Mittwoch, 17. April 2019 Mercedes-Benz CLA als Quasi-Coupé
Mercedes-Benz CLA Coupé. Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler
Da duckt sich einer, der mehr Schein als Sein vorgibt. Der Mercedes CLA ist das zweite Coupé der Marke, das mit vier Türen seine Nützlichkeit im Alltag zu steigern sucht, mit einem runden Rücken und Wucht um die Hüften als Sportler unter den Kompakten gleichermaßen punkten will. Der 4,69 Meter lange CLA basiert auf der A-Klasse, die ein Steilheck ins Feld der Tauglichkeit führt, das Coupé muss mit dem starrem Kofferraumvolumen von 460 Litern bestehen.
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Der CLA folgt den formalen Spuren des größeren CLS. Die niedrige Motorhaube mündet in der sogenannten Haifischnase, die Front schnüffelt am Asphalt, die Scheinwerfer sind den Zeitströmungen und technischen Möglichkeiten folgend um satte fünf Zentimeter schlanker geschnitten.
Eine breitere Spur soll das Fahrverhalten und die Frontansicht aufwerten, vorn sind die Räder um 5,5, hinten um 6 Zentimeter auseinandergerückt, sie selbst haben um ein Zoll bis auf einen Durchmesser von 19 Zoll zugelegt. Neue zweiteilige Rückleuchten sind teurer als einteilige, verbreitern aber die Ladebreite des Kofferraumdeckels um hilfreiche 26 Zentimeter. Auch Sperrgepäck erhält nun Einlass.
Der Innenraum hat sich an die aktuelle Designsprache bei Mercedes angeschmiegt. Auf Riesen-Bildschirmen werden Instrumente dargestellt, Daten vorgezeigt und der rechte Weg gewiesen. Zwar trifft die Armaturentafel selbst mit der wie eine Küchenanrichte anmutenden hervorgezogenen Unterkante nicht jedermanns Geschmack, über die ausgezeichnete Materialqualität und –Verarbeitung herrschen dagegen keine Meinungsverschiedenheiten.
Die Verbrauchswerte der einzelnen CLA-Versionen liegen nicht weit auseinander. Der Einstiegsbenziner verlangt nach 5,7 Liter Treibstoff für 100 Kilometer, mit 6,2 Liter Benzin begnügt sich der kräftigere 1,33-Liter. Mit 6,3 Liter gibt Mercedes den Konsum des Zweilitertriebwerks mit 190 PS an, die Spitzenversion schluckt genauso viel. Vier Liter Diesel genügen dem kleinsten Selbstzünder für die Standarddistanz, 4,4 sind es bei den beiden neuen Aggregaten mit 150 und 190 PS.
Diese Diesel erhalten ab Juni für die Kraftübertragung ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen, das kleinere Basistriebwerk und die Zweiliter-Benziner müssen sich mit sieben Übersetzungsstufen der Automaten begnügen. Nur die beiden 1,33-Liter-Benziner werden mit einer manuellen Sechsgangschaltung gekoppelt, die Automatik gibt es hier für rund 2100 Euro Aufpreis. Der Allradantrieb 4-Matic ist für die leistungsstärkeren Versionen für rund 2200 Euro im Angebot und überaus empfehlenswert. Denn schon beim kleinsten Diesel, der maßvolle 116 PS und 260 Nm Drehmoment anbietet, offenbaren sich die Nachteile des Frontantriebs, wenn die Traktionskontrolle auf dem Parkplatz des Ausflugsrestaurant nicht schnell genug eingreift und die Räder den Schotter spritzen lassen.
Der CLA hält in Sachen Agilität, was seine Entwickler versprechen. Präzise die Lenkung, sanft ansprechend die Bremse, und wer das Fahrwerkssetting auf Komfort stellt, genießt eine angenehme Federung die auch schlechten Straßen ihren Schrecken nimmt. Für die strammere Gangart gibt das Sportprogramm mit allen dazugehörigen Schärfungen der Fahrparameter. Ob in Kurven oder geradeaus, immer bleibt das kleine Coupé auf sicherem Kurs, verkraftet hohe Querbeschleunigung an scharfen Ecken.
Der CLA wird Freunde finden, die sich an seinen Formen erfreuen und auf vier Türen Wert legen und dennoch die Linien eines Coupés schätzen. Das breite Leistungsspektrum hält für jeden ein passendes Potenzial bereit, nur eben keine Sechszylindermotoren. Für die wäre unter der knappen Haube auch kaum Platz. Selbst die Speerspitze der Baureihe, der auf der Auto Schau in New York vorgestellte Mercedes AMG CLA 35 4matic, muss seine Leistung von 302 PS aus vier Töpfen generieren.
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