Einmal in Fahrt, erweisen nur BMW-Fahrer dem Kleinen einigen Respekt. Sie wissen offenbar eher als die Fahrer anderer Marken, was der Mini aus dem BMW-Stall in Großbritannien so alles kann. Andere wollen es allzu gern lernen. Sie wollen erleben, ob der so „geht“ wie er aussieht. Sie suchen die Kraftprobe. Das Coupé braucht im fünften Gang gut fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h. Da können nicht allzu viele mithalten, und die sind alle deutlich teurer als das John Cooper Works Coupé für nicht eben bescheidene 31 500 Euro in der Basisversion, die man nur noch um ein paar schmückende Elemente wie die 17-Zoll-Leichtmetallräder Mini Yours Twin Blade Spoke aufmotzen kann.
Auch in Kurven haben die meisten das Nachsehen, in engen Kurven mehr noch als in langgezogenen. Der Kleine mit seinem mit 2,47 Meter bei einer Gesamtlänge von 3,76 Meter relativ langen Radstand zeigt gerade in Spitzkehren seine seelische Verwandtschaft mit einem Gocart: Es geht unglaublich viel, mit ausgeschaltetem ESP auch mal so viel, dass das Heck stramm mitlenkt.
Der Radstand kann das Gewicht auf der Vorderachse allerdings nicht ausgleichen. Bei Vollbremsungen aus hohen Geschwindigkeiten kann der nur rund 1200 Kilogramm schwere Kleine schon mal zum Giftzwerg werden und so stark schwänzeln, dass dem Menschen am Sport-Lederlenkrad Hören und Sehen vergeht. Vielleicht steckt unter der großen, hochschwingenden Heckklappe deswegen ein 240 Liter großer Kofferraum, dass man zum Ausgleich genug auf die Hinterachse laden kann, nur beschränkt durch die maximale Zuladung von 290 Kilogramm.
Der ab 80 km/h automatisch ausfahrende Spoiler bringt jedenfalls nicht genug Anpressdruck, um die Architektur des Coupés auszugleichen. Dafür verdeckt der Spoiler sehr effektiv den größten Teil der sowieso schon schlechten Sicht nach hinten. Fürs rückwärts Einparken hat Mini deswegen hinten Parksensoren spendiert.
Um beim Negativen zu bleiben: Der Riesentacho in der Mitte des Armaturenbrettes und die einmalig gestalteten und angeordneten Bedienelemente waren zu Anfang der Wiedergeburt des Mini ja noch ganz lustig, weil anders. Aber jetzt wird es Zeit, auch für den Mini-Innenraum ein zeitgemäßes, modernes Ambiente zu gestalten. Auch wenn der John Cooper Works das Gegenteil zu beweisen scheint: Mini-Käufer werden reifer.
Nicht alle. Wir übersahen den Mitteltacho, beobachteten die Instrumente in unserem Blickfeld und hatten eine diebische Freude daran, das Mini John Cooper Works Coupé von München nach Norden zu jagen, bequem in den ausgezeichneten Sportsitzen, geleitet von einer guten Navi, begleitet von Rockmusik, nur gebremst durch die 210-km/h-Winterreifen und ab und an dichten Verkehr. Das Ergebnis: Spaß, Adrenalin und knapp elf Liter auf 100 km.
Was soll man zu einem solchen Auto sagen? Es eignet sich als Gefährt für älter gewordene Skateboarder, wetterempfindliche Motorradfahrer mit Hang zum Zweitauto, heiratsfähige Erwachsene und extrovertierte Jung-Großväter. (ampnet/Sm)
Daten Mini John Cooper Works Coupé
Länge x Breite x Höhe (m): 3,76 x 1,68 x 1,39 Motor: Reihen-Vierzylinder, 1598 ccm, Turbo, Direkteinspritzung Leistung: 155 kW / 211 PS bei 6000 U/min Max. Drehmoment: 260 Nm zwischen 1850 und 5600 U/min (kurzzeitig 280 Nm von 2000 bis 5100 U/min) Verbrauch (nach EU-Norm): 7,3 Liter CO2-Emissionen: 169 g/km (Euro 5) Höchstgeschwindigkeit: 237 km/h Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,3 Sek. Luftwiderstandsbeiwert: 0,36 Kofferraumvolumen: 240 Wendekreis: 10,3 m Räder /Reifen: 7J x 17 / 245/45 R 17 84W RSC Preis: 31 500 Euro
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