Der Corsa GSi wurde auf der - aber nicht unbedingt für - die Rennstrecke entwickelt, so Opel Sport-Direktor Volker Stryzek. Deshalb meldet sich der ausschließlich als Zweitürer angebotene Kleinwagen trotz seines Leistungspotenzials nur mit verhaltener Stimme zu Wort. Er soll im Sinne guter nachbarschaftlicher Beziehungen zumindest akustisch nicht weiter auffallen. Stattdessen setzt Stryzek auf die Optik. Der Wabengrill und zusätzliche Lufteinlässe prägen die Frontpartie, Motorhaube und Stoßfänger sind stärker ausgeformt. Gleiches gilt für die Seitenschweller, die zusammen mit zweifarbigen Leichtmetallrädern im 17-Zoll-Format die Silhouette zeichnen, rot lackierte Bremssättel setzten farbenfrohe Kontrapunkte. Die Dachlinie schließt ein Spoiler ab, dessen Druck auf die Hinterachse bei höheren Geschwindigkeiten sehr willkommen ist. Der rund 1250 Kilogramm schwere Sport-Corsa schafft immerhin 207 km/h Spitze.
Der Turbomotor gibt seine Kraft über ein Sechsganggetriebe an die Vorderräder weiter. Auf eine Differenzialsperre hat Opel verzichtet, bei einem Drehmoment-Maximum von 220 Newtonmetern ist das eine durchaus lässliche Sünde. Zumindest auf trockenen Straßen leidet der kleine GSi nicht unter Traktionsmangel, souverän lässt er sich aus Kurven herausbeschleunigen, die Fahrwerksabstimmung findet einen gelungenen Kompromiss zwischen notwendiger Straffheit und erträglichem Federungskomfort. Vor allem die Stoßdämpfer sorgen gemeinsam mit den modifizierten Radaufhängungen für erstaunliche Agilität. Die arbeiten in der Druckstufe mit Bypass-Ventilen, die sich situationsbedingt öffnen oder schließen und so das Ansprechverhalten anpassen. Frequency Selective Damping nennt Opel das System, das deutlich günstiger als komplett adaptive Fahrwerke ist und leichter obendrein.
Der Turbomotor liefert seine Drehmomentspitze zwischen 3000 und 4500 Umdrehungen pro Minute (U/min) ab und klingt dabei nicht krawallig sondern kraftvoll. Mühelos dreht er bis beinahe 6500 U/min, eine Boost-Funktion verleiht ihm jenseits von 5000 U/min den langen Atem. Der Lader spricht nach dem Gangwechsel, der mit kürzeren Wegen als im Serienmodell zu erledigen ist, in Windeseile an, vom Turboloch kann keine Rede sein. Der Standardsprint gelingt in 8,9 Sekunden, als Normverbrauch gibt Opel 6,1 Liter Benzin an. Die Antriebseinflüsse bleiben in der Lenkung unbemerkt, sehr präzise lässt sich der GSi so durch die Kurven steuern. Wankbewegungen sind ebenfalls nur marginal zu erkennen, die Karosserie liegt um einen Zentimeter niedriger über dem Asphalt als bei den übrigen Corsa-Versionen.
Den Innenraum prägen auf Wunsch und gegen 2050 Euro Aufpreis lederbezogene Sportsitze von Recaro, ihre seitlichen Polster sind fülliger geworden und bieten nicht nur der Hüfte guten Halt. Das kleine Volant lässt sich in Höhe und axial ausreichend verstellen, so dass eine passende Sitzposition einfach und schnell gefunden werden kann. Auch der Abstand zu den Aluminium-Kappen der Pedalerie stimmt, einzig die Distanz zwischen Bremse und Gas ist für die sportliche Kür beim Fahren zu groß. Um beim Verzögern und Herunterschalten gleichzeitig die Motordrehzahl anzupassen, erfordert es artistische Bewegungen des rechten Fußes.
Der Corsa GSi ist nach dem im Frühjahr gestarteten Insignia der zweite Opel im aktuellen Programm, der das Kürzel für besonders sportliche Modelle trägt. Ein Jahr nach der Einführung der Kleinwagenbaureihe 1987 bekam der Corsa neben dem Kadett als Zweiter die magischen drei Buchstaben und einen 100 PS leistenden Vierzylinder. Bis 2013 blieben die Kraftzwerge in den jeweiligen Baureihen der B-, C- und D-Serien im Portfolio, dann wurden sie von den noch stärkeren OPC-Versionen abgelöst. Der kleine GSi ist heute ein Breitensportler, alltagstauglich und sympathisch. Opels sportives Angebot, nicht für jeden, aber durchaus für jeden Tag. (ampnet/mk)
|