Wie man die Gattung auffrischen kann, zeigt aktuell Peugeot mit der Steilheck-Version der vor einigen Monaten vorgestellten 508 Limousine. Statt nach dem Motto „praktisch, eckig, gut“ zu verfahren, spendierten die Kreativen des Konzerns dem 508 SW eine Silhouette, die mit ihren fließenden Formen an ein Kombi-Coupé erinnert und so dem Zweckmäßigen eine gewisse Eleganz verpasst. Wie bei der Limousine fällt die Dachlinie nach hinten deutlich ab, sodass am Ende der flachste Vertreter seiner Gattung (Höhe 1,42 Meter) entstand. Das geht zwar ein wenig auf die Ladekapazität, die mit 530 Litern (1780 bei umgeklappter Fondlehne) aber dennoch immer noch ausreichend ausfällt. Der Platzhirsch Passat Variant erreicht 56 Liter mehr.
Auf diese Weise entsteht ein gelungener Kompromiss zwischen den sogenannten Lifestyle-Kombis und praktischen Ladelösungen. Das Design folgt bis auf die überzeugende Heckgestaltung der Limousine und demonstriert das neue Selbstbewusstsein der ältesten französischen Automobilmarke. Bei den Antrieben blieb alles wie bei der Limousine. Die Motorenpalette umfasst zwei Benziner (1,6 Liter mit 180 PS und 225 PS) sowie drei Dieselaggregaten. Dort beginnt die Auswahl mit dem 1,5-Liter Motor (96 kW/130 PS) mit manuellem und Achtgang-Automatik. Darüber bietet Peugeot noch die beiden Zweiliter-Varianten mit 160 PS und 180 PS an.
Auf dem deutschen Markt, so Peugeot-Sprecherin Silke Rosskothen, wird der 160 PS starke Diesel wahrscheinlich die Wahl der Kunden sein. So motorisiert zeigt sich der 508 SW von seiner agilen Seite. Zwischen Null und 100 km/h vergehen 8,5 Sekunden und den Zwischensprint von 80 km/h auf 120 km/h schafft er in 5,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 225 km/h erreicht, und als Verbrauch gibt Peugeot einen Wert von 4,5 Litern an, was 119 Gramm CO2 entspricht.
Den Innenraum übernimmt der 508 SW unverändert von der Limousinen-Version, und wie dort verlangt das I-Cockpit mit seinem kleinen und sehr flach platzierten Lenkrad durchaus eine gewisse Eingewöhnung, und auch danach erschließt sich die Lösung nicht unbedingt. Zweite Überraschung ist der eng geschnittene Innenraum vorne, der unter anderem der breiten Mittelkonsole geschuldet ist. Wahrscheinlich wollte man so eine gewisse Sportlichkeit in die Welt der Kombis transportieren. Zusammen mit der niedrigen Dachlinie fühlen sich die Insassen fast wie in einem Kokon. Allerdings in einer angenehm gestalteten Umgebung.
Die wird allerdings ein wenig durch die doch deutlich vernehmbaren Motorgeräusche leicht getrübt. Offensichtlich wurde hier zu stark an der Dämmung gespart. Vor allem auf der Autobahn spielt der Antrieb seine Stärken aus und mischt sich problemlos in die ABM-Fraktion (Audi, BMW, Mercedes) auf der linken Spur. Die Leistung lässt sich auch dank der zügig arbeitenden Achtgang-Automatik problemlos abrufen. Das Fahrvergnügen nimmt auch nicht ab, wenn der 508 SW auf die Landstraße wechselt. Der Kombi stellt seinen Fahrer nicht vor Probleme, sondern reagiert gelassen auf die Lenkmanöver und zieht ruhig seine Kreise. In den Innenraum transportiert die gut abgestimmte Dämpfer-Feder-Kombination dabei nur die wirklich gravierenden Unebenheiten. Das Fahrwerk bietet drei Einstellungen (Komfort, Normal und Sport), wobei die Einstellung Komfort am besten zum Charakter des Peugeot passt. Im Sportmodus mutiert der Franzose schnell zum harten, aber ehrlichen Germanen, und das passt irgendwie nicht zu seiner Auslegung. Kombis sind eben keine Sportwagen und da ist der 508 SW keine Ausnahme.
Ende des kommenden Jahres setzen die Peugeot-Techniker den 508 unter Spannung und bringen eine Plug-In-Hybridversion auf den Markt. Die elektrische Reichweite soll bei 50 Kilometern liegen, und der an der Hinterachse platzierte Elektroantrieb lässt das Modell gleichzeitig bei Bedarf zu einem Allradler mutieren. In Deutschland wird diese Variante wahrscheinlich Anfang 2020 bei den Händlern stehen. (ampnet/ww)
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