Dienstag, 8. Juni 2010 Generationenvergleich: S 63 AMG 35 trifft 300 SEL 6.8 AMG
Mercedes-Benz S 63 AMG Thirty-Five trifft 300 SEL 6.8 AMG. Im Frühjahr 2006 baute Mercedes-AMG ein Replikat des 300 SEL 6.8 AMG nach Originalunterlagen auf, um die einzigartige Erfolgsgeschichte lebendig zu halten.
Breit, spektakulär und im authentischen Rennwagen-Outfit, so präsentieren sich zwei ganz besondere S-Klasse Limousinen von AMG. Zum Renntourenwagen von 1971, dem 300 SEL 6.8 AMG, gesellt sich der S 63 AMG“Thirty-Five“. Mit identischem Sponsoring und der markanten Startnummer „35“ erinnert das neue High-Performance-Automobil an einen historischen Erfolg: Am 25. Juli 1971 überquerte der feuerrote Viertürer beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps als Zweiter die Ziellinie. Der Triumph gleich beim allerersten Renneinsatz machte AMG über Nacht weltberühmt. Am Steuer des AMG Tourenwagens,wechselten sich die erfahrenen Piloten Hans Heyer und Clemens Schickentanz ab. AMG war bei dem belgischen Langstreckenklassiker alles andere als Favorit: Die damaligen mächtigen Gegner hießen Ford Capri RS, BMW 2800 CS, Chevrolet Camaro, Opel Commodore und Alfa Romeo GTA. Keiner rechnete damit, dass die große Luxuslimousine aus Affalterbach mit den arrivierten Teams würde mithalten können.
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Bereits im Training zeigt der rote Viertürer sein Potenzial: Clemens Schickentanz überraschte mit der fünftschnellsten Trainingszeit. Startplatz fünf bei 60 Teilnehmern, das hatte von AMG niemand erwartet. 80.000 Zuschauer wunderten sich über die schnelle, rote Limousine mit dem langen Radstand – übrigens der einzige Mercedes im Starterfeld. Auf der Pole Position stand der favorisierte Chevrolet Camaro von Ivo Grauls und Peter Hoffmann, dahinter der Alpina-BMW 2800 CS von Niki Lauda/Gérard Larousse, daneben der erste Werks-Ford Capri mit Dieter Glemser und Alex Soler-Roig sowie der Schnitzer-BMW 2800 CS, gefahren von Rauno Aaltonen und Helmut Kelleners. Insgesamt 60 Renntourenwagen machten sich auf Zeitenjagd auf dem damals noch 14,1 Kilometer langen Ardennenkurs, pilotiert von so klangvollen Namen wie Hans-Joachim-Stuck, Jochen Mass, Toine Hezemans, Willy Kauhsen, Achim Warmbold und Rainer Braun. In der ersten Runde konnte sich Startfahrer Hans Heyer mit dem 300 SEL 6.8 AMG gleich hinter dem Ford Capri (Glemser/Soler-Roig) und dem Chevrolet Camaro (Grauls/Hoffmann) auf Platz drei behaupten. Nach einem turbulenten Rennverlauf mit einem Unwetter zu Mitternacht und zahlreichen Ausfällen überquerte die „35“ direkt hinter dem Werks-Capri von Glemser/Soler-Roig auf dem zweiten Platz die Ziellinie. Die AMG Limousine hatte in den 24 Stunden exakt 308 Runden zurückgelegt. Technische Probleme: Fehlanzeige. Die Sensation war perfekt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h war der 300 SEL 6.8 AMG für den schnellen belgischen Kurs maßgeschneidert. Innen herrschte mit den serienmäßigen Ausstattungsdetails wie Servolenkung, Luftfederung, Teppichen, Türverkleidungen und dem Armaturenbrett mit Edelholz-Zierteilen eine luxuriöse Atmosphäre. Die technische Basis für den AMG Rennwagen war der Mercedes-Benz 300 SEL 6.3. Mit einer Leistung von 184 kW (250 PS) bei 4000/min und einer Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h war die Luxuslimousine seinerzeit das schnellste deutsche Serienautomobil. Nicht nur die Hubraumerhöhung von 6330 auf 6835 cm3 brachte einen Leistungszuwachs auf 315 kW (428 PS) bei 5500/min und einen Drehmomentanstieg von 500 auf 608 Newtonmeter. Der unerwartete Gewinn beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps machte das 1967 gegründete Unternehmen AMG über Nacht bekannt. Danach trat der 300 SEL 6.8 AMG am 11. und 12. September 1971 in Paul Ricard zum 2x6-Stunden-Rennen an, begleitet von einem privat eingesetzten 300 SEL 6.3 mit AMG-Motor. Im März 1972 nahm der 300 SEL 6.8 AMG, jetzt gelb umlackiert, an den Vortests der 24 Stunden von Le Mans teil, ging aber beim Rennen im Juni nicht an den Start. Weitere Wettbewerbseinsätze gab es dagegen beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring im Juni 1972 und bei den 200 Meilen von Nürnberg am 6. August 1972 auf dem Norisring.
Wie sein historischer Vorgänger sorgt auch der neue S 63 AMG Showcar für Aufsehen. Die imposante Bereifung mit 275/35 R 20 und 325/30 R 20 Pneus an Vorder- und Hinterachse zieht die Blicke ebenso an wie die pro Seite um 4,5 Zentimeter verbreiterten Kotflügel. Die Startnummer 35 und praktisch alle Sponsoring-Aufkleber sind dem Original nachempfunden. Für Vortrieb sorgen der neue AMG 5,5-Liter-V8-Biturbomotor und das SPEEDSHIFT MCT 7-Gang-Sportgetriebe. Der Biturbomotor entwickelt 400 kW (544 PS) und 800 Newtonmetern. In Verbindung mit dem AMG Performance-Package steigen die Werte auf 420 kW (571 PS) und 900 Newtonmeter. Wesentlicher Unterschied zwischen beiden Leistungsstufen ist der von 1,0 auf 1,3 bar gesteigerte maximale Ladedruck. Mit einem vorläufigen Kraftstoffverbrauch von 10,5 Litern auf 100 Kilometer nach NEFZ ist der neue S 63 AMG um 3,9 Liter sparsamer als das Vorgängermodell mit AMG 6,3-Liter-V8-Saugmotor. Die Hochleistungslimousine beschleunigt von null auf 100 km/h in 4,5 Sekunden, die Spitze beträgt 250 km/h (elektronisch begrenzt). Mit AMG Performance-Package ist Tempo 100 nach 4,4 Sekunden erreicht, die Spitze liegt bei 300 km/h.
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