Aber auch dieser Blick auf wieder nur ein Teil des Ganzen lässt keinen Zweifel daran, dass AMG für Mercedes-Benz die Eisen bei den Supersportwagen aus dem Feuer holen will, indem es den anderen Wettbewerbern in diesem überschaubar grossen Marktsegment "Feuer unterm Hintern" machen will. Volker Mornhinweg, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH, sagt jedenfalls, es gebe heute schon genug Interessenten, die auf den Neuen warten.
Für den Innenraum haben sich seine Mannen in Afalterbach mit Hilfe aus Stuttgart vorgenommen, das Wirklichkeit werden zu lassen, was Autoren von Pressemappen und Fahrzeugkritiken schon öfter Sportwagen nachgesagt haben. Der Mercedes-Benz SLS AMG soll ein Cockpit erhalten, so wie es der Flugzeugbau vorexerziert, nur attraktiver. Dazu gehören klassische Sportwagen-Rundinstrumente im Blickfeld des Fahrers ebenso wie die kleinen runden Anzeigen auf dem Mitteltunnel, die sich dem Fahrer zuwenden, aber auch der Wählhebel des Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebes, das wie der Schubhebel eines Jets wirken soll. Selbst den vier runden Ausströmern der Lüftung mit einem Chromkreuz sagen die Designer eine Ähnlichkeit mit den Lufteinlässen eines Jet-Triebwerks nach.
Ein Steuerhorn bleibt den SLS-Piloten aber noch erspart. Sie finden im SLS das gewohnte Lenkrad vor, allerdings ein unten abgeflachtes mit Paddeln für die manuelle Schaltung. Leder, Metall und Karbon sind die Materialien, die den Innenraum prägen. Drei Lederqualitäten und fünf Farben für die Sitze lassen schon in der "Serie" individuelle Gestaltung zu. Aber Mornhinweg legt auch beim SLS Wert auf die Feststellung, dass es fast nichts gibt, was die Afalterbacher im SLS nicht ermöglichen können.
Auch mit all seiner Tarnaufklebern auf der Karosse werden die Gene des SLS erkennbar. Nicht nur bei geöffneten Flügeltüren erinnern sich Fachleute und Laien sofort an den legendären Mercedes-Benz 300 SL auf der Mitte der 50-ger Jahre. Dieselbe lange Schnauze mit zwei Powerdomen, offenbar auch ein sehr ähnlicher Kühlergrill, Kiemen an den Seiten und oben auf der Haube, eine weit hinten sitzende Kabine, ein rund zulaufendeskurzes Heck und natürlich die Flügeltüren, die dem SL schon in den USA den Spitznamen "Gullwing" (Möwenflügel) einbrachten. Diese Flügeltüren schwingen – wie beim Original – wieder nach oben und nicht nach vorn. Alles wie früher, nur breiter, schöner, eleganter, luxuriöser und schneller.
Die Rohkarosse wird als Aluminium-Spaceframe ausgeführt. Sie wiegt nur 241 kg. Dank der Trasaxle-Bauweise mit dem Acht-Zylinder hinter der Vorderachse und dem Getriebe hinten ergibt sich die perfekte Achslastverteilung von 48 zu 52. Gute Voraussetzungen für ein sportliches Fahren sind also gegeben.
Den insgesamt 1620 kg schweren SLS bewältigt der Motor mit seinen 6,3 Litern Hubraum und seiner Leistung von 571 PS sicherlich spielend, denn jedes PS nur 2,84 kg bewältigen. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 315 km/h liegen, die 100 km/h sind nach 3,8 Sekunden erreicht. Natürlich vergisst auch AMG den Hinweis nicht, dass auch dieser Motor in seiner Klasse den Massstab für effizienten Umgang mit dem Kraftstoff setzt. (ar/Sm)
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