Cool sieht er aus, der Juke Nismo. Mit einem breiten Bodykit, roten Zierstreifen rundum, roten Spiegelkappen und einem schwarzen Heckdiffusor fällt der Wagen wirklich auf. Auch die unter den bulligen Abblendlichtern angebrachten LED-Tagfahrlichtstreifen runden das Bild eines Autos, das im Vordergrund stehen will, ab. Die Tieferlegung in Verbindung mit den sportlichen Mehrspeichern im 18-Zoll-Format steigert den Eindruck noch einmal. Der geschwungene Dachspoiler erhöht den Anpressdruck bei hohen Geschwindigkeiten und bildet einen passenden Abschluss des Crossovers.
Es sind aber 147 kW / 200 PS, die aus dem „Oho“ ein „Hmm“ gemacht haben. Nachdem Nissan mit dem Juke-R-Projekt, in dem im Juke der 3,8-Liter-Biturbo des Nissan GT-R verbaut war, dick Werbung gemacht hat, hofften wir im Nismo auf ähnlich gewaltige Kraft. Zwar kommt man mit der Leistung beim Handschalter in 7,8 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h, ein Wunder ist das aber nicht gerade. Wartet doch die Topversion des normalen Juke bereits mit 140 kW / 190 PS auf. Die Leistungskur beschränkte sich entsprechend auf eine Kennfeldanpassung. Wer hier Allradantrieb und die Tiptronic ordert, wird noch nüchterner dreinschauen: die Beschleunigung wird nochmal vier Zehntel zäher und auf der Autobahn ist bei 200 km/h Schluss. Unsere Empfehlung ist der Frontantrieb. Bei der Version mit Frontantrieb und Sechs-Gang-Handschaltung wiegt der Sport-Juke um die 1300 Kilogramm. Wenn er auch in engen Kurven Traktionstücken aufweist, ist der Antrieb dennoch ausreichend.
So ist der Nismo eher eine Stylebombe als ein Wunscherfüller für sportliche Exzentriker. Zugegeben, das Fahrwerk ist straff abgestimmt und bringt Fahrspaß, jedoch bleibt bei dem in hohen Drehzahlen etwas rauh zu Werke gehenden Motor der Eindruck, dass mit dem Chassis auch mehr möglich gewesen wäre. Positiv zu erwähnen ist das Übersteuern im Grenzbereich, das bei Fronttrieblern bekanntlich für immense Vorteile auf der Rennstrecke sorgt. Ob der Juke Nismo die je zu Gesicht bekommt? Wir zweifeln. Zudem geht es mit dem Übersteuern im Juke schon ziemlich früh los. Ein noch strafferes Fahrwerk könnte hier Abhilfe schaffen.
Der Betrieb des Juke Nismo ist eine aktive und nette Angelegenheit. Das Turboloch ist in mittleren Drehzahlen zwar bei jedem Schaltvorgang spürbar, fährt man jedoch Nismo-typisch, fühlt es sich echt gut an. Die Schaltung ist straff und sportlich abgestimmt, die Kupplung geht ohne große Zugkraftunterbrechnung zu Werke und das Lenkrad mit 12-Uhr-Markierung liegt super in der Hand. Hinzu kommen die Wildleder-Sportsitze, die mit gutem Seitenhalt aufwarten und auch bei Langstrecken nicht unbequem werden. Dazu sehen sie mit dem Nismo-Schriftzug auch noch toll aus.
Es ist ein komischer Eindruck, der vom Juke Nismo zurückbleibt. Einerseits kennt man Nismo als eine Motorsportabteilung, die seit Jahrzehnten richtig gute Autos abstimmt, andererseits sieht man am Juke, dass irgendwas schief gelaufen sein muss. Viele Kümmernisse wären hinnehmbar gewesen, wenn mehr Leistung drin gesteckt hätte und man auf die hausinterne Verkehrserziehung verzichtet hätte. So fallen einem aber eben die grundsätzlichen Probleme des Juke auf, die in allen Versionen zu finden sind – leider. Vielleicht fasst sich Nismo ein Herz und legt hier nochmal zu. Mit 300 PS und permanentem Allradantrieb wäre dieses Auto sicher ein Geniestreich gewesen. Nissan hat hier Nachbesserung versprochen. Vielleicht piept es dann ja auch nicht mehr.
Wir müssen am Ende des Tages aber zugeben: Es hat trotz aller Widrigkeiten Spaß gemacht mit dem schnellsten Picasso der Welt durch die sonst so kahle Autolandschaft zu fahren. Und den Juke Nismo vergisst man auch nicht mehr, wenn man mal drin gesessen hat. (ampnet/deg)
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