzliche Plug-in-Hybrid-Variante gehört mit 560 PS (412 kW) Systemleistung und 750 Nm Drehmoment nicht gerade zu den schwächsten ihrer Art. (ampnet/fw)
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