Der erste Opel ist ein Cabriolet. Der Opel-Patenmotorwagen „System Lutzmann“ von 1899 orientiert sich, wie alle Fahrzeuge der automobilen Frühzeit, am althergebrachten Kutschenbau und verfügt serienmäßig nur über einen offenen Aufbau ohne Verdeck. Bis zur Einstellung der Fertigung 1901 verlassen 65 Patentmotorwagen die Rüsselsheimer Werkshallen.
Auch der Opel 10/18 PS von 1908, sowie der 6/12 PS von 1910 werden ab Werk offen geliefert, Verdeck und seitlicher Wetterschutz bleiben kostenpflichtige Extras. Und auch wenn selbst in der späten 20ern die offene Karosserie immer noch Standard ist, wird nach einer Zeit der festen Aufbauten in den dreißiger Jahren, dann wieder der freie Himmel über den Köpfen der Insassen zu einem Luxus- und Genussgegenstand.
Fahrzeuge aus Rüsselsheim inspirieren bekannte Karosseriebauer zu formschönen Eigenentwürfen auf Opel-Basis. Die Firma Deutsch aus Köln-Braunsfeld fertigt 51 Einheiten des sportlichen „Moonlight-Roadster“. Grundlage des rassigen Zweisitzers ist die 1931 vorgestellte 1,8 Liter-Baureihe, mit der Opel als erster Großserienhersteller einen erschwinglichen Reihensechszylinder in der Mittelklasse etabliert.
Anlässlich des 75. Firmenjubiläums präsentiert die Adam Opel AG am 17. Februar 1937 zwei Neuheiten, deren Konstruktion in die Zukunft weist: den Super 6 und das Oberklasse-Modell Admiral. Beide Typen sind mit fortschrittlicher ohv-Motoren-Technologie ausgerüstet. Der als Vertreter der oberen Mittelklasse konzipierte Super 6 verfügt über einen laufruhigen 2,5 Liter-Reihensechszylinder mit 55 PS, das Oberklasse-Modell Admiral besitzt einen drehmomentstarken Sechszylinder mit 3,6 Litern Hubraum und 75 PS. Beide Modelle werden ab Werk sowohl als Limousine wie auch als zwei, beziehungsweise im Falle des Admiral, als viertüriges Cabriolet angeboten.
Neben Buhne (Berlin), Autenrieth (Darmstadt) und Hebmüller (Wülfrath) baut Gläser aus Dresden Sonderkarosserien auf Grundlage des Super 6. Das Gläser-Cabrio ist ein Roadster-ähnliches Cabriolet, das im lang gezogenen Heck über zwei Notsitze verfügt. Ähnlich elegant geschnitten, aber größer, luxuriöser und noch exklusiver ist das Sport-Cabriolet auf Basis des Admiral von Hebmüller.
Ein weiteres Cabrio für den gehobenen Anspruch ist das 1937 vorgestellte Kapitän Cabriolet, das neben der Limousine verfügbar ist. Vom Opel Kapitän, dessen Nachfolgemodelle bis in die frühen sechziger Jahre zu den meistverkauften Sechszylinderwagen Deutschlands zählen, werden bei einer Gesamtstückzahl von 25.374 Einheiten 4.563 Cabrios verkauft. Super 6, Admiral und Kapitän sind die vorerst letzten Cabriolets, die vom Werk angeboten werden.
Die Vielfalt des Offenfahrens reduziert sich auf ein Modell: Im Gegensatz zum Voll-Cabriolet verfügt die Opel Olympia Cabriolet-Limousine – eine vor dem Krieg bei vielen Herstellern gängige und bei den Käufern populäre Spielart des Offenfahrens – über feststehende Fensterrahmen, die mit dem Windschutzscheibenrahmen verbunden sind. 1956 läuft das letzte Fahrzeug dieser Bauweise innerhalb der Olympia Rekord-Baureihe vom Band. Den Part des populären Kompakt-Cabrios übernehmen in Folge verschiedene Varianten des Kadett und Astra.
Zu den Vorgängern des viersitzigen Cascada zählen einmal mehr die Schöpfungen des Kölner Traditionsunternehmens Karl Deutsch. Den 1963 vorgestellten Rekord A baut der Karosseriebauer auf Wunsch ebenso zum Cabrio um, wie den 1966 präsentierten Rekord C und dessen sportliches Schwestermodell Commodore A. 7.590 Mark kostet die günstigste Basis in Form eines zweitürigen Rekord C, mit noch einmal 4.000 Mark schlägt der Umbau zu Buche. Nur um die 30 offene Rekord A und B werden gebaut, etwa 50 Rekord C und Commodore A Cabriolets entstehen bis zum Modellwechsel 1972.
Die Tradition des großen Cabriolets erlebt mit dem neuen Opel Cascada eine Renaissance. Das knapp 4,70 Meter lange Mittelklasse-Cabriolet hat vier vollwertige Sitzplätze und ein ebenso klassisches wie hochwertiges Stoffverdeck.
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