Was Opel besonders gut kann, ist deutsche Ingenieurskunst: Modelle wie der Astra und der Insignia bewegen sich auf Augenhöhe mit den Premium-Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern. Jetzt geht es darum, diese Potentiale zu heben – und eine Produktstrategie aufzusetzen, die die Marken voneinander abgrenzt und ihnen genügend Raum lässt, ihre spezifischen Stärken zu entfalten.
Schon in Kürze soll es bei PSA strategische Weichenstellungen zur Positionierung der Marken geben. Dabei geht es vor allem um Opel: „Die Strategie für Peugeot, Citroën und DS ist klar", sagt Gilles Le Borgne, Executive Vice President und zuständig für Qualität und Entwicklung bei PSA. Der Entscheidungsprozess sei im Gange.
Noch gibt es ein Nebeneinander der Fahrzeugarchitekturen: Einige Volumenbaureihen von Opel nutzen noch GM-Plattformen, die erfolgreichen Crossover-Typen Crossland X und Grandland X wurden allerdings schon gemeinsam mit PSA entwickelt. Der Grandland X steht auf der EMP2-Plattform, auf der verschiedene Peugeot-, Citroën- und DS-Modelle aufbauen. Der nächste Opel Corsa wird die EMP1-Plattform nutzen, gemeinsam mit Peugeot 208 und Citroën DS3. Unter dem Blech sind die Überschneidungen groß, sichtbar ist davon jedoch wenig.
Le Borgne stellt klar: Die Führungsrolle nimmt PSA ein, und die Prozesse werden von den Franzosen übernommen. „Man kann die Standards nicht vermischen", so der Franzose. Und eine Duplikation der Kompetenzen werde es langfristig auch nicht geben.
Zu den Prioritäten gehört die weitere Senkung des Flottenverbrauchs. Dafür will man ab 2022 auf die Mild-Hybridisierung setzen. Der riemengetriebenen Starter-Generator, der vor einigen Jahren bei Diesel-Hybrid-Modellen eingesetzt wurde, kehrt nicht zurück: Die Technik sei ineffizient und überholt. Statt dessen wird es einen E-Motor geben, der direkt im Doppelkupplungs-Getriebe untergebracht ist.
Schon vorher wird PSA Plug-in-Hybride lancieren, die Ottomotoren nutzen und mit Leistungen von über 300 PS aufwarten könnten. Bereits ohne Hybridisierung leistet der gemeinsam mit BMW entwickelte 1,6-Liter-Turbo je nach Baureihe bis zu 272 PS. Darauf könnte der E-Motor nochmals knapp 110 Extra-PS setzen.
Einen Sechszylinder wird es bei PSA wegen der hohen Leistungen, die mit dem Vierzylinder-Hybrid erreicht werden können, nicht mehr geben. Und damit stellt sich auch die Frage nach der Zukunft des Sechszylinders bei Opel. Im Moment gibt es kein derartiges Angebot, und für den eigentlich beim aktuellen Insignia vorgesehenen V6-Ottomotor dürfte PSA langfristig ebensowenig Verwendung haben wie für den mit Cadillac entwickelten V6-Diesel.
Die Zukunft des Dieselmotors ist auch für PSA schwer vorherzusagen. Die Franzosen haben sich schon vor Jahren für relativ große SCR-Tanks entschieden: Alle Baureihen verfügen über ein 17-Liter-Behältnis. Und die neuen Modelle sind so sauber, dass es für eine Verteufelung des Konzepts keinen rationalen Grund mehr gibt. Doch ob diese Erkenntnis noch gehört wird? „Der Diesel hat den technischen Wettbewerb gewonnen", sagt Le Borgne. „Den politischen könnte er noch verlieren.“
PSA trifft weiterhin Vorkehrungen für eine Rückkehr auf den US-Markt. Dort war zuletzt Peugeot Anfang der 90er-Jahre gescheitert. Die Versuche von Citroën liegen noch 20 Jahre weiter zurück. Allerdings hat PSA stets ein Verbindungsbüro gehalten, und so wurde in der Auto-Metropole Detroit regelmäßig ein Citroën C6 gesichtet.
Noch ist nichts entschieden, aber Le Borgne verrät, dass die nächste Generation von PSA-Modellen mit wenigen Anpassungen in den USA zulassungsfähig sein soll. Die neuen Modelle dürften ganz nach dem Geschmack der US-Kunden ausfallen: Der Trend zum Crossover geht auch bei PSA weiter. Modifizierte Pkw wie den inzwischen eingestellten 508 RXH wird es nicht mehr geben. (ampnet/Sm)
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