Dienstag, 28. September 2010 Moderne Klassiker: Mercedes S-Klasse Serie 116 (72-80)
Mercedes-Benz 300 SD der S-Klasse Baureihe 116, USA-Ausführung. Der Typ wurde von 1977 bis 1980 gebaut, die Baureihe 116 von 1972 bis 1980.
Schon ewig scheinen die Oberklasse-Limousinen der Marke Mercedes-Benz die Bezeichnung „S-Klasse“ zu tragen. Doch tatsächlich ist das erst seit 1972 der Fall: Damals debütiert die neue Oberklasse-Baureihe mit der unternehmensinternen Bezeichnung 116 offiziell unter dem Namen S-Klasse, zunächst mit den Typen 280 S, 280 SE und 350 SE. Im Jahr 1975 bringt die Marke ein neues Spitzenmodell heraus, das Maßstäbe in vielerlei Hinsicht setzt: Der Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 ist die hubraumstärkste Limousine der damaligen Zeit, und er bietet Fahrleistungen auf sportwagenähnlichem Niveau. Ebenfalls Maßstäbe setzt 1977 der Typ 300 SD: Er ist die erste Mercedes-Benz Oberklasse-Limousine mit Dieselmotor. Damals ist der Typ ausschließlich für den Export nach Nordamerika bestimmt. Doch er war ein Vorreiter – heute ist der Dieselantrieb in allen Klassen eine selbstverständliche Alternative zum Ottomotor.
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Die S-Klasse ist immer ein Innovationsträger gewesen und brachte zahlreiche Neuerungen der Automobiltechnik, die branchenweit Maßstäbe setzen. So auch die Baureihe 116. Im Prospekt des Jahres 1972 stellt die Marke selbstbewusst und treffend fest: „Mercedes-Benz Fahrzeuge wurden [...]auf ein so hohes technisches Niveau gebracht, dass es schwer erschien, noch einen deutlich sicht- und spürbaren Fortschritt zu erzielen. Es stimmt: Die Baureihe 116 punktet auf vielen Gebieten, beispielsweise mit Innovationen wie der Doppelquerlenker-Vorderachse, die erstmals 1969 im Erprobungsfahrzeug C 111 zum Einsatz gekommen war. Die S-Klasse ist konsequent nach den Ergebnissen der Sicherheitsforschung konstruiert, bis hin zum Innenraum, der an vielen Stellen mit Blick auf ein extrem geringes Verletzungsrisiko gestaltet ist. Der Kraftstofftank ist kollisionsgeschützt über der Hinterachse eingebaut. Und 1978 debütiert eine epochale Neuerung auf dem Gebiet der Sicherheit: Mercedes-Benz präsentiert in der S-Klasse der Baureihe 116 als Weltneuheit das Anti-Blockier-System ABS – ein langjähriger Traum der Ingenieure wird wahr. Die Zahl der innovativen Details lässt eine solche S-Klasse heute noch aktuell sein. Damit ist sie ein wahrer Moderner Klassiker. Dafür steht auch das Design der Baureihe: Es verortet die Fahrzeuge zwar deutlich in den 1970er Jahren, doch es wirkt immer noch keinesfalls archaisch. Gekonnt haben die Designer der Marke der Baureihe 116 die Linien mitgegeben, die sie während ihrer Laufzeit frisch gehalten haben – und bis heute frisch halten. Im Mai 1975 wird der Typ 450 SEL 6.9 als neues Spitzenmodell der Baureihe und legitimer Nachfolger des Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 präsentiert; der leistungsstarke 6,9-Liter-V8-Motor, entwickelt aus dem bewährten 6,3-Liter-Aggregat, erreicht eine Leistung von 210 kW und ein maximales Drehmoment von 56 mkg (549 Newtonmeter). Höchsten Fahrkomfort gewährleistet die erstmals bei einem Mercedes-Benz Pkw eingesetzte hydropneumatische Federung mit Niveauregulierung. Weitere Sonderausstattungen, die zum serienmäßigen Lieferumfang des Topmodells gehören, sind Zentralverriegelung, Klimaanlage und Scheinwerfer-Waschanlage. Wie sein direkter Vorgänger kann auch der Typ 450 SEL 6.9 auf Anhieb als voller Erfolg verbucht werden; obwohl er mehr als doppelt so teuer ist wie ein Typ 350 SE, werden in der viereinhalbjährigen Produktionszeit 7380 Exemplare gebaut. Zwischen November 1975 und Februar 1976 wird die Kraftstoff-Einspritzanlage der 2,8-Liter-, 3,5-Liter-und 4,5-Liter-Einspritz-Motoren umgestellt, um den mittlerweile auch in den meisten europäischen Ländern verschärften Emissionsgrenzwerten besser zu entsprechen. Von der elektronisch geregelten Bosch D-Jetronic wechselt man zur neu entwickelten, mechanisch geregelten Bosch K-Jetronic. Die Umstellung ist in allen drei Fällen mit geringfügigen Leistungseinbußen verbunden; beim 2,8-Liter-und beim 3,5-Liter-Motor wird gleichzeitig die Verdichtung etwas reduziert. Zur Wartungserleichterung erhalten die beiden V8-Motoren im Rahmen dieser Maßnahmen eine kontaktlose Transistorzündung und hydraulischen Ventilspiel-Ausgleich. Nachfolger der ersten S-Klasse Modellreihe werden die im September 1979 auf der auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt/Main präsentierten Typen der Baureihe W 126. Die Produktion der Baureihe 116 ist damit aber noch nicht beendet, sondern läuft, je nach Typ, erst zwischen April und September 1980 aus. Als letztes von insgesamt 473 035 gebauten Exemplaren dieser Modellreihe passiert ein Typ 300 SD die Endabnahme im Werk Sindelfingen.
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