Montag, 22. April 2013 Nissan Leaf: Vom Erfolg beflügelt
Foto:Auto-Medienportal.Net/Nissan
Nein, dass in Oslo so viele Nissan Leaf herumfahren liegt nicht daran, dass der japanische Hersteller dort gerade die zweite Generation seines Elektroautos vorstellt. Es hat zum einen mit der norwegischen Politik zu tun – und zum anderen damit, dass der Leaf das erfolgreichste Elektroauto der Welt ist. Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb hat Nissan über 100 Veränderungen und Verbesserungen an dem Fahrzeug vorgenommen.
Grundlage der neuen Modellgeneration sind nicht zuletzt Rückmeldungen der mittlerweile weltweit über 58 000 Leaf-Fahrer. 93 Prozent von ihnen sind zufrieden mit dem Auto, sagt Nissan. Kein anderes Modell der Marke kommt auf einen derart hohen Wert. Dennoch bleibt das Bessere der Feind des Guten. Die Liste der kleinen und weniger kleinen Eingriffe ist wie gesagt lang und reicht von verbesserten Telematikdiensten bis hin zur Integration der Ladeklappenentriegelung in den Fahrzeugschlüssel.
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Äußerlich blieb der Leaf bis auf eine leicht aerodynamisch optimierte Front nahezu unverändert. Dennoch sank der – immernoch verbesserungswürdige – cW-Wert von 0,29 auf 0,28. Mehr hat sich innen getan. Der Wechselrichter, der den Gleichstrom der Batterie in Wechselstrom für den Elektromotor umwandelt, wanderte vom Koffer- in den Motorraum, was zu klassentypischen 370 Litern Gepäckraumvolumen führt (vorher 330 Liter). Die auch vorher schon keineswegs zu knapp bemessene Beinfreiheit wuchs durch neue Frontsitze um 5,3 cm und die Füße passen nun unter die Vordersitze. Ein weiteres praktisches Detail ist beispielsweise eine kleine Leuchte hinter der Ladeklappe für den Stromkabelanschluss, der das Laden im Dunklen erleichtert. Zudem lässt sich das Ladekabel nun gegen Langfinger am Fahrzeug fest verriegeln.
Aber auch psychologische Aspekte flossen in die Überarbeitung mit ein. So gibt es mehr Außenfarben, eine größere Felgenauswahl und ein auf den europäischen Geschmack abgestimmtes schwarzes Interieur statt des bisherigen Grautons. Gab es den Leaf bislang nur in einer Ausstattung, sind es nun derer drei. Das erlaubte zum einen, mit dem Visia den Basispreis auf unter 30 000 Euro zu drücken, zum anderen mit dem Tekna ein Topmodell mit Ledersitzen, Bose-Soundsystem, 360-Grad-Kamera für leichteres Rangieren und 17-Zoll-Alufelgen zu schaffen.
Doch auch technisch hat sich der Kompaktwagen natürlich weiterentwickelt. Die Norm-Reichweite stieg um fast 25 Kilometer auf nun 199 Kilometer. Der Energiebedarf der Klimaanlage, dem größten nicht-motorischen Energieverbraucher, konnte um 70% reduziert werden. Neu an Bord ist auch der so genannte B-Mode, der die Bremsenergierückgewinnung optimiert, sobald der Fuß vom Gas genommen wird und sich beispielsweise gut bei Bergabfahrten nutzen lässt. Nach wie vor verfügt der Leaf auch über einen Eco-Modus, der die Leistung des Motors und der Klimaanlage etwas zurücknimmt. Er wird jetzt nicht mehr über einen Schalter in der Mittelkonsole, sondern direkt am Lenkrad aktiviert.
Hand angelegt wurde zudem an das Fahrwerk. Es entspricht nun stärker dem europäischen Geschmack und sorgt für mehr Agilität gerade in Kurven. Die Rückmeldung der Lenkung hat sich ebenfalls verbessert. Die Höchstgeschwindigkeit sank um einen km/h auf 144 km/h, gleichzeitig verbesserte sich das Sprintvermögen von null auf 100 km/h um fast eine halbe Sekunde auf 11,5 Sekunden. Der Elektro-Nissan garantiert nun noch spürbar mehr Fahrspaß – vorausgesetzt, der Eco-Modus bleibt ausgeschaltet, denn der bremst das Temperament des Autos spürbar.
Einen großen Schritt nach vorne hat Nissan auch mit einer neuen 32-Ampere-Schnelladestation für zu Hause getan. Es halbiert die Ladezeit der bisherigen Heimstation auf vier Stunden. Kunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark können davon allerdings nicht profitieren. Die gesetzlichen Vorgaben erlauben es in diesen Ländern nicht, die neue so genannte Home Wallbox an das Hausstromnetz anzuschließen.
Zurück nach Norwegen: Das reichste Land Europas fördert Elektromobilität gleich mehrfach. Es entfallen 25 Prozent Mehrwertsteuer beim Kauf, Strom darf kostenlos an allen öffentlichen Ladestationen im Land gezapft werden; City-, Brücken- oder Tunnelmaut sind für E-Autobesitzer ebenfalls kein Thema und Parkgebühren kommen im Wortschatz norwegischer Leaf-Besitzer auch nicht vor.
29 690 Euro ruft Nissan für den Leaf Visia auf. Das sind bei reduzierter Ausstattung über 4000 Euro weniger als bisher. Wer sich dafür entscheidet, nur das Auto zu kaufen und die Batterie für 79 Euro im Monat dazuzuleasen (drei Jahre á maximal 12 500 Kilometer) landet bei unter 24 000 Euro für das Auto. Auch bei den anderen beiden Ausstattungslinien lässt sich so der Kaufpreis um jeweils 5900 Euro drücken.
Die Änderungen fließen mit dem Start der Europaproduktion des Leaf im britischen Sunderland in das Fahrzeug ein. Die Markteinführung der ersten Ausbaustufe erfolgt dann Mitte des Jahres. ampnet/jri
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