Freitag, 18. November 2011 Opel Kompaktklasse – eine 75-jährige Erfolgsstory
Der erste Kadett, Vorfahre der aktuellen Astra-Baureihe, erscheint 1936. Wie der revolutionäre Opel Olympia verfügt der Kadett über eine selbstragende Ganzstahl-Karosserie. 1938 erscheint eine leicht überarbeitete Neuauflage.
Im Olympiajahr 1936 ist Opel bereits einer der größten Autohersteller Europas. Mit dem Kadett erweitert das Unternehmen seine Modellpalette und begibt sich erstmals in die Klasse der Kompaktfahrzeuge. Bei der Entwicklung orientierten sich die Rüsselsheimer Ingenieure an erfolgreichen Vorgängern. Vom P4 übernimmt der Kadett den 1,1-Liter-Vierzylinder mit 23 PS, vom Olympia die moderne Form und das (hier zum ersten Mal in einem deutschen Großserienauto realisierte) Konzept der selbsttragenden Ganzstahl-Karosserie. Zwei Varianten sind lieferbar: Limousine und Cabriolet-Limousine, beide mit vier Sitzplätzen, zwei Türen und ab einem Preis von 2100 Reichsmark. Für den Export wird auch eine viertürige Version angeboten. Von der ersten Kadett-Generation werden über 100.000 Fahrzeuge verkauft, bis die zivile Fahrzeugproduktion ab 1940 kriegsbedingt ruht.
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Nach Kriegsende 1945 beschließen die Siegermächte, die kompletten Produktionsanlagen sowie die Konstruktionszeichnungen an die Sowjetunion zu übergeben. Der Ur-Kadett wird daraufhin in Russland noch bis in die 1950er Jahre als Moskwitsch 400 produziert.
Opel Kadett – kurz gesagt: OK
In Bochum läuft ab 1962 der neue Kadett mit 40 PS starkem 1.0-Liter-ohv-Motor vom Band. Schnell macht der kompakte Opel als besonders geräumiges und technisch fortschrittliches Fahrzeug von sich reden. Während sich viele größere Autos noch mit drei Gängen begnügen müssen, verfügt der Kadett A, der als Limousine und Caravan erhältlich ist, bereits über ein Vierganggetriebe. Wenig später folgt ein 48 PS starkes Coupé.
Besonders groß ist die Variantenvielfalt bei der ab Herbst 1965 produzierten, dritten Generation: Neben zwei- und viertüriger Stufenhecklimousine entstehen in Bochum eine Fastback-Limousine, zwei Coupé-Versionen sowie ein drei- und fünftüriger Caravan.
Die ab 1967 angebotene, luxuriöse Olympia-Reihe mit Ausstattungsdetails des größeren Rekord und der sportliche Rallye-Kadett, mit dem Opel im Motorsport aktiv ist, runden das Angebot ab. Rund 2,7 Millionen Kadett B werden bis 1973 gebaut.
Die wilden 70er: sportlich und offen
Auf B folgt C. Der neue Kadett kommt wieder als Limousine, Caravan und Coupé auf den Markt. Die sportliche Coupé-Variante GT/E wird 1975 erstmals von einem 1,9-Liter-Einspritzmotor angetrieben. Neu ist der Kadett City, ein Dreitürer mit großer Heckklappe – und zugleich der erste deutsche Schrägheck-Kompaktwagen mit Hinterradantrieb. Zum ersten Mal seit den 30er Jahren gibt es in Opels Kompaktklasse ab 1976 auch wieder eine Open-Air-Version: „Aero“ heißt das Angebot für Frischluft-Fans. Die beim Karosserieschneider Baur in Stuttgart gefertigte Cabriolet-Limousine verfügt im Interesse von Steifigkeit und Insassenschutz über einen Targa-Bügel.Über 1,7 Millionen Kadett C produziert Opel bis 1979.
Moderne Zeiten: Frontantrieb und Quermotoren
Die fünfte Generation läutet bei Opel das Zeitalter von Frontantrieb und Quermotoren ein. Der neue 1,3-Liter-Vierzylinder besitzt einen Leichtmetall-Zylinderkopf mit oben liegender Nockenwelle. Später kommt ein auf Basis eines Benziners entwickelter 1,6-Liter-Diesel hinzu, der erste Selbstzünder in der beliebten Kompaktbaureihe. Vom neuen Antriebslayout profitieren vor allem die Passagiere. Für sie hat sich das Platzangebot ebenso verbessert wie für das Gepäck. Die Werbung textet vielsagend:
„Der Jüngste von Opel – der neue Kadett. Er hat, was viele gerne hätten!“. Zum Beispiel das „Goldene Lenkrad“. 1979 erhält der Kadett D diese begehrte Auszeichnung. Neben dem Schrägheck ist auch wieder der populäre Caravan lieferbar, längst eine feste Größe im Opel-Programm. Das traditionelle, seit 1962 angebotene Stufenheckmodell entfällt jedoch ebenso wie eine offene Variante. Beide kehren erst mit dem Kadett E zurück.
Windschlüpfig und vielfach preisgekrönt
Im August 1984 präsentiert Opel das neue Modell in der bekannten Vielfalt. Der zweite Frontantriebs-Kadett wird zum „Auto des Jahres“ gewählt. Mit einem cW-Wert von 0,30 ist der sportliche GSi mit 115 PS zu seiner Zeit die windschlüpfigste Limousine der Welt. Auf der 51. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt, ein Jahr später, stellt das Unternehmen das Cabrio vor. Den Kadett für Sonnenanbeter hat das Rüsselsheimer Design Center in Zusammenarbeit mit Nuccio Bertone entworfen. Wie sein Vorgänger bekommt der Kadett E das „Goldene Lenkrad“. Insgesamt wird er über 3,7 Millionen Mal produziert. Mit der Gesamtbaureihe knackt Opel 1989 die 10-Millionen-Marke.
Seit 20 Jahren ein neuer Name, aber alte Klasse
Mit dem F buchstabiert der Rüsselsheimer Hersteller im August 1991 zwar das gewohnte Alphabet weiter. Die traditionsreiche Bezeichnung „Kadett“ ist ab sofort aber Geschichte. Künftig fährt Opels Kompaktklasse unter dem Namen Astra vor.
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