Ein Schnäppchen ist das nicht mehr. Langstreckentaugliche und seitenstabile Sportsitze werden gern gegen Aufpreis angeboten. Da ist der OPC vorbildlich. Aus dem Hause wohlbekannter Spezialisten auf dem Sektor, von Recaro, stammt das „Performance“-Gestühl, das dieser Corsa serienmäßig mitbringt. Eine Klimaanlage wird ebenfalls geliefert, soll sie automatisch die Temperatur regeln, kostet das 310 Euro Aufpreis. Außerdem ab Werk vorhanden: Lenkrad und Handbremshebel in Leder gekleidet, gebürstete Edelstahl-Pedalerie, Tempomat, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Abbiegelicht und eine Remus-Edelstahl-Auspuffanlage. Deren Sound ist eher zahm und noch ausbaufähig, Agilität und Akustik sind nicht immer auf gleichem Niveau.
Damit der Kraftzwerg seine Muskeln schön spielen lassen kann, wurde im Opel Performance Center (OPC) intensiv an Fahrwerk und den Antriebs-Komponenten geschraubt. Der 1,6-Liter-Turbomotor, den der Corsa exklusiv in seiner Baureihe hat, wurde mit einem komplett neuen Ansaugtrakt und neuen Einspritzdüsen versehen. Außer der höheren Leistung soll dies auch ein verbessertes Ansprechverhalten bringen. Die Übung kann als gelungen angesehen werden, denn der Antritt ist unmittelbar und bissig, genau so wie es sich für eine Rennsemmel gehört. Die verkürzten Schaltwege des 6-Gang-Getriebes tun ein Übriges, ein dynamisches Fahrgefühl zu entfachen.
Wirklich gut ist, wie der Corsa seine Kraft auf die Straße bringt. Viel Gewicht kann er dazu ja nicht auf der Vorderachse einsetzen, das ganze Auto wiegt nur rund 1300 Kilogramm. Doch auch bei kräftigem Gasdruck beim Anfahren schubbert und zittert nichts, auch in der Lenkung sind die befürchteten Antriebseinflüsse nicht zu spüren. Die variable Dämpfung trägt ihren Teil dazu bei, den Westentaschen-Renner sauber in der Spur zu halten, die der Lenkeinschlag vorgibt. Dass dies gar nicht so einfach ist, lässt sich denken, denn der kleine Turbo-Vierzylinder entfesselt immerhin 245 Newtonmeter Drehmoment, dank einer Overboost-Funktion kurzzeitig sogar bis zu 280 Newtonmeter. Soweit wirklich überzeugend, nur was ihm fehlt, ist ein Start-Stopp-System. Mit dem sportlichen Charakter des Fahrzeugs ist der Verzicht auf diese Technik nicht zu begründen. Es gibt 500-PS-Coupés, die über diese Spritsparvorrichtung verfügen und ein bisschen Sparsamkeit stünde dem Corsa gut zu Gesicht. So wie sich der OPC in den Asphalt beißt, ist es keine Überraschung, dass in weniger als sieben Sekunden 100 km/h erreicht sind. Vorausgesetzt, man bekommt die Gänge schnell genug sortiert und dreht sie ordentlich aus. Bis 5800 Touren ist die volle Leistung da. Aber der Bonsai-Bolide kann nicht nur forsch und zackig, auch entspanntes Gleiten liegt um, hohe Gänge bei Stadttempo sind kein Problem, denn auch unter 2000 Umdrehungen kann das volle Drehmoment genutzt werden. Das „P“ für Performance steht also zu Recht an seiner Stelle, wie ist es mit dem praktischen Nutzen? 285 Liter Kofferraumvolumen sind nicht die Welt, aber auch kein Grund für die Kunden, sich zu grämen. Schließlich bietet auch der Polo GTI nicht mehr auf. Mit umgeklappter Rückbanklehne werden 1090 Liter daraus. Der Wunsch nach einer ebenen Ladefläche wird leider nicht erfüllt, die Ladekante ist 70 Zentimeter hoch. Die erlaubte Zuladung ist mit 377 Kilogramm fast zwei Zentner geringer als bei dem Schwestermodell mit 1,4-Liter-Turbomotor. Fazit: Rennsemmeln sind Spaßmobile, das ist beim Opel Corsa OPC nicht anders. Fahrdynamisch macht ihm so leicht keiner etwas vor, auch als Alltagsauto hat er seine Qualitäten. Leider stößt er jedoch inzwischen in Preisregionen vor, wo die Luft dünn wird. Durch serienmäßige Extras ließe sich manches kompensieren, doch was wirklich nützlich und sinnvoll ist, kostet meistens auch extra. Dem temperamentvollen und drehfreudigen Turbomotor sollte man den Durst etwas zügeln. (amp/afb)
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