Als sich geschlossene Karosserien im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts etablieren, bieten die Karosseriebauer neben Limousine und Coupé mit festem Aufbau nun auch das Landaulet an – und das Kabriolett mit einem komplett zu öffnenden Verdeck. Kennzeichen dieses Wagentyps sind bereits in den 1920er Jahren eine sportliche und elegante Silhouette sowie die Möglichkeit, den Wagen oberhalb der Türoberkanten völlig zu öffnen. In geschlossenem Zustand ähnelt die Seitenlinie des Kabrioletts jener des Coupés. Und heute bauen die meisten Cabriolets denn auch auf Coupé-Karosserien auf. Cabriolets gibt es bald in zahlreichen verschiedenen Typen. Um diese Vielfalt durchschaubar zu machen, entsteht im Hause Daimler-Benz eine Klassifizierung von sechs gängigen Cabriolet-Typen, die mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet werden. Gemeinsam ist ihnen das gefütterte und mit einem Gestänge stabilisierte Allwetter-Klappverdeck aus Stoff, das bei den Versionen D bis F in schwererer Qualität ausgeführt ist als bei den Typen A bis C. Bei Cabriolets von Mercedes-Benz ist bis in die 1950er Jahre hinein außerdem die Unterstützung der Verdeckmechanik durch ein von außen sichtbares, so genanntes Landau-Gestänge üblich. Das Cabriolet A ist ein zweitüriger, meist zweisitziger Wagen. Sein Verdeck reicht bis an die Türen heran. Das Cabriolet B hat ebenfalls zwei Türen, bietet jedoch vier Sitze und Seitenfenster für die hinteren Passagiere. Das Cabriolet C gleicht in der Anordnung von Türen und Sitzen dem Cabriolet B, allerdings fehlen hier die hinteren Seitenfenster. Das Cabriolet D ist ein viertüriger Wagen mit vier oder fünf Sitzen und schwererem Verdeck. Das sehr seltene Cabriolet E hat sechs Sitze und ebenfalls das schwerere Verdeck. Das Cabriolet F gleicht dem Typ E, hat jedoch zusätzlich Seitenfenster hinter den Hintertüren. Beide haben vier Türen. Die große Bandbreite der Ausführungen wird zumindest in der Serienfertigung selten von einer einzigen Baureihe komplett abgedeckt. So sind zum Beispiel die sechssitzigen Varianten E und F automatisch großen, repräsentativen Fahrzeugen vorbehalten. Außerdem gilt es für den Hersteller, die Zahl der Varianten bei Autos mit Serienkarosserie übersichtlich zu halten. Als Sonderanfertigung im Werk und vor allem als individuelle Karosserien unabhängiger Fahrzeugbauer, beispielsweise bei Balzer, Castagna, D’Jeteren & Frères, Farina, Geissberger, Hibbard & Darrin, Neuss, Papler, Saoutchik, Tschau und Van den Plas, entstehen allerdings bis in die 1950er Jahre hinein zahlreiche außergewöhnliche Cabriolets als Einzelstücke. Mercedes-Benz bietet in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg so gut wie alle Baureihen auch als Cabriolet an. Der Typ Stuttgart 200 ist in den Versionen A, B und C zu haben, der Stuttgart 260 dazu auch noch als Cabriolet D. Den Typ Mannheim gibt es als Cabriolet C und D, das besonders sportlich gezeichnete Zweisitzer-Cabrio A wird als „Sport-Cabriolet“ angeboten. 1954 debütiert der Typ 300 SL als Coupé. 1957 wird er vom Roadster abgelöst. Dieser offene 300 SL ist der Urvater einer seither ungebrochenen Traditionsreihe. Denn die SL-Baureihenfamilie hat in mehr als 50 Jahren die Kultur des offenen Automobils mit Klappverdeck in der Modellpalette von Mercedes-Benz lebendig gehalten. Noch ein anderer Mercedes-Benz Zweisitzer der 1950er Jahre trägt das Kürzel SL: Es ist der Typ 190 SL, abgeleitet von der Ponton-Baureihe W 120/121. Dieser schöne Roadster mit den Genen des Typ 190 setzt Maßstäbe für die formale Gestaltung offener Automobile seiner Epoche. Die Stellung des Cabriolets als exklusive Karosserieform betont Mercedes-Benz auch in den Baureihen 111 und 112 von 1961 bis 1971: Die Typen 220 SEb und 300 SE basieren auf der Karosserie des Coupés.
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